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Bundesweite Premiere: Medizinstudierende bereiten sich mit selbst entwickelter Lehrveranstaltung auf den Klimawandel vor

Ein Eindruck vom Probelauf der „Klima-LIMETTE“: Hinter Glasfronten simulieren Schauspielerinnen und Schauspieler klimabedingte Krankheitsmuster und Notfälle (Foto: hffms/Kyra Lilier)

Münster (mfm/hffms) –Trockene Sommer, Dürre, Überschwemmungen – der Klimawandel ist angekommen in Deutschland. Was er auch mittelbar an gesundheitlichen Risiken birgt, ist aber kaum Teil der gesellschaftlichen Debatte – und wird auch im Medizinstudium bislang nicht vermittelt. Doch unstrittig ist: Ob Notfallsituationen infolge Hitze oder psychische Belastung - der Klimawandel wird das Gesundheitssystem vor Herausforderungen stellen – und der medizinische Nachwuchs sollte darauf vorbereitet sein. Unterstützen kann dabei künftig die „Klima-LIMETTE“: Medizinstudierende der Universität Münster (WWU), organisiert in der Gruppe „Health for Future“ (HFF), haben innerhalb weniger Monate ein „klimawandelspezifisches“ Simulationstraining auf den Weg gebracht und das Konzept erfolgreich erprobt – das nun in den Stundenplan einzieht.

Anfangs war es nur eine vage Idee bei einem Treffen im Schlossgarten: Nach einer Evaluation der medizinischen Lehre zum Thema gesundheitliche Folgen des Klimawandels stand für HFF fest – es besteht Verbesserungsbedarf. Daraufhin haben sich insgesamt fünf Studierende unter der Leitung von Kyra Lilier und Co-Leitung von Franziska Köster zu einem Team zusammengefunden, um den Klimawandel in die universitäre Lehre zu integrieren – und nahmen dabei die Einrichtung in den Blick, in der die Medizinische Fakultät der WWU viele ihrer Simulationstrainings abhält. Gemeinsam mit dem ärztlichen Leiter der LIMETTE, Dr. Helmut Ahrens, hat das studentische Team eine praxisnahe Lehrveranstaltung entworfen. „Andere medizinische Fachdisziplinen nutzen LIMETTE-Trainings bereits seit Jahren erfolgreich in ihrer Lehre. Daher haben wir uns gedacht: Warum nicht auch wir?“, blickt HFF-Aktivistin Sina Sonntag auf das erste Projekt-Treffen zurück.

Das Ergebnis des mehrwöchigen ehrenamtlichen Engagements kann sich sehen lassen: Neben zwei „papiernen“ Fällen und fünf Simulationsszenarien entstanden interaktive Online-Module, in denen die Teilnehmenden nicht nur neue Krankheitsmuster im Kontext des Klimawandels kennenlernen, sondern auch wichtige hitzeassoziierte Notfallsituationen und die komplexen Zusammenhänge zwischen Klimawandel und Ernährung, Psyche und Migration. Unterstützung erhielt das HFF-Team vor allem durch das pädagogische und organisatorische Know-how von Dr. Ahrens und Dr. Jan Siebenbrock, welcher für die konzeptionelle und schauspielerische Leitung der „LIMETTE“ verantwortlich ist, sowie von zahlreichen Instituten der Fakultät.

Ob sich die Theorie auch in die Praxis umsetzen lässt, zeigte sich Ende letzten Jahres: Die „Klima-LIMETTE“ bestand die Generalprobe – trotz des kurzen Zeitraums zwischen Idee Realisierung. „Es lief so gut, dass ich selbst überrascht war. Das Feedback war so positiv, dass das Projekt eine Zukunft hat,“ resümiert Kyra Lilier. „Die „Klima-Limette“ ist als Pilotprojekt die erste Veranstaltung dieser Art in der medizinischen Lehre in Deutschland. Zusammen mit den beteiligten Instituten wird sie nun in den münsterschen Stundenplan integriert. Die Studierenden von HFF hoffen, Vorbild und Inspiration für weitere Medizinische Fakultäten zu sein. Ihr Zusammenschluss von Interessierten an den Themen Klimawandel und Gesundheit hat in Münster etwa 30 Mitglieder.

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