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Snakker du tysk? Vor 40 Jahren war Münster die drittgrößte "norwegische" Medizin-Uni - was bis heute nachwirkt

Erinnerungen unter dem Kiepenkerl: Die norwegischen Ärzte Erik (l.) und Tore Argren kehren mit ihren Kommilitonen regelmäßig an ihren Studienort Münster zurück (Foto: pc)

Münster (mfm/tb) – „Die klare Luft, die bessere Bezahlung und die flachen Hierarchien.“ Dr. Erik Argren fallen auf Anhieb drei gute Gründe ein, warum es derzeit so viele junge deutsche Ärzte in sein Heimatland Norwegen zieht. „Außerdem ist unsere Landessprache nicht schwer zu lernen“. Ein wesentlicher Unterschied zu Deutschland: Bis auf den König und einige andere Respektspersonen wird prinzipiell jeder geduzt.
Der 66-jährige Allgemeinmediziner aus dem südnorwegischen 8-000-Seelen-Städtchen Stathelle ist vor mehr als vier Jahrzehnten den umgekehrten Weg gegangen und kam zum Studium nach Münster. Er tat es seinem zwei Jahre älteren Bruder Tore gleich, der heute nicht weit entfernt von ihm in Langesund lebt und dort als Gynäkologe niedergelassen ist. „Es gab einen Numerus clausus und für den reicht unsere Abiturnoten nicht“, erklärt Erik. „Deutsch hatten wir drei Jahre lang in der Schule gelernt. Am Anfang verstanden wir trotzdem nicht viel, aber wir haben uns durchgeschlagen.“
Das Flair der Studentenstadt und vor allem 160 andere Norweger, die damals an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster oder an der Werkkunstschule studierten, ließen nur selten Heimweh aufkommen. Was in Zeiten staatlicher Zugangsregelungen und Ausländerquoten fast kurios anmutet: Mehr norwegische Medizinstudenten gab es zu jener Zeit nur in Oslo und Bergen. „An den Wochenenden waren wir oft unterwegs“, erinnert sich Dr. Argren an seine Jugend in der Flower-Power-Ära. „Von Münster aus haben wir Trips nach Amsterdam, Paris oder Berlin unternommen.“
Jetzt, im Sommer 2010, sind Erik und Tore mit einer Gruppe von Landsleuten, die etwa zur selben Zeit wie sie in Münster studiert haben, wieder hier. Es war Erik, der die Idee hatte, die Kommilitonen einmal im Jahr zusammenzutrommeln. Seit seinem  Examen im Jahr 1971 hat sich die Gruppe insgesamt 36 Mal getroffen. Viele der Wiedersehen haben in Südnorwegen stattgefunden, wo die meisten Ärzte mit ihren Familien heute leben. „Am Anfang kamen wir nur jedes fünfte Jahr nach Münster, mittlerweile sind wir jedes dritte hier“, sagt Erik. „Wissen Sie“, liefert Tore mit einem Augenzwinkern die Begründung, „es sind halt viele Jahre vergangen, und wir haben nicht mehr so viel Zeit.“
Das Bomberg-Zimmer im „Großen Kiepenkerl“ ist an diesem Abend festlich eingedeckt. Nach und nach treffen die rund 30 Teilnehmer der norwegischen Reisegruppe ein und nehmen an der langen Tafel Platz. Es herrscht Urlaubsstimmung, man scherzt und lacht. Mit am Tisch sitzen auch die Wirtsleute der Gaststätte „Zum Pluggendorfer“. „Das war damals unsere Stammkneipe“, erklärt Erik, der es in Münster auf insgesamt sechs verschiedene Studentenbuden gebracht hat. Eine davon befand sich im Internationalen Studentenwohnheim an der Bismarckallee, nur wenige Schritte vom „Pluggendorfer“ an der Scharnhorststraße entfernt. Auch viele andere Freundschaften zu Deutschen werden weiterhin gepflegt. „Früher waren wir oft zu Empfängen ins Rathaus oder ins Auslandsamt der Universität eingeladen“, so der ehemalige münstersche Student. „Heute haben unsere Besuche in Münster einen mehr privaten Charakter.“
Turnusmäßig stünde das nächste Münster-Treffen erst 2013 an. Nun überlegen die Norweger allerdings, schon früher wiederzukommen: Die Medizinische Fakultät lädt für 2011 zu ihrem nächsten Ehemaligen-Tag ein. Ob Interesse an einer Teilnahme bestehe? „Oh ja, natürlich!“ bekräftigen die norwegischen Doctores. „Bis dahin sollte die Fakultät noch weitere Absolventen der Jahre 1969 bis 1971 ausfindig machen!“

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Ehemaligen-Netzwerk "MedAlum" der Medizinischen Fakultät

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