Münster hoch drei: Eine ganze Familie studiert(e) Medizin an der WWU

Familentreffen in Münster: Dr. Peter Witte, Felix und Thorben (v.l.n.r.) in einem Hörsaal der Medizinischen Fakultät (Foto: HMS)

Münster (mfm/hms) - Dass der Beruf der Eltern häufig Einfluss auf die Berufswahl hat, ist auch bei Medizinstudenten nicht neu. Außergewöhnlich ist aber, wenn gleich beide Söhne in die beruflichen Fußstapfen des Vaters treten wollen, mit Anstrengung und Glück zwei der hoch begehrten Studienplätze ergattern und nun in derselben Stadt Medizin studieren, nämlich in Münster – wie schon ihr Vater genau 30 Jahre zuvor.

Dass es Peter Witte 1985 in die Stadt zog, die die Vereinten Nationen Jahre später zu einer der „lebenswertesten der Welt“ erklärten, hatte zunächst einen ganz banalen Grund: Der gebürtige Mindener wollte zum Studium in Nordrhein-Westfalen bleiben – und Münster war nicht weit von Ostwestfalen entfernt. Nach einem ersten Besuch von Stadt und Universität kamen schnell andere Gründe dazu: „Spätestens, als ich über den Prinzipalmarkt ging, war klar: Münster wird es“, erinnert sich Peter Witte. Ein bisschen Glück brauchte es noch, aber der Antrag bei der staatlichen Vergabestelle ging durch und Witte konnte sein Studium am Wahlort antreten.

In besonders guter Erinnerung ist ihm das praxisorientierte Studienmodell geblieben, das Dekan Prof. Dietrich Habeck ab Mitte der 1980er Jahre einführte und das als „Münstersches Modell“ in die Fachliteratur einging. Erstmals übten die Studierenden damals beispielsweise in Praktika und per Videomitschnitt, wie man am besten mit Patienten kommuniziert. Inzwischen längst Standard und im „Studienhospital Münster“ fortgeführt, war das damals eine absolute Innovation und ein großer Schritt hin zu einer praxisgerechteren Medizinerausbildung.

Zurück zu Peter Witte: Den zog es nach der Teilapprobation 1991 und der Promotion in Mainz wieder in seine Heimatstadt Minden, wo er eine Facharztausbildung in Innerer Medizin begann. Seinen Facharzt in Pneumologie setzte er im Heidehaus in Hannover fort, einer der größten pneumologischen Kliniken in Deutschland. Doch nach einigen weiteren Stationen rief erneut die Heimat: Seit 2006 überwacht Witte als Leiter des Gesundheitsamts Minden Hygienestandards und kümmert sich mit einem 61-köpfigen Team, darunter 14 Ärztinnen und Ärzte, um die Bekämpfung von Infektionen zwischen Porta Westfalica und Stemwede.

Die Brücken nach Münster hat der Mindener nie abgebrochen. Zum Zoobesuch, Einkaufsbummel, Weihnachtsmarkt oder zu Veranstaltungen des Alumni-Vereins MedAlum (dem Witte als eines der ersten Mitglieder beitrat) kommen er und seine Familie immer wieder in die Domstadt. Neuerdings gibt es auch familiäre Gründe: Seit Ende 2014 leben beide Söhne hier und studieren Medizin. War der Vater dafür Vorbild? Ja, aber das sei nicht der ausschlaggebend gewesen, sagen Felix (18) und Thorben Witte (20) übereinstimmend. Medizin sei in ihrer Kindheit aber natürlich Thema am Esstisch gewesen, weshalb die Studienwahl sehr fundiert erfolgen konnte: „Wir kennen die Vor-, aber auch die Nachteile des Medizinerdaseins durch eigene Anschauung“, so Felix Witte, und sein Bruder Thorben fügt hinzu: „Für manche ist Cristiano Ronaldo ein Vorbild, für mich ist es mein Vater.“

Aber warum gerade Münster? Thorben Witte, derzeit im dritten Semester, traf seine Entscheidung nach einer Informationsveranstaltung von Studiendekan Dr. Bernhard Marschall. „Besonders die Semestergröße finde ich hier toll“, schwärmt er. Während sich andernorts Hunderte im Hörsaal drängen, nimmt die Medizinische Fakultät der Universität Münster auch im Sommer Studierende auf und kann die Kohortenstärke dadurch auf nur etwa 140 angehende Mediziner halbieren. „Man ist hier also nicht nur einer von vielen“, lobt Thorben Witte. Und auch Felix, der erst seit wenigen Monaten Student ist, hat bereits diese Beobachtung gemacht: „Man weiß einfach, dass man hier gut aufgehoben ist.“ Dass beide jungen Männer nun in Münster studieren können, ist alles andere als selbstverständlich – schließlich kamen dort beispielsweise im letzten Sommersemester 26 Bewerber auf einen Studienplatz (AdH-Quote). Doch die beiden setzten alles auf eine Karte, nannten als Münster als erste Ortswahl (was die Fakultät zur Voraussetzung macht) und meisterten diese Hürde. Thorben Witte ergatterte seinen Platz dank des speziellen Auswahlverfahrens der Medizinischen Fakultät, obwohl er gegen die Konkurrenz des doppelten Abiturjahrgangs im letzten Jahr antreten musste. Sein Bruder schaffte es über die Abiturbestenquote in den Studiengang.

Mit Hürden kennen sich die jungen Männer ohnehin gut aus: Als begeisterte Leichtathleten verbringen sie ihre komplette Freizeit auf Sportplätzen und in Sporthallen – auch das nach Vorbild des Vaters, der sich früher dort ebenfalls tummelte. „Aber ich startete locker drei Ligen tiefer als meine Söhne“, lacht Peter Witte. Sohn Thorben wurde 2014 Westdeutscher Vizemeister im 110-m-Hürdenlauf und Sohn Felix trainiert an der Uni Münster mit dem Status „Spitzensportler“. Am selben Tag, an dem er die Zusage für Münster bekam, trat er bei den Deutschen Meisterschaften in Bochum an und wurde Vierter über die 400 m Hürden bei den U20-Jugendlichen. Er gehört außerdem zum NRW-Kader für 400 m Hürden und trainiert für die Qualifikation für die Europameisterschaft. Dafür geht es für ihn jeden Abend nach den Vorlesungen und Übungen noch auf den Sportplatz. „Glücklicherweise wohnen wir ziemlich nah an den Sportplätzen, sonst wäre die Fahrerei wirklich zu viel“, seufzt Felix Witte. Medizin, Münster und Leichtathletik – die Familienbande können die drei Wittes angesichts dieser Gemeinsamkeiten jedenfalls nicht leugnen.

(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Die Hinweise stammen aus dem Absolventenregister von MedAlum.)

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