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Wie finden Fresszellen ihr Angriffsziel? Promotionspreis für Dr. Moritz Kronlage für Studie über Makrophagen

Prodekanin Prof. Heidi Pfeiffer und Prof. Markus Kosch (Pfizer, r.) überreichten Dr. Moritz Kronlage den mit 2.500 Euro dotierten Promotionspreis der Medizinischen Fakultät (Foto: FZ)

Münster (mfm/mk) – Für das menschliche Immunsystem sind sie unverzichtbar: Fresszellen. Sie können im entzündeten Gewebe Bakterien unschädlich machen oder den Körper vor Schädlingen schützen. Doch wie finden die Fresszellen, von Fachleuten Makrophagen genannt, ihren Weg zur Entzündung? Einen Ansatz zur Lösung dieser Forschungsfrage liefert Dr. Moritz Kronlage mit seiner Dissertation, in der er zeigt, dass das Signalmolekül ATP wichtig für die Navigation ist. Für diese herausragende wissenschaftliche Leistung verlieh die Medizinische Fakultät der Universität Münster dem 28-jährigen nun ihren mit 2.500 Euro dotierten Promotionspreis.
In Laborversuchen mit aus Mäusen isolierten Fresszellen konnte Kronlage beobachten, dass diese sich alle in Richtung eines Lockstoffs bewegten. „Versuche anderer Arbeitsgruppen hatten bereits die Vermutung aufkommen lassen, dass das Signalmolekül ATP am ‚Navigationssystem‘ der Makrophagen beteiligt sein könnte“, schildert Kronlage sein Vorgehen. ATP steht für Adenosintriphosphat, das als wichtiger Energieträger in jeder Zelle vorkommt und außerdem als Botenstoff wirken kann, wenn es aus einer Zelle freigesetzt wird. Im Labor des Institutes für Physiologie II stellte der Nachwuchswissenschaftler fest, dass die Maus-Makrophagen ATP ausschütten - und zwar genau dann, wenn sie mit dem Lockstoff in Berührung kommen.
„Danach bauten meine Kollegen und ich das von den Zellen ausgeschüttete ATP chemisch ab. Als Folge verloren die Zellen die Fähigkeit, gezielt zu navigieren“, berichtet Kronlage. Die Makrophagen waren nicht mehr in der Lage, den Lockstoff zu orten. Gleiches war auch der Fall, wenn bestimmte ATP-Rezeptoren - das sind Moleküle in der Zellmembran mit spezifischer „Kommunikationsfunktion“ gegenüber ATP - blockiert wurden und daher die Fresszellen das Signalmolekül nicht mehr wahrnehmen konnten. „So gelang uns der Nachweis, dass die Fresszellen das ATP zwingend für ihre Orientierung benötigen“, resümiert Kronlage die Ergebnisse seiner von Priv-Doz. Dr. Peter Hanley betreuten Dissertation: „Die Makrophagen schütten das ATP selbst aus und verstärken damit die Signale von eigentlich sehr schwachen Lockstoffen – so können sie zielgerichtet Entzündungsherde orten.“
Aus dieser Erkenntnis können neue Ansatzpunkte für die Behandlung von Krankheiten des Immunsystems wie Asthma oder Multipler Sklerose und für die Kontrolle von metastasierenden Krebszellen erwachsen. Zusätzlich zur Bestnote „summa cum laude“ erarbeitete sich Kronlage für seine besondere Leistung den Promotionspreis, mit dem die Medizinische Fakultät in jedem Semester junge Forscherinnen und Forscher fördert. Lob kommt auch von der Pfizer Pharma GmbH, die den Preis bereits seit 2007 dotiert: „Mit dieser ausgezeichneten experimentellen Arbeit trägt Moritz Kronlage wesentlich zum besseren Verständnis unseres Immunsystems bei“, so Prof. Markus Kosch, der bei Pfizer den Bereich Hämatologie leitet: „Wir sind stolz, den Promotionspreis zu unterstützen, da die Kooperation zwischen Academia und forschender pharmazeutischer Industrie viel zum Fortschritt von Medizin und Medikamentenentwicklung beiträgt.“
Kronlage, der in Nordwalde im Münsterland aufwuchs, studierte vor seiner Promotion in Münster, Nantes und Louisville/USA. Im November 2012 begann er eine Facharztausbildung in der Radiologie am Universitätsklinikum Heidelberg. „Jetzt steht zunächst die Arbeit in der Patientenversorgung im Vordergrund. Die wissenschaftliche Arbeit für meine Promotion hat mir aber viel Spaß gemacht und ich bin schon auf der Suche nach einem neuen Forschungsthema“, sagt Kronlage, der für seine Promotionsstudie 2008 bereits den ersten Preis beim Science Day der Medizinischen Fakultät und 2010 den Young Scientist Award des Landes Nordrhein-Westfalen erhielt.
Für den Dekan der Medizinischen Fakultät, Prof. Wilhelm Schmitz, sind solche Karrieren keine Überraschung: „Wir stellen immer wieder fest, dass die Preisträger schon als Studierende wissenschaftlich auf sich aufmerksam gemacht haben. Und nicht wenige arbeiten heute in exponierten Stellen in der Forschung“. Auf der Promotionsfeier der Medizinischen Fakultät wurden neben Kronlage fast 60 weiteren Medizinern, Zahnmedizinern und Naturwissenschaftlern ihre Promotionsurkunden persönlich überreicht – damit war rund die Hälfte der im letzten Semester erfolgreichen Doktoranden nach Münster angereist.

Preisträger-Video über die Forschungen von Dr. Moritz Kronlage (zum Abspielen anklicken):

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