Drahtesel statt Dentalmedizin: Zahnarzt Amir Marouf radelt in 26 Tagen von Münster nach Lissabon
Münster (mfm/sw) – Erst die (Doktor-)Arbeit, dann das Vergnügen: Der frisch approbierte Zahnarzt Amir Marouf, Absolvent der Medizinischen Fakultät der WWU Münster, hat knapp vier Wochen lang den Arztkittel gegen Fahrradkleidung und seinen geliebten Football gegen ein bequemes Zweirad getauscht. Täglich brachten er und sein bester Freund, Maximilian Weldert, rund 120 Kilometer auf ihren Sätteln hinter sich. Die Idee: in 26 Tagen von Münster nach Lissabon. Dabei machten die beiden Freunde dort Halt, wo es ihnen gefiel – so in Paris, Bilbao und Porto. 2.600 Kilometer und 26 Tage später zieht Marouf eine klare Bilanz: „Das ist eine hammer Art zu reisen – und eine, die nach Wiederholung ruft“.
Fünf Jahre Zahnmedizinstudium verdienen eine Belohnung, dachte sich Amir Marouf – und schenkte sich die Reise selbst zum bestandenen Examen. „Ich wollte unbedingt etwas Verrücktes machen“, so der 26-jährige zur Idee der Radtour. Warum ausgerechnet Portugal das Ziel wurde, kann sich der Hobby-Footballer nicht erklären: „Fragen Sie mich nicht – die Idee kam mir einfach so. Und dass die Wahl auf Lissabon fiel, bereue ich kein Stück“. Marouf ist auch in seiner Freizeit sportbegeistert, darum wollte er sich bei der Tour ebenfalls einer sportlichen Herausforderung stellen – mit positivem Nebeneffekt: Statt wie üblich das Flugzeug zu nutzen, traten die beiden Münsteraner in die Pedale – und fanden dabei mehr zu sich selbst, als sie es je mit dem Jet gekonnt hätten.
Los ging es in der Heimatstadt des jungen Zahnmediziners: Die Domstadt Münster markierte den Start der Rad-Fernreise. Das Fortbewegungsmittel der Wahl war ein Liegerad: „Maximilian ist Spezialist für solche Ausführungen, daher lag die Entscheidung nahe“, so Marouf. Die Vorteile: mehr Komfort, Entlastung für den Rücken, eine höhere Geschwindigkeit und eine bessere Verteilung des Gewichts. Doch ein solches Gefährt ist Gewöhnungssache: „Die Balance zu halten ist gar nicht so einfach, daran musste ich mich erst einmal gewöhnen“. Zwar konnten die beiden Münsteraner grundsätzlich schneller fahren, stießen mit der neuen Art zu reisen aber auch an ihre Grenzen: In Spanien mussten sie viele hohe Berge bezwingen – keine leichte Sache mit einem Liegerad: Erhöhte Trittfrequenz und kleine Übersetzung sind eine ideale Kombination für einen ordentlichen Muskelkater.
Das erste große Ziel: Paris. Nach etwa fünf Tagen erreichten die Freunde die französische Hauptstadt. Statt direkt weiterzufahren, genossen Marouf und Weldert für zwei Nächte das französische Savoir-vivre und machten sich dann mit dem Zug auf den Weg nach La Rochelle, einer Küstenstadt in Südwestfrankreich etwa 200 Kilometer nördlich von Bordeaux. „In jeder Stadt, in der es uns gut gefiel, blieben wir zwei Nächte. Paris war eine davon – und die Fahrradstrecke dahinter bis nach La Rochelle leider weniger schön. Daher haben wir ausnahmsweise Radweg gegen Schiene getauscht und die Kraft für Spanien geschont“, erzählt Marouf.
Zurück ging es für Marouf und Weldert mit dem Flugzeug – ganz klimaneutral war die Reise also nicht. Die nächste ist aber schon in Planung – und eine optimierte Ökobilanz ebenfalls: „Wir möchten die Ostsee umrunden, mit Start in Berlin und dieses Mal komplett ohne Flugzeug“. Bis dahin geht es für den gebürtigen Jerusalemer aber erst einmal in die Zahnarztpraxis: Ab November startet er in Münster-Mecklenbeck seine Assistenzarztzeit. Aktuell betreut er drei Studierende der Medizinischen Fakultät bei einer Famulatur in Madagaskar. Bevor der Ernst des Lebens ihn wieder einholt, genießt Marouf noch ein paar Tage Urlaub am Strand – um dann erholt ins Berufsleben einzusteigen.
(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Porträt-Reihe "Köpfe der Fakultät" fort. Mehr zu dem Verein erfahren Sie hier.)