News

Verbesserte Betreuung als Ziel: Verbundprojekt untersucht Langzeit-Überleben nach Krebserkrankung

Erforschen im Projekt Optilater die Versorgungsrealität von Krebsüberlebenden: Dr. Alicia Başoğlu, Wissenschaftliche Mitarbeiterin, und Prof. André Karch, stellvertretender Direktor des Instituts für Epidemiologie und Sozialmedizin (Fotos: privat, WWU/Th. Hauss)

Essen/Münster (mfm) - Nach einer Krebserkrankung sind viele Menschen von unterschiedlichen Folgen der Erkrankung betroffen - und hierüber oft nicht ausreichend informiert oder gut genug versorgt. Dem will der Forschungsverbund Optilater den Kampf ansagen: Sein Ziel ist eine auf nationaler Ebene verbesserte und strukturiertere Langzeitbetreuung der großen und wachsenden Anzahl Krebsüberlebender. Das Konsortium wird vom Bundesgesundheitsministerium (BMG) in den kommenden drei Jahren mit rund 2,3 Mio. Euro gefördert und startet im Dezember 2022. Die Federführung liegt beim Westdeutschen Tumorzentrum Essen; beteiligt ist auch die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster.

Im Jahr 2017 wurden 4,65 Millionen Krebsüberlebende registriert. Dank verbesserter Therapiemöglichkeiten steigt die Zahl in allen Altersgruppen: 80 Prozent der erkrankten Kinder, Jugendlichen und jungen Erwachsenen und 60 Prozent der erwachsenen Krebsbetroffenen überleben heutzutage ihre Krebserkrankung. Doch viele der Betroffenen haben später mit Folgeerkrankungen und Spätfolgen zu kämpfen.

Unter der Leitung von Prof. Uta Dirksen und Prof. Viktor Grünwald wurde daher ein Projekt mit Expertinnen und Experten aus den Onkologischen Spitzenzentren und Universitäten in NRW, dem Landeskrebsregister NRW, dem Deutschen Kinderkrebsregister und zahlreichen überregionalen Patient:innen-Organisationen initiiert. Das Vorhaben mit dem Titel „Optilater“ wird in umfassenden Untersuchungen herausfinden, wie es um die aktuelle Versorgung von jungen und erwachsenen Krebsüberlebenden steht und was sich die Menschen ergänzend wünschen.

Welchen Versorgungsbedarf haben die unterschiedlichen Altersgruppen in der Zeit nach ihrer Krebsdiagnose? Und wie muss mit ihnen abhängig von Alter und Lebenshintergrund kommuniziert werden? Ziel ist es, diese Themen aufzuarbeiten und so langfristig den Weg für ein Programm für Überlebende nach Krebs aufzubauen. In sieben verschiedenen Arbeitsbereichen werden multidisziplinäre Teams die aktuelle Versorgung und die Fokusgruppen analysieren, die Inanspruchnahme und den Bedarf von Unterstützung bei Ernährung, Bewegung, Psychoonkologie, Sozialmedizin und spezialisierter Pflege untersuchen sowie Lücken in den aktuellen Versorgungs-Leitlinien identifizieren. Ziel ist es, neue Empfehlungen auszusprechen und eine neue Basis für eine diversitäts- und kultursensible Informations- und Beratungsstruktur für Krebsüberlebende zu schaffen.

Das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin der Westfälischen Wilhelms-Universität ist am Arbeitspaket 1 von Optilater beteiligt. „Unser Part besteht darin, die Versorgungsrealität von Patientinnen und Patienten mit Krebserkrankungen in Deutschland abzubilden. Das erfolgt vor allem mithilfe von anonymisierten Krankenkassendaten“, erläutert Prof. André Karch. In einem zweiten Schritt, so der klinische Epidemiologe und stellvertretende Institutsdirektor, folge dann eine Evaluation mit dem Ziel, den Status quo mit der in Leitlinien vorgeschlagenen optimalen Versorgung abzugleichen.

Folgendes könnte Sie auch interessieren: