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Im Einsatz für Klima und Gesundheit: Franziska Köster will Zukunft nicht hinnehmen, sondern gestalten

Medizinstudentin Franziska Köster an einem Beobachtungsplatz in der „LIMETTE“: Von hier aus bewerten Lehrende der Medizinischen Fakultät, wie Studierende in den „Behandlungszimmern“ die Fallbeispiele des Praxistrainings absolvieren (Foto: Uni MS/N. Gais)

Münster (upm/jh) - In der „Klima-Limette“ lernen Medizinstudierende, wie sich der Klimawandel auf unsere Gesundheit auswirken kann. Co-Leiterin Franziska Köster, selbst Medizinstudentin, hat das Simulationstraining maßgeblich mitentwickelt. Im vergangenen November zeichneten die Ersatzkassen das Projekt mit dem Zukunftspreis aus.

Das Licht ist gedämpft. Hier und da dringt ein Flüstern durch den runden, schwarz gestalteten Raum. An den Wänden stehen zwölf kleine Tische mit Laptops und Telefonen. Durch große Glasscheiben fällt der Blick auf ebenso viele umliegende „Behandlungszimmer“. Konzentriert beobachten und dokumentieren Lehrende der Medizinischen Fakultät, wie Studierende in den etwa acht Quadratmeter großen Räumen „Fallbeispiele“ absolvieren, wie sie also mit Patientinnen und Patienten umgehen, deren Krankengeschichte erheben und Diagnosen stellen. Die Scheiben sind einseitig verspiegelt, damit nichts die Szenerie stört. Sechs Fälle müssen die angehenden Ärztinnen und Ärzte in kurzer Zeit unter möglichst realistischen Bedingungen bearbeiten. Der Ort: die „LIMETTE“ – das „Lernzentrum für individualisiertes medizinisches Tätigkeitstraining und Entwicklung“ am Malmedyweg in Münster. Die zu behandelnden Personen: allesamt Schauspielerinnen und Schauspieler.

Mitten im Beobachtungsraum steht Franziska Köster. Sie wirkt entspannt – alles läuft gut. An diesem Vormittag ist sie Studentin, Co-Dozentin und Organisatorin zugleich. Mit einigen Kommilitoninnen hat die 25-Jährige ein Simulationstraining entwickelt, das die Folgen des Klimawandels auf die Gesundheit des Menschen in den Mittelpunkt rückt – ein bisher kaum beachtetes Thema im Medizinstudium. Psychische Belastungen, hitzebedingte Kreislaufprobleme oder klimabedingt zunehmende Infektionen: Die vielfältigen Krankheitsmuster erfordern ein breites medizinisches Wissen sowie den Mut, eigene Unsicherheiten zu überwinden, wenn es darum geht, auch in unklaren Situationen zum Wohle der Patienten zu handeln. „Für uns werden die Folgen des Klimawandels im späteren Berufsleben sehr bedeutsam sein“, ist sie überzeugt. Umso wichtiger sei es, Medizinstudierende darauf vorzubereiten. „Vielen aus unserer Generation macht der Klimawandel Angst.“ Alles untätig hinnehmen? Das ist nicht ihre Sichtweise.

Bereits zu Schulzeiten engagierte sich Franziska Köster, die ihre Freizeit gerne in der Natur verbringt oder ungewöhnliche Sportkurse wie Kanu-Polo oder Akrobatik ausprobiert, ehrenamtlich in ihrer Kirchengemeinde. Nach dem Abitur machte sie ein freiwilliges ökologisches Jahr beim Umweltbildungsprojekt Arbeit und Ökologie in Bremen. „Ich habe mich schon immer gerne eingebracht und mir Projekte für Kinder und Jugendliche überlegt“, sagt sie über sich selbst.

Über Freunde kommt die gebürtige Bremerin kurz nach Beginn ihres Medizinstudiums zum Aktionsbündnis „Health for Future“ (HFF), ein Zusammenschluss von Menschen aus dem Gesundheitsbereich, die sich für den Klimaschutz einsetzen. Sie nimmt an Demos und Mahnwachen teil. „Ärzte genießen in der Gesellschaft großes Vertrauen. Dieser Rolle sollten wir uns bewusst sein“, betont sie. In der der HFF-Ortsgruppe Münster engagiert sie sich in der Arbeitsgruppe Lehre. Alles dreht sich um die Frage: Wie kann der Klimawandel Teil des Medizinstudiums werden? „Wir wollten keine Vorlesung, bei der man alles auswendig lernt und oft wieder vergisst, sondern ein cooles Format, etwas Anwendungsbezogenes“, erinnert sie sich.

Losgelöst vom Aktionsbündnis geht sie schließlich mit ihrer Kommilitonin Kyra Lilier und drei weiteren Studentinnen auf den ärztlichen Leiter der LIMETTE, Dr. Helmut Ahrens, zu. „Er war begeistert und hat uns zunächst in einem Workshop erklärt, wie aus unseren ersten Ideen ein Praxistraining werden könnte“, erzählt sie und lacht. „Wir hatten ja keine Ahnung, wie man lehrt.“ Im Wintersemester 2022/23 besteht das Pilotprojekt, das unter dem Namen „Klima-Limette“ firmiert, die Generalprobe und schafft es nach kurzer, intensiver Vorbereitung als klinisches Wahlfach in die Lehre der Medizinischen Fakultät. Zur Fallsimulation vor Ort gehören außerdem eine E-Learning-Einheit und ein Evaluationsseminar.

Im November 2023 zeichnet der Verband der Ersatzkassen das Projekt mit dem Zukunftspreis aus und bestätigt damit die Bedeutung der Initiative. Kurz vor dem Staatsexamen und dem Praktischen Jahr ist es Franziska Kösters größter Wunsch, dass die „Klima-LIMETTE“ auch nach dem Abschied des Initiatoren-Teams weitergeführt wird. Wohin ihr eigener Weg geht, ist noch ungewiss. Die Anästhesie oder die Allgemeinmedizin seien spannende Fachrichtungen. „Im Grunde wünschen sich doch alle Menschen, dass sie gesund bleiben. Ich möchte gerne einen kleinen Teil dazu beizutragen.“ Julia Harth (aus: Jahresheft „Zwölf Monate, zwölf Menschen“ der Universität Münster)

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