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Nach dem Nachtdienst übernächtigt zur Blutabnahme: 90 Teilnehmer bei „SchOW-Med“-Premiere

Gruppenbild mit Puppe: 90 Oberstufen-Schülerinnen und -Schüler machten mit bei der ersten Orientierungswoche der münsterschen Uni-Medizin (Foto: bm)

Medizinische Fakultät lud erstmals zu einem „Schnupperstudium“ ein
Münster (mfm/bm) - Medizin studiert man doch nur des Numerus clausus wegen, oder? Das Gegenteil bewiesen jetzt Oberstufenschüler aus dem gesamten Münsterland: Die Medizinische Fakultät der Universität Münster hatte erstmals zu einer „Schüler-Orientierungs-Woche“, kurz: SchOW-Med“, eingeladen - und alle 90 Plätze waren umgehend ausgebucht. Statt eine ruhige Ferienwoche zu verbringen, investierten die angehenden Abiturienten diese Zeit in ein „Medizinstudium light“. Neben Vorlesungen, Kursen und Praktika gehörten sogar zwei Klausuren und ein Nachdienst zu dem eigens zusammengestellten Programm.
„Mit erstaunlichem Enthusiasmus und Engagement saugten die Teilnehmer die intensiven Eindrücke aus den verschiedensten Bereichen der Medizin auf“, bilanziert Studiendekan Dr. Bernhard Marschall die Premiere, der nun weitere Orientierungswochen folgen sollen. Die Schüler opferten für SchOW-Med nicht nur ihre Herbstferien, sondern nahmen teils über zweistündige Anfahrtswege in Kauf. „Eine super Gelegenheit, sich über das Studium, den Beruf als Mediziner und die Anforderungen an einen Arzt zu informieren“, meinte eine Teilnehmerin. „Dabei war die Woche nicht als Werbung ausgelegt“, so Marschall zum Konzept. Werbung wäre derzeit auch fehl am Platze: Münster verzeichnet rund 18 Bewerber pro Studienplatz und zählt damit beliebtesten Medizin-Studienstandorten Deutschlands.
Marschall: „Mit der Orientierungswoche wollten den Interessenten einen möglichst realistischen und ungeschönten Einblick in den Studien- und Berufsalltag vermitteln, um so die Berufswahl auf eine vernünftige Basis zu stellen“. Hierfür sei das das volle Pensum eines vierstündigen Vorlesungsprogramms pro Tag angesetzt worden. Hochschullehrer aus den verschiedensten Bereichen der Medizin, wie der Vorklinik, den operativen, aber auch den konservativen Fächern, dazu den klinisch-theoretischen Disziplinen, trugen jeweils zu einem ausgewählten Tagesthema vor. Ein Teil aller Vorträge war für die Darstellung des eigenen Berufsalltages, die besonderen Karrieremöglichkeiten und die speziellen Belastungen in dem jeweiligen Fach reserviert.
Auch bei den praktischen Kursen am Vormittag wartete so manche Herausforderung. Beispielsweise wurden die Aspiranten durch spezielle Anzüge „künstlich“ gealtert, so dass sie die Lebensumstände älterer Patienten nachempfinden konnten: eingeschränkte Sicht, krummer Rücken und steife Glieder. Darüber hinaus erhielten sie eine erste Einweisung in die körperliche Untersuchung, diagnostizierten ihren ersten - natürlich virtuellen - Patienten und sammelten Erfahrungen in der Ultraschall-Diagnostik. Wie im echten Studentenleben wartete am Ende der Orientierungswoche eine ernsthafte Klausur.
Als besonders „hart“ erwies sich der letzte Tag des Schnupperstudiums, an dem ein Nachtdienst angesetzt war. Nach einem vollen Tagespensum konnten sich die Schüler noch bis in die Nacht hinein mit Notfällen auf der Station, in der Poliklinik und im OP auseinandersetzen. Erst spät konnten sie sich in die mitgebrachten Schlafsäcke zurückziehen – aber nicht lange: Nach kurzem Schlaf wartete eine akute Blutentnahme (an einem Gummi-Arm) auf die Teilnehmer. „Auch das gehört eben zum Berufsbild des Arztes“, sagt Marschall. Sichtlich angeschlagen von einem weiteren Konzentrationstest in den frühen Morgenstunden, aber immer noch voller Begeisterung für die Medizin, ging es danach zurück in die Heimatorte. „Abgeschreckt von seinem Traumberuf wurde wohl niemand. Aber vielleicht konnte die Woche das eine oder andere Klischee von „Halbgöttern in Weiß“ durch ein realistisches Berufsbild ersetzen“, meint Studiendekan Marschall.

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