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Über eine Million Euro für die Forschung an Epidemien: WWU Münster an fünf Modellierungs-Projekten beteiligt

Von Münster aus beteiligen sich Prof. Bernd Hellingrath, Veronika Jäger, Johannes Ponge, Phuong Huynh, Prof. André Karch und Sebastian Henke (v.l.n.r.) an Verbundprojekten zu Erforschung von Epidemien (Foto: WWU/M. Lebioda)

Münster(mfm/hh) – Bringen Schulschließungen etwas? Wo sollten Masken getragen werden? Wann können Einschränkungen auslaufen? Und vor allem: Wie können wir uns besser auf die nächste Pandemie vorbereiten? Seit Beginn der Corona-Pandemie 2020 werden solche Fragen in der Öffentlichkeit kontinuierlich diskutiert. Wo der öffentliche Diskurs keine Antworten findet, kann die Wissenschaft helfen. Daran wirkt auch die Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster verstärkt mit: Für die modellgestützte Forschung an Epidemien erhalten das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin und das Institut für Wirtschaftsinformatik mehr als eine Million Euro Förderung vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG).

Das interdisziplinäre Team des Epidemiologen Prof. André Karch und des Wirtschaftsinformatikers Prof. Bernd Hellingrath ist für die Forschungsarbeiten an der WWU verantwortlich. Die Arbeitsgruppe setzt modellgestützte Infektionsforschung ein, um Prognosen zum Infektionsgeschehen in gesundheitlichen Notlagen zu stellen. „Wir entwickeln computergestützte Vorhersagemodelle, die schnell und flexibel an eine neue Epidemie oder Pandemie angepasst werden können“, erklärt Karch. Die geförderten Projekte könnten über die aktuelle Pandemie hinaus Impulse für die modellgestützte Infektionsforschung in Deutschland geben.

OptimAgent: Ausbreitung von Infektionskrankheiten modellieren

Im größten Verbundprojekt OptimAgent (gefördert durch das BMBF) wird ein Computermodell der deutschen Bevölkerung entwickelt, das die Ausbreitung von Infektionskrankheiten untersucht. Einbezogen werden sollen demografische, soziale sowie psychologische Faktoren. Prof. Rafael Mikolajczyk und Prof. Alexander Kuhlmann von der Universität Halle-Wittenberg koordinieren das Projekt gemeinsam mit Prof. André Karch von der Universität Münster . Auch die FU Berlin, die Universität Lübeck, die Universität Leipzig, die Universität Trier, die TU Kaiserslautern, die Universität Wroclaw (Polen), die Universität Utrecht (Niederlande), das Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, die Universität Bielefeld, die UMIT Tirol (Österreich) sowie die Firma NET CHECK GmbH sind Teil des Verbundes.

SpaceImpact: COVID-19 Fallzahlen vorhersagen

Das DFG-geförderte Projekt SpaceImpact baut auf der EpiPredict-Plattform auf, die in den vergangenen Jahren von der Epidemiologie, der Wirtschaftsinformatik und der Virologie der Universität Münster entwickelt wurde. Ziel ist es, COVID-19-Fallzahlen regional vorherzusagen. Dafür werden verschiedene geografische Daten berücksichtigt. Prof. Bernd Hellingrath und Prof. André Karch leiten das fakultätsübergreifende Team an der Universität Münster und werden durch Prof. Christian Kray vom Institut für Geoinformatik unterstützt.

PROGNOSIS: Lieferketten sichern

Im Projekt PROGNOSIS (BMBF) untersucht das Team, wie die Belieferung von Krankenhäusern mit medizinischen Gütern wie Masken und Beatmungsgeräten in einer Pandemie resilient gestaltet werden kann. Dem von Projektleiter Prof. Markus Scholz von der Universität Leipzig koordinierten Konsortium gehören neben der Universität Münster auch Forschende der RWTH Aachen, der TU Dresden und der Universität Augsburg an.

RespiNow: Atemwegserreger eindämmen

Das BMBF-geförderte Verbundprojekt RespiNow befasst sich mit dem Effekt von bevölkerungsweiten Interventionen auf unterschiedliche, unabhängig voneinander zirkulierende Atemwegserreger. Die Untersuchungen setzen ein breites Spektrum methodischer Ansätze ein und bilden alle Aspekte von der Datenerhebung bis zur modellbasierten Vorhersage zukünftiger Gesundheitsbelastungen ab. Dr. Berit Lange forscht am Helmholtz-Zentrum in Braunschweig und koordiniert das Projekt. Weitere Partner sind neben der Universität Münster die Universität Heidelberg, das Max-Planck-Institut für Dynamik und Selbstorganisation in Göttingen, das Karlsruher Institut für Technologie (KIT), das Naturwissenschaftliche und Medizinische Institut in Tübingen (NMI), die Universität Köln, die Universität Halle-Wittenberg und die TU Kaiserslautern.

EpiAdaptDiag: Erkenntnisse zur Testgüte in Modellierung nutzen

Das DFG-geförderte EpiAdaptDiag-Projekt möchte die Nutzung von Erkenntnissen zur Güte diagnostischer Tests in dynamischen Infektionsausbreitungsmodellen verbessern. Dabei soll ein flexibles Studienkonzept entwickelt werden, das eine schnellere Entwicklung diagnostischer Tests sowie eine verbesserte Einbindung der Testergebnisse in die Echtzeit-Modellierung der Infektionsdynamik während einer Epidemie oder Pandemie ermöglicht. Prof. Antonia Zapf vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf und Prof. André Karch von der Universität Münster leiten das Projekt.

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