Arbeiten mit Alpenblick: Die Ärztin und Neu-Schweizerin Dr. Marion Schulten-Baumer fühlt sich bestens integriert

Dr. Marion Schulten-Baumer am Vierwaldstätter See in der Schweiz (Foto: privat)

Münster (mfm/mk) – In Münster geboren, dort zur Schule gegangen, dort studiert, dort promoviert – und trotzdem zog es Dr. Marion Schulten-Baumer 2012 nach Kreuzlingen in der Schweiz. Pro Jahr gehen über 700 Ärzte und Ärztinnen, die vorher in Deutschland tätig waren, in die Eidgenossenschaft, um dort zu arbeiten. Die Schweiz ist damit das mit Abstand beliebteste „Auswanderungsziel“ deutscher Mediziner – aber warum eigentlich? Und wie kommen die dort Ansässigen mit der neuen Rechtslage zurecht, die Immigration auch aus EU-Ländern einschränken soll?
Marion Schulten-Baumer, geboren 1954 in Münster, blieb der Westfalenmetropole und deren Umfeld fast 50 Jahre lang treu. Zunächst ging sie hier in Münster zur Schule und studierte an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster, wo sie 1989 auch promoviert wurde. „Meinen Facharzt habe ich dann in Osnabrück gemacht“, berichtet sie, „und hier ist auch die erste meiner Töchter zur Welt gekommen.“ Danach ging die promovierte Gynäkologin nach Warendorf, wo sie 1990 eine eigene Praxis gründete und 22 Jahre blieb. Im Oktober 2012 übersiedelte sie dann auf die Schweizer Seite des Bodensees – und ist glücklich über diesen Schritt.
Schon seit frühester Kindheit fühlte sie sich dem Alpenland eng verbunden – „mein Vater ist Schweizer und wir fuhren oft zu Besuch in seine Heimat“, so Schulten-Baumer, „ich habe schon etwas länger mit dem Gedanken gespielt, dort hinzuziehen.“ Ausschlaggebend für ihre Entscheidung, dies dann auch wirklich zu tun, waren hauptsächlich zwei Gründe: zunächst die Tatsache, dass ihr Lebensgefährte, den sie 2008 kennenlernte, in Kreuzlingen wohnt und arbeitet – und dass ihr in einer fachübergreifenden Gemeinschaftspraxis in Kreuzlingen interessante neue Arbeitsbedingungen geboten wurden. Gründe, die sie sicherlich nicht von anderen Schweiz-Auswanderern unterscheiden - schließlich gelten die Arbeitsbedingungen als besser als in Deutschland, die Vergütung als deutlich höher.
Eine Fremdenfeindlichkeit, Deutschen und anderen Ausländern gegenüber, konnte Schulten-Baumer indes nicht feststellen. Im Gegenteil: Sie hält die meisten Immigranten für besser integriert als in Deutschland. „Ich fühle mich in Kreuzlingen sehr gut aufgehoben“, so sagt sie, „und obwohl ich kein Schwizerdütsch spreche, wurde ich sofort nett integriert.“ Das Ergebnis der Volksabstimmung vom Februar, bei der sich knapp über die Hälfte der Schweizer für eine strengere Regulierung der Immigration aussprachen, erklärt sie sich mit der insgesamt hohen Quote von Einwanderern: Etwa 23 Prozent aller Menschen, die in der Schweiz leben, sind keine Schweizer. Ähnlich sieht es auch bei den Ärzten aus: Statistiken zufolge ist über ein Fünftel aller in der Schweiz praktizierenden Ärzte nicht Schweizer Herkunft, von diesem Anteil wiederum machen Deutsche die Hälfte aus.
Mit ihrer alten Heimat Münster und der Universität fühlt sich Schulten-Baumer dennoch sehr verbunden: „Ich habe an der Medizinischen Fakultät viele hervorragende Fortbildungen absolviert und auch einige Patientinnen in der Uniklinik behandeln lassen“, schildert Schulten-Baumer ihren beruflichen Kontakt ins Münsterland. Aber auch die persönliche Bindung ist weiterhin vorhanden: die älteste Tochter und einige enge Freunde wohnen in hier und können sich etwa alle zwei Monate auf einen Besuch der gebürtigen Münsteranerin und Neu-Schweizerin freuen.

(Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „MedAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Die Hinweise stammen aus dem Absolventenregister von MedAlum.)

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