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Das "Paper of the Month" 08/2022 geht an: Dr. Dogus Darici aus dem Institut für Anatomie und Molekulare Neurobiologie

Medizinstudentin Agnes Yüeh-Dan Schneider, Dr. Dogus Darici, Prof. Bettina Pfleiderer und Prof. Markus Missler (v.l.n.r.) vor dem PAN-Zentrum (Foto: privat)

Für den Monat August 2022 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der WWU Münster an:
 

Dr. Dogus Darici aus dem Institut für Anatomie und Molekulare Neurobiologie für die Publikation:

Are stereotypes in decline? The portrayal of female anatomy in e-learning

Darici, D; Schneider A-D; Missler, M; Pfleiderer, B.
JUL 2022 | ANATOMICAL SCIENCE EDUCATION

 

Begründung der Auswahl:
In diesem Paper wird der Rückgang weiblicher Stereotypen in anatomischem Lehrmaterial durch Einführung von E-Learning-Plattformen untersucht. Neben der gesellschaftlichen Relevanz des Themas zeigt der Beitrag die Breite der Forschung an der Medizinischen Fakultät in Münster.

 

Zu Hintergrund, Fragestellung und Bedeutung der Publikation:

Studierende der Medizin lernen die Anatomie des menschlichen Körpers häufig anhand von Abbildungen in Lehrbüchern. Die dargebotenen Darstellungen vermitteln jedoch nicht nur anatomisches Wissen, sondern prägen auch die impliziten Normvorstellungen von den Medizinstudierenden. Vorbefunde aus dem englischsprachigen Raum zeigten, dass weibliche Abbildungen dabei besonders häufig von stereotypisierten Darstellungen betroffen sind.

Anhand einer Inhaltsanalyse untersuchten wir 3767 Abbildungen aus 10 populären deutschsprachigen Büchern und fanden einen vergleichbar hohen Bias wie im englischsprachigen Raum. So zeigten nur knapp 30 % der Abbildungen aus Textbüchern und Atlanten einen weiblichen Körper. Das Verhältnis Mann-Frau wies in einem Atlanten sogar eine Verzerrung von ca. 7:1 auf. Frauen wurden hauptsächlich in Kapiteln zum Reproduktionstrakt und überzufällig häufig von einer kaudalen Perspektive, d.h. einer Ansicht von unten, gezeigt. Weiterhin fanden wir, dass sich der Bias in e-learning Plattformen verändert. So waren hier 66 % der Abbildungen weiblich, die häufiger in einer Ganzkörperperspektive und außerhalb des Reproduktionstraktes gezeigt wurden.

In deutschsprachigen Anatomiebüchern finden sich Hinweise auf Stereotype, die den weiblichen Körper vorallem im Kontext von Sexualität und Reproduktion abbilden. Mit dem Aufkommen von digitalen Plattformen zeichnet sich erstmalig ein gegenläufiger Trend ab, das neue Chancen für die Reduzierung von Geschlechtsstereotypen in der Medizin bietet.

 

Background and fundamental question of the publication:

Medical students often learn anatomy of the human body from illustrations in textbooks. However, the illustrations not only provide anatomical knowledge, but also shape the medical students' implicit conceptions of norms. Previous findings from the English-speaking world showed that female illustrations are particularly frequently affected by stereotyped representations.

Using a content analysis, we examined 3767 illustrations from 10 popular German-language books and found a comparably high bias as in the English-speaking world. Only just under 30 % of the illustrations from textbooks and atlases depicted a female body. The male-female ratio even showed a bias of about 7:1 in one atlas. Females were shown primarily in chapters on the reproductive tract and disproportionately often from caudal, i.e., a perspective from below. Furthermore, we found that the bias changed in e-learning platforms. Thus, 66 % of the illustrations here were female, shown more frequently in a full-body perspective and outside the reproductive tract.

In German-language anatomy books, stereotypes depicting the female body mainly in the context of sexuality and reproduction were found. With the advent of digital platforms, an opposite trend is emerging for the first time, hereby offering new opportunities for reducing gender stereotypes in medicine.

 

Die bisherigen ausgezeichneten „Papers of the Month“ finden Sie HIER.

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