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Gesundheitliche Versorgung grenzübergreifend sichern: Universitäre Standorte Münster und Twente kooperieren

Machen sich für die Gesundheitsregion EUREGIO stark: die Vertreterinnen und Vertreter der der vier kooperierenden Institutionen, die in Münster das „Memorandum of Understanding“ unterzeichneten. Mit dabei war auch Medizin-Dekan Prof. Frank Ulrich Müller (2.v.r.) (Foto: UKM/F. H. Kochinke)

Münster (ukm/aw) - Die beiden größten Krankenhäuser der Grenzregion, das Universitätsklinikum Münster (UKM) und das Medisch Spectrum Twente (MST) sowie die Universitäten Münster und Twente haben am Freitag [07.07.2023] mit der feierlichen Ratifizierung eines „Memorandums of Understanding“ ihre Absicht zur künftigen Zusammenarbeit bekundet. Bei der Gesundheitsversorgung der Bevölkerung sowie bei Aus- und Weiterbildung des medizinischen Personals will man in den kommenden fünf Jahren voneinander lernen, außerdem gemeinsam den medizinisch-technischen Fortschritt vorantreiben. Ziel ist es, bei knapper werdenden Ressourcen die Gesundheitsversorgung in der Grenzregion für die Zukunft zu sichern.

Mit ihren Unterschriften machten die Vertreter aller Seiten klar: Die Zukunft der Medizin in der deutsch-niederländischen Grenzregion soll gemeinsam gestaltet werden. „Ziel ist es, eine zukunftssichere Gesundheitsversorgung für die rund 3,4 Millionen Einwohner des EUREGIO-Raums sicherzustellen“, sagt der Ärztliche Direktor des UKM, Prof. Alex W. Friedrich. „Aus medizinischer Sicht ergeben sich in den kommenden 20 Jahren wegen der älter werdenden Bevölkerung verschiedene Herausforderungen, an die wir die Versorgungslandschaft anpassen müssen. Krankheiten wie Krebs, Schlaganfall, Herz-, Kreislauf- und neurologische Erkrankungen, Verletzungen aufgrund des Alters, starkes Übergewicht und Diabetes werden zunehmen. Gleichzeitig haben wir überall in Europa das Problem, dass insbesondere unsere personellen Ressourcen knapp sind und auch die Gesundheitsbranche in einen Fachkräftemangel auf nahezu allen Ebenen läuft.“

Der Mangel an Fachpersonal mache es nötig, durch digitale E-Health-Anwendungen wie (Tele-)Robotik, Tissue -engineering mittels personalisiertem 3D-Zelldruck sowie Telemedizin smarte Lösungen finden. „Wir müssen gemeinsame Angebote für die Fort- und Weiterbildung unserer Mitarbeiter machen, die medizinische Versorgung auf allen Sektoren digital in die Fläche bringen und sie den Patientinnen und Patienten leicht zugänglich machen, damit die Versorgung der Menschen in der Region künftig auf höchstem Niveau erhalten werden kann“, so Alex W. Friedrich weiter.

Der Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster Prof. Johannes Wessels betont, dass mit Blick auf die Kooperation auch die Forschung diesseits und jenseits der Grenze den medizinischen Fortschritt künftig beflügeln wird. Der bilaterale Wissensaustausch durch Hospitationen und gemeinsame Forschungsprojekte werde befruchtend wirken, weil es auch in der Arbeitsweise Kulturunterschiede zwischen den Ländern gebe, von denen man profitiere: „Die medizinische Forschung kennt keine Grenzen. Wir lernen stetig voneinander und es ist wichtig, einen Rundumblick zu bekommen. So verstehen wir, wo Schnittmengen, aber auch Unterschiede liegen. Hier lohnt sich die Betrachtung aus den Augen der jeweils anderen Forscher.“ Diese – grenzübergreifende – 360°-Sicht ist allen Unterzeichnern des „Memorandums“ sehr wichtig. Wie die Vertreter aus Twente an historischer Stelle im „Haus der Niederlande“ klarmachten, haben sowohl das Technical Medical Centre der Universität Twente als auch das Medisch Spectrum Twente ein inhärentes eigenes Interesse daran, nach fünf Jahren Zusammenarbeit auf Probe, die das „Memorandum“ vorsieht, eine Anschlusskooperation zu erreichen, so Remke Burie, Managing Director des Technical Medical Centre: „Der wachsende Pflegebedarf und der Rückgang der Arbeitskräfte erfordern transformative Lösungen. Diese Zusammenarbeit zwischen zwei Grenzregionen bietet eine einzigartige Gelegenheit, den technologischen Fortschritt in verschiedenen Grenzregionen voranzutreiben. Durch die Nutzung unseres gemeinsamen Fachwissens wollen wir innovative Technologien entwickeln und implementieren, die den Zugang und Qualität der Versorgung in unseren Gemeinden verbessern.“

Prof. Miriam-Vollenbroek-Hutten, Mitglied des Vorstands der Medisch Spectrum Twente, ergänzt: „Die EUREGIO bietet mit unseren hochspezialisierten Krankenhäusern, den beiden Universitäten sowie wissenschaftlichen Instituten, Laboratorien, innovativen MedTech-Unternehmen und anderen Einrichtungen des Gesundheitswesens einzigartige Chancen. Die grenzüberschreitende Zusammenarbeit ermöglicht es, Experten aus verschiedenen Bereichen und Disziplinen, verschiedenen Nationalitäten und unterschiedlichen Gesundheitssystemen zusammenzubringen, was innovative Prozesse beschleunigen kann. Die Arbeit an Lösungen für ein hochwertiges und effizientes Gesundheitswesen und eine patientenzentrierte Versorgung kann in der EUREGIO enorm an Dynamik gewinnen, wenn man sie aus zwei Perspektiven betrachtet".

Das „Memorandum“ benennt Chancen in der Kooperation vor allem hinsichtlich der Qualität der Krankenversorgung, bei medizinischer Innovation und Forschung sowie bei Aus- und Weiterbildung des medizinischen Fachpersonals. Um den Anforderungen für die Zukunft gewachsen zu sein, bedarf es mittelfristig auf beiden Seiten systemischer Umstrukturierungen. Die Chefs des Universitätsklinikums Münster und des Medisch Spectrum Twente als größte Krankenhäuser und Maximalversorger der Region fordern ein, bei den Veränderungen Tempo zu machen. Mit der Unterzeichnung der Absichtserklärung wolle man vor allem Chancen ausloten, wie sich durch grenzüberreifende Zusammenarbeit die beiden Gesundheitssysteme für die kommenden Herausforderungen wappnen ließen. „Covid-19 hat gezeigt, dass wir uns vorbereiten müssen. Diese Pandemie wird nicht die letzte Krise unserer Gesundheitssysteme sein. Die Krise durch den Fachpersonalmangel kann im übertragenem Sinne ebenfalls epidemisch werden, wenn wir nicht umsteuern. Wir brauchen gesunde Mitarbeitende, die gerne bei uns arbeiten und bleiben wollen. Dafür müssen wir Arbeitszeiten flexibler und das Arbeitsumfeld so attraktiv wie möglich machen“, schaut Friedrich nach vorn.

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