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„ImmunAID“ soll Odyssee der Patienten beenden: Uni Münster an EU-weiter Studie zu SAID-Erkrankungen beteiligt

Gehen mit dem Forschungsprojekt ImmunAID systemischen Autoinflammationserkrankungen auf den Grund: Klinikdirektor Prof. Dirk Föll (r.) und Dr. Christoph Kessel (Fotos: WWU / Marschalkowski)

Logo des Forschungsverbundes

Münster (mfm/sw) – Wenn der eigene Körper zum Feind wird: Von Morbus Crohn über Typ-1-Diabetes bis Multiple Sklerose sind viele Autoimmunerkrankungen stark verbreitet oder auf dem besten Weg dahin. Weniger bekannt sind die systemischen Autoinflammationserkrankungen (kurz: SAID): Bei ihnen greift das eigene Immunsystem nicht nur ein bestimmtes Organ an, sondern gleich mehrere - also das „System“. Nicht nur die Behandlung, sondern schon die Diagnose stellt Ärztinnen und Ärzte vor große Herausforderungen. Dieses Problems hat sich eine internationale Forschungsgruppe angenommen: Das Verbundprojekt „ImmunAID“ will Werkzeuge zur besseren Diagnose von SAID entwickeln. Teil des Netzwerks, das die Europäische Kommission mit 15,8 Mio. Euro fördert, ist auch die Arbeitsgruppe des Medizinprofessors Dirk Föll von der Universität Münster.

Fieber, Hautausschlag, Gelenkschmerzen: Die Hauptsymptome von SAID sind alles andere als eine Seltenheit. Umso schwieriger ist es für die behandelnden Ärztinnen und Ärzte, die Autoinflammationserkrankung als solche zu identifizieren. Laut Studien erhalten Patienten bis zu fünf ineffektive Behandlungen, bevor die Symptome endlich entschlüsselt werden. Das Ziel des ImmunAID-Verbundes, zu dem sich Einrichtungen aus zwölf europäischen Ländern zusammengeschlossen haben: Etwa 1.000 Patienten mit SAID sollen gefunden und in die Studie aufgenommen werden. Für dieses Ziel starten derzeit rund 30 Zentren in ganz Europa eine Rekrutierungskampagne – darunter auch die münstersche Uniklinik für Pädiatrische Rheumatologie und Immunologie. Die von Prof. Dirk Föll geleitete Einrichtung ist einer von nur zwei deutschen ImmunAID-Partnern. Außer Föll ist auch der wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Christoph Kessel bei der Studie aktiv. Beide leiten innerhalb des Projektes eine Arbeitsgruppe, die Störungen von Immunnetzwerken untersucht.

Elementar sind die mit ImmunAID gewonnenen Proben: Während bereits bekannt ist, dass einige SAID auf spezifische genetische Mutationen zurückzuführen sind, lassen sich andere Formen nur durch bestimmte klinische Anzeichen und Symptome nachweisen. Um SAID besser zu kategorisieren, werden die bei Patienten gesammelten biologischen Proben mit modernen Technologien analysiert; außerdem wird eine große Menge an "Omik"-Daten für die Studie generiert – also Daten, die in verschiedenen auf „-omik“ endenden Teilbereichen zusammengefasst werden (Genomik, Transkriptomik, Proteomik und Mikrobiom-Daten). Parallel konzentrieren sich andere Analysen auf molekulare Mechanismen - für die es bereits Hinweise gibt, wie Entzündungskörper und andere Wirkstoffe des Immunsystems. Nach den Analysen kommt künstliche Intelligenz zum Einsatz: Mit ihrer Hilfe soll ein Algorithmus zur Verfeinerung des Krankheitsprofils entwickelt werden.

Das Team geht davon aus, gemeinsame Merkmale in allen SAID zu finden, die es dann ermöglichen, das vermutete autoinflammatorische Syndrom schnell zu bestätigen oder zu widerlegen. Zu diesem Zweck wird für jede SAID eine Liste charakteristischer Biomarker und ein Algorithmus generiert – so können die Behandelnden eine entsprechende Diagnose und Bewertung vornehmen. Prof. Föll ist vom Studiendesign begeistert: „ImmunAID ist eine einzigartige Gelegenheit, die Forschung in einem Bereich voranzutreiben, in dem viele Patienten immer noch eine lange Odyssee durchleben müssen, bevor sie die richtige Diagnose erhalten. Wir hoffen, dass das Projekt dazu beiträgt, dies zu ändern“.

Video zu ImmunAID: unten klicken oder hier auf Youtube ansehen

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