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Psychische Erkrankungen: alles nur "biologisch“? Vortrag von Prof. Gerhard Roth über seine kontroversen Thesen

Referiert in Münster: Prof. Gerhard Roth (Foto: Uni Bremen)

Münster (mfm/pc) – Der bekannte Hirnforscher und Buchautor Gerhard Roth kommt nach Münster. „Sind psychische Krankheiten nichts anderes als Hirnerkrankungen?“ heißt der Titel seines Vortrags am Dienstag, 6. Dezember, um 18 Uhr im Erbdrostenhof an der Salzstraße. Die öffentliche Abendveranstaltung gehört zu einer Fachtagung, die das Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin (EGTM) der Medizinischen Fakultät der Universität unter der Leitung von Professor Dr. Bettina Schöne-Seifert zusammen mit dem Max-Planck-Institut für molekulare Biomedizin ausrichtet.
Dr. Dr. Gerhard Roth, Professor für Verhaltensphysiologie und Entwicklungsneurobiologie am Institut für Hirnforschung der Universität Bremen, ist vor allem durch Bücher wie „Das Gehirn und seine Wirklichkeit“ (1994) und „Persönlichkeit, Entscheidung und Verhalten“ (2007) bekannt. In den öffentlich geführten Debatten um Geist und Willensfreiheit des Menschen vertritt Gerhard Roth die Position, dass es einen vom Körper unabhängigen Geist nicht gebe.
Durch Molekularbiologie und medizinische Bildgebung ist das Wissen um die Funktionsweise des menschlichen Gehirns in den vergangenen 15 Jahren enorm gewachsen. Roth zieht aus diesen Erkenntnissen den Schluss, dass unser psychisches Erleben nichts anderes sei als das Produkt der biochemischen Vorgänge in unserem Kopf. „Wenn es keine Trennung von Körper und Geist gibt, was ist dann aus neurobiologischer Sicht überhaupt eine psychische Erkrankung? Und wie behandelt man sie am besten?“, gibt Dr. Marco Stier vom EGTM einen Ausblick auf die Fragen, die Roth in seinem Vortrag aufwerfen wird. „Welche Berechtigung hat dann überhaupt noch die Psychotherapie? Und wie groß ist der jeweilige Anteil von genetischen Prägungen sowie Umwelteinflüssen an der Entstehung einer Hirnerkrankung?“
In Roths Biographie spielt die Domstadt übrigens eine wichtige Rolle: Ab 1963 studierte er als Stipendiat der Studienstiftung des deutschen Volkes in Münster und Rom die Fächer Musikwissenschaft, Germanistik und Philosophie und wurde 1969 in Philosophie promoviert. Anschließend begann er im kalifornischen Berkeley ein Studium der Biologie, das er 1974 an der Universität Münster mit einer zweiten Promotion in Zoologie abschloss.

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