180 Teilnehmer aus 16 Ländern: Influenzaforscher tagen in Münster

Prof. Robert G. Webster und Dr. Andrea Ammon sind zwei der Top-Referenten, die Prof. Stephan Ludwig in Münster begrüßen kann (v.l.n.r.; Foto: FZ/Thomas)

Zweites „International Influenza Meeting“ verdeutlicht die Bedeutung der Influenzaforschung auch in einer postpandemischen Phase
Münster (frn) - Dreitägiger Erfahrungsaustausch mit rund 180 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern aus 16 Ländern: Beim zweiten „International Influenza Meeting“, das diesmal in Münster stattfindet, diskutieren Experten über die Erfahrungen mit der H1N1-Pandemie. Die Fachtagung vom 12. bis 14. September befasst sich aber nicht nur mit den Lehren aus der auch als „Mexikanische“ oder „Schweinegrippe“ bekannten Infektionskrankheit: Diese werden verknüpft mit den aktuellsten Erkenntnissen aus der Influenzaforschung. Auch nachdem die Weltgesundheitsorganisation (WHO) die H1N1-Influenza-Pandemie für beendet erklärt hat, sei die Aufschlüsselung dieser Ereignisse für die Gesundheitspolitik und die zukünftige Influenzaforschung von zentraler Bedeutung, so die Organisatoren.
Eines der Ziele der internationalen Tagung ist es, die Erfahrungen der Pandemiephase in einem globalen Kontext zu erörtern. So werden Vertreter des amerikanischen Center of Diseases Control (CDC) und des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC), aber auch des WHO-Referenzzentrums der Mongolei über ihre Erfahrungen mit der H1N1-Pandemie berichten. Ein weiterer Schwerpunkt des Expertentreffens besteht darin, die Fortschritte bei der Erforschung der Interaktion der Viren mit der Wirtszelle vorzustellen. Erkenntnisse über dieses Zusammenspiel sind von zentraler Bedeutung für die Entwicklung neuer, antiviraler Wirkstoffe im Kampf gegen Influenza.
„Inhaltlich verknüpfen wir die Erfahrungen aus der H1N1-Pandemie mit den neuesten Forschungsergebnissen in den Bereichen Pathogenese, Virus-Zell-Interaktion und Immunität und spannen so den Bogen zu den aktuellen und zukünftigen Herausforderungen der Influenzaforschung“, erläutert der wissenschaftliche Leiter der Veranstaltung, Prof. Dr. Stephan Ludwig. „Dabei“, so der Virologe weiter, „ ist uns besonders wichtig, dass die saisonalen Grippeviren nicht aus dem Blickwinkel geraten“.
Ludwig, der das Institut für Molekulare Virologie an der Universität Münster leitet, ist Koordinator des bundesweiten Forschungsnetzwerks FluResearchNet und auch führend in der Nationalen Forschungsplattform für Zoonosen aktiv. Die beiden Einrichtungen sind die Gastgeber des „2nd International Influenza Meetings“. Das FluResearchNet, seit 2007 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert, soll die führenden nationalen Influenzaforschungsgruppen auf unterschiedlichen Ebenen miteinander verknüpfen und so die interdisziplinäre Zusammenarbeit von Human- und Veterinärmedizin fördern. „Diese Integration ist bereits jetzt hervorragend gelungen“, zieht Prof. Ludwig eine erste Bilanz.
Durch internationale Veranstaltungen wie dem jetzt in Münster stattfindenden Influenza Meeting sollen die Arbeiten und Kooperationen des FluResearchNets verstärkt auf die globale Ebene gehoben werden. „Influenzaviren machen weder an geographischen Grenzen noch an Zuständigkeitsbereichen Halt, somit können wir das auch nicht“, unterstreicht Ludwig. Hochkarätige Repräsentanten aus dem Bereich der Human- und Veterinärmedizin zeigen, dass sich nur durch die enge Zusammenarbeit der verschiedenen Disziplinen Fortschritte auf internationalem Niveau in der Influenzaforschung
erzielen lassen. In Münster verdeutlicht dies beispielsweise die Teilnahme von Prof. Dr. Robert G. Webster, einer der führenden amerikanischen Influenza-Virologen. Er wird in seinem Referat, einem Hauptvortrag der Tagung, über „The role of avian influenza viruses in the genesis of pandemic influenza“ (Die Bedeutung aviärer Influenzaviren bei der Entstehung der pandemischen Influenza) berichten.
Ludwig und seine Kollegen fordern, die Bemühungen im Kampf gegen Influenza weiter intensiv zu führen – die alten Probleme der Influenzabekämpfung hätten weiterhin Bestand. „Der milde Verlauf der letzten Pandemie lässt leicht vergessen, dass jederzeit wieder ein neues, hoch aggressives Influenza-Virus auftauchen kann. Es stehen weiterhin nur wenige Medikamente zur Behandlung von Influenza zur Verfügung und auch das Problem der zunehmenden Resistenzen ist ungelöst“.

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