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„Geburtshelfer“ im Ruhrgebiet: Vor 50 Jahren wurde die Uni-Klinik Essen als Teil der Uni Münster gegründet

Vorderseite der Medaille zur Gründung des Klinikums Essens aus dem Nachlass des 1963/64 amtierenden WWU-Rektors Prof. Heinz Bittel. Die Medaille wurde dem Uni-Archiv von Bittels Witwe geschenkt (Foto: privat)

Münster (mfm/mk) – Zwei Medizinische Fakultäten an einer Universität? Was heute kurios anmuten würde, war in Münster fünf Jahre lang Realität. Vor genau 50 Jahren, am 04. November 1963, wurde die Uniklinik Essen als zweite Medizinische Fakultät der Universität Münster (WWU) gegründet, nachdem auf Initiative der damaligen Landesregierung im Ruhrgebiet mehr Hochschulen entstehen sollten. In der Aufbauphase stellten die münsterschen Wissenschaftler ihre Erfahrungen zur Verfügung, bis die dann eigenständig funktionierende Essener Fakultät in die neugegründete Ruhr-Universität Bochum integriert wurde.
1959 hatte die Düsseldorfer Landesregierung beschlossen, dass in ganz Nordrhein-Westfalen neue Hochschulen und medizinische Ausbildungsstätten entstehen sollten. Als Fundament dafür bot sich in Essen das bereits existierende Krankenhaus an, zumal bereits Universitätsstandorte in den umliegenden Städten Bochum und Dortmund geplant waren. Am 04. November 1963 war es dann so weit: Das Universitätsklinikum Essen wurde als zweite Medizinische Fakultät der Universität Münster gegründet – eine ungewöhnliche Entscheidung, die die Grenzen der Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen überschritt und die zu einer schnellen Etablierung des Forschungs- und Lehrbetriebs führen sollte.
Die Medizinische Fakultät in Münster bestand zu diesem Zeitpunkt schon seit fast 40 Jahren und zählte, wie heute, zu den größeren ihrer Art in Deutschland. Diese Voraussetzungen machten sie zu einem passenden „Geburtshelfer“ für das neue Essener Universitätsklinikum. „Man hatte in der Verwaltung aber noch keine große Erfahrung mit Wissenschaftlern“, erinnert sich der damalige Leiter der neuen Abteilung für Hämatologie, Prof. Günter Brittinger, in einem WAZ-Interview. Abläufe und Organisation einer Medizinischen Fakultät und eines Universitätsklinikums mussten erst noch erprobt werden, bevor sich ein funktionierender Betrieb und das Zusammenspiel der drei Säulen Krankenversorgung, Forschung und Lehre etablieren konnte. Im September wurden dafür elf Chefärzte des Essener Krankenhauses zu ordentlichen Professoren der Universität Münster ernannt. Neben dem Dekan der Medizinischen Fakultät Münster, Prof. Heinrich Reploh, wurde Prof. Walter Müller zum Gründungsdekan der Fakultät Essen.
Schon am 4. November 1963, um sieben Uhr morgens, versammelten sich die ersten 70 Studierenden der Medizinischen Fakultät Essen der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster zu ihrer ersten Vorlesung. Tatkräftig unterstützt vom münsterschen Personal, das in Fragen von Verwaltung und Organisation, aber auch wissenschaftlichem Know-how weiterhalf, entwickelte sich am Standort Essen rasch eine eigenständige und erfolgreiche Medizinische Fakultät. Im Jahr 1967 wurde die Essener Fakultät dann in die junge Bochumer Universität eingegliedert, bevor sie 2003 ihre endgültige Heimat in der fusionierten Universität Duisburg-Essen fand. Längst hat sich die Fakultät als wissenschaftliche Einrichtung im deutschen Forschungsbetrieb etabliert, von der nicht nur die Region Ruhrgebiet profitiert. Wenn anlässlich des Jahrestages in Essen die Korken knallen, können sich auch die münsterschen Uni-Mediziner ein wenig mit freuen.

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