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Schon 1805 schrieb einer ab: „Plagiatsjägerin“ Prof. Debora Weber-Wulff hält Vortrag an der Universität Münster

Prof. Debora Weber-Wulff (Foto: privat)

Münster (mfm/tb) - Eigentlich ist sie Professorin für Medieninformatik. Außerhalb der Fachwelt bekannt ist Debora Weber-Wulff aber vor allem durch ihre „Nebentätigkeit“: Die Wahl-Berlinerin mit amerikanischen Wurzeln ist, wie „Zeit Online“ über sie schrieb, die „wohl bekannteste Plagiatsjägerin Deutschlands“. Auf Einladung der Medizinischen Fakultät der Universität Münster – der sie eine größere Zahl von Verdachtsfällen meldete – kommt Weber-Wulff nun für einen Vortrag nach Münster: Am Freitag, dem 14. November, spricht sie im Dekanatshörsaal (Domagkstraße 3) über „Promotion und Plagiat in der Medizin“. Die Veranstaltung beginnt um 16.00 Uhr und ist offen für alle Interessenten.
Plagiatsvorwürfe in der Medizin sind nichts Neues: Schon 1805 wurde in der "Medicinisch-chirurgischen Zeitung" ein Artikel publiziert, der eine in Halle an der Saale eingereichte Dissertation als Plagiat entlarvte und einen Vorschlag machte, wie Mediziner zweckmäßiger zu prüfen wären - aus Sicht des Autors ohne Dissertation. „In einer Stellungnahme des Wissenschaftsrats von 2004 stellt dieser fest, dass medizinische Dissertationen oft nicht das wissenschaftliche Niveau erreichen, das in anderen Disziplinen üblich ist und eher auf der Ebene der ‚Pro-forma-Forschung’ bleiben“, schildert Weber-Wulff. Dennoch würden immer noch bis zu 80 Prozent der Absolventen in diesem Fach promovieren.
„Wenn dann Plagiatsstellen in den oft sehr überschaubaren Arbeiten festgestellt wurden, hielt man diese meistens für ‚Singularitäten’“, kritisiert die Informatik-Professorin, die selbst (im Nebenfach) Medizin studiert hat. „Vertiefte Untersuchungen haben aber gezeigt, dass viel plagiiert wird und von den verschiedensten Quellen.“ Wie Plagiate vermieden werden können und was -  speziell in der Medizin - getan werden muss, um die Qualität der Arbeiten deutlich anzuheben, steht im Mittelpunkt ihres Vortrages. Dieser ist Teil des „Promotionsbegleitenden Medizinerkollegs“ (MedK), an dem 25 viel versprechende Nachwuchsforscher teilnehmen und bis zur Promotion von Mentoren begleitet werden. Um eine breite Diskussion über das Plagiatsproblem zu ermöglichen, macht die Medizinische Fakultät diesen MedK-Programmpunkt öffentlich.
Prof. Dr. Debora Weber-Wulff, geboren 1957 in den USA, arbeitete nach dem Informatik-Studium zunächst mehrere Jahre als Software-Ingenieurin in der IT-Branche. 1989 wechselte sie in die Forschung, promovierte im Fach Theoretische Informatik und wurde 1993 zur Professorin für Programmiersprachen und Softwaretechnik an der TFH Berlin ernannt. Seit 2001 lehrt Weber-Wulff Medieninformatik an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin; ihr Forschungsschwerpunkt ist das E-Learning. Für das Internetlexikon Wikipedia schreibt sie schon seit 2004 als „WiseWoman“. Dieses Pseudonym benutzt sie auch für die 2011 begonnene Mitwirkung bei „GuttenPlag Wiki“ und „VroniPlag Wiki“, zwei Internet-Plattformen, die zur Aufdeckung von Plagiatsfällen eingerichtet wurden. In verschiedenen Gremien war oder ist Debora Weber-Wulff beratend für Wissenschaftsorganisationen tätig, so für die Hochschulrektorenkonferenz, die Gesellschaft für Informatik sowie die Sachverständigenkommission zur Überprüfung von Berufungsverfahren im Land Brandenburg.

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