UFBZ Reproductive Health

Der translationale Ansatz des UFBZ "Reproductive Health".

Sprecher: Prof. Dr. med. Frank Tüttelmann (Institut für Reproduktionsgenetik; Kontakt)
Sprecher: Prof. Dr. rer. nat. Timo Strünker (Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie; Kontakt)
Sprecherin: PD Dr. rer. nat. Nina Neuhaus (Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie; Kontakt)

Beschreibung des UFBZ

Ungewollte Kinderlosigkeit (Unfruchtbarkeit, Infertilität) ist eine weit verbreitete multifaktorielle Erkrankung und rückt als globales Gesundheitsproblem in den Mittelpunkt, da nach Angaben der WHO weltweit einer von sechs Menschen betroffen ist. Die klinisch fassbaren Ursachen dafür, auf natürlichem Wege kein Kind zeugen zu können, sind zu gleichen Teilen auf Faktoren beim Mann und bei der Frau zurückzuführen. Die Unfruchtbarkeit kann oft durch medizinisch assistierte Reproduktion (MAR) überwunden werden, bietet also betroffenen Paaren die Chance auf Elternschaft. In Deutschland werden ca. 3% aller Kinder mittels assistierter Reproduktion geboren, mit steigender Tendenz. Allerdings bleiben die zugrundliegenden, molekularen Ursachen der Unfruchtbarkeit von Männern, Frauen und Paaren nach wie vor weitgehend unklar, was eine spezifische Diagnose und die personalisierte, evidenzbasierte Behandlung oft unmöglich macht. Daher sind integrierte Forschungsansätze, die sowohl die Grundlagen der Reproduktion als auch die Pathomechanismen der Unfruchtbarkeit untersuchen, von zentralem medizinischem, wissenschaftlichem und öffentlichem Interesse.

Als Alleinstellungsmerkmal in der deutschen Hochschullandschaft ist Münster bekannt für multidisziplinäre und translationale Reproduktionsforschung sowie für die Behandlung von Fertilitätsstörungen mit besonderem Fokus auf dem Mann. Aufbauend auf diesen Errungenschaften gründen wir ein Universitäres Forschungs- und Behandlungszentrum (UFBZ) Reproductive Health – bestehend aus Grundlagenforschenden und klinischen Wissenschaftler*innen der Universität (Universität Münster, angesiedelt an der Medizinischen Fakultät, MFM), des Universitätsklinikums (UKM) und des Max-Planck-Instituts (MPI) Münster sowie einem Wissenschaftler der RWTH Aachen.

Zentrales Ziel des UFBZ ist, die genetischen, molekularen und zellulären Mechanismen aufzuklären, die die Bildung und Funktion des Hodens, die Produktion und Funktion der Spermien, den Befruchtungsprozess, die Embryonalentwicklung, die Einnistung und die Schwangerschaft steuern. Das UFBZ befasst sich auch mit onkologischen Themen, die auf der Ebene von Gonadentumoren, der zunehmenden Schnittmenge von Infertilitäts- und Onko-Genen und onkologischen Behandlungen, die Maßnahmen zur Fertilitätserhaltung erfordern, miteinander verknüpft sind. Zu diesem Zweck kombinieren wir interdisziplinäre Forschung in den Bereichen Molekular- und Zellbiologie, Physiologie, Epi/Genetik, Evolution, (Bio)Informatik und multimodale Datenanalyse. Der Schwerpunkt liegt dabei auf dem Menschen, wobei wir uns die enge Verbindung von Medizin, klinischer Wissenschaft und Grundlagenforschung zunutze machen, die im Rahmen früherer und aktueller Forschungsverbünde wie der DFG Klinischen Forschungsgruppe "Male Germ Cells" (KFO326) etabliert wurden.

Dieser einzigartige Rahmen ermöglicht Projekte, die sich auf detailliert charakterisiertes menschliches Material stützen, insbesondere von Paaren, die an Unfruchtbarkeit und damit zusammenhängenden Störungen leiden, und inspiriert Projekte an ausgewählten Modellen. Unser Ziel ist es, die Translation von Grundlagenwissen in die Klinik voranzutreiben, um eine frühzeitige Diagnose von Unfruchtbarkeit und Begleiterkrankungen zu ermöglichen, den Anteil evidenzbasierter Behandlungsentscheidungen für die medizinisch assistierte Reproduktion zu erhöhen und damit die klinische Versorgung unfruchtbarer Paare zu verbessern.