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Virtuelle Agenten ziehen ins Medizinstudium ein: Universität Münster stärkt mit Bund-Länder-Mitteln die künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung

War mit seiner Antragstellung bei der Bund-Länder-Initiative erfolgreich: Prof. Bernhard Marschall, IfAS-Geschäftsführer und Studiendekan der Medizinischen Fakultät (Foto: E. Wibberg)

Münster (upm) - Mit zwei neuen Programmen hält die Künstliche Intelligenz (KI) Einzug in die Hochschullehre an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Die WWU hatte zwei Anträge für die Bund-Länder-Förderinitiative „Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung“ gestellt und war in beiden Fällen erfolgreich. Das Verbundvorhaben „medical tr.AI.ning – Intelligente Virtuelle Agenten für die Medizinische Ausbildung“ unter der Leitung von Prof. Bernd Marschall (Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten) beinhaltet eine Kooperation mit der Universität des Saarlandes, der FH Münster und der Hochschule der Bildenden Künste Saar. Rund 2,6 Millionen Euro beträgt das Fördervolumen für dieses Projekt, davon fließen 1,1 an die WWU. Unterstützt wird außerdem das Vorhaben „Interdisziplinäres Lehrprogramm zu maschinellem Lernen – InterKIWWU“ aus der Physik unter der Leitung von Prof. Uwe Thiele (Institut für Theoretische Physik); für dieses gibt es knapp zwei Millionen Euro. Beide Projekte haben eine Laufzeit von vier Jahren.

„Die Förderung innovativer Lehre ist der Universität Münster ein wichtiges Anliegen. Wir freuen uns, dass über die Förderung Künstliche Intelligenz in zwei Lehrprojekten Eingang findet und die Studierenden davon maßgeblich profitieren“, betont Prof. Regina Jucks, Prorektorin für Studium und Lehre. Deutschlandweit fördern der Bund und die Bundesländer 40 Einzelprojekte von Hochschulen sowie 14 Verbundprojekte mehrerer Hochschulen mit einem Gesamtvolumen von 133 Millionen Euro.

Zu den geförderten WWU-Projekten

Das Verbundprojekt „medical tr.AI.ning – Intelligente Virtuelle Agenten für die Medizinische Ausbildung“ verfolgt als Ziel, eine KI-basierte Simulations- und Trainingsplattform aufzubauen. Die Plattform dient der Förderung des sogenannten „clinical reasonings“ (klinisch orientiertes logisches Denken) angehender Medizinerinnen und Mediziner durch den Einsatz von lebensnahen Virtual-Reality-Simulationen (VR; deutsch: virtuelle Realität).

Zum Hintergrund: Ärzte werden bereits zu Beginn ihrer Laufbahn mit komplexen Situationen konfrontiert und müssen unter herausfordernden Bedingungen weitreichende Entscheidungen treffen. Das Projekt erweitert die aktuellen Lehrkonzepte durch eine modulare virtuelle Trainingsplattform und unterstützt den Kompetenzerwerb durch eine individuelle, realitätsnahe und situative Erfahrungswelt. Das Training basiert auf „Face-to-Face“-Szenarien ärztlichen Handelns am virtuellen Patienten sowie auf inter- und intraprofessionellen Fachgesprächen. Intelligente und interaktive VR-Agenten dienen den Studierenden als Interaktionspartner. KI-Algorithmen steuern die Funktionalität und Vielfalt der VR-Agenten und erlauben durch interaktive Szenarien das Erleben und Erlernen alltäglicher und hochspezieller Situationen sowie die Anwendung ärztlicher Kernkompetenzen. Die nachhaltige Entwicklung dieses Projektes soll den Studierenden und Dozenten zugutekommen – insbesondere durch die Umsetzung einer Autoren-Toolbox, die es den jeweiligen Medizindidaktik-Experten ermöglicht, Änderungen einzubinden oder neue Szenarien zu entwickeln. Projektlaufzeit: Juni 2021 bis Mai 2024.

Ziel des Vorhabens „Interdisziplinäres Lehrprogramm zu maschinellem Lernen – InterKIWWU“ ist der Aufbau und die Erprobung eines abgestuften universitätsweiten Lehrangebotes zu maschinellem Lernen und KI mit grundlegenden, aufbauenden und fortgeschrittenen Modulen. KI wird dabei als interdisziplinäres Querschnittsthema gelehrt, das sowohl für Anwendungen in Wirtschaft und Verwaltung als auch in der Grundlagenforschung von grundlegender Bedeutung ist. Das Lehrprogramm soll es Studierenden ermöglichen, KI-Wissen aufzubauen, selbstständig anzuwenden und in verschiedene Anwendungsbereiche zu transferieren, um optimal für den Einsatz als KI-Fachkraft vorbereitet zu sein.

Zur Förderinitiative „Künstliche Intelligenz in der Hochschulbildung“

Mit ihrer Initiative wollen der Bund und die Länder KI in der gesamten Breite des Hochschulsystems stärken. Ziel der Förderung ist einerseits die Qualifizierung von zukünftigen akademischen Fachkräften durch die Implementierung von KI als Studieninhalt, beispielsweise durch die Entwicklung von Studiengängen oder einzelnen Modulen. Andererseits werden Hochschulen bei der Gestaltung von KI-gestützten Lern- und Prüfungsumgebungen gefördert. Über die Auswahl der Anträge entschied ein 32-köpfiges Gremium unter dem Vorsitz von Dr. Andrea Grimm (Aufsichtsrat IBM Deutschland GmbH), der Prof. Gesche Joost (Universität der Künste Berlin) und Prof. Manfred Prenzel (Universität Wien) als stellvertretende Vorsitzende zur Seite standen.

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