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Ein Vorbild wird vierstellig: Ärztekammer-Präsident verabschiedet 1000. „Voll-Absolventen“ des Studienhospitals

Die ist nicht krank, die tut nur so: Im Beisein einer Simulationspatientin übergab Dr. Theodor Windhorst dem Medizinstudenten Raphael Weiss - stellvertretend für 999 Kommilitonen - ein Stethoskop als Anerkennung für den erfolgreichen SHM-Besuch (Foto: FZ)

Münster (mfm/tb) – „Natürlich die Unfallchirurgie“: Sein Berufsziel hat Raphael Weiss klar vor Augen und das bestimmt auch das Thema der Doktorarbeit: Um Fahrradunfälle soll es gehen in der Studie, die der gebürtige Münsteraner nach seinem Studium verfassen will. Der 25-jährige ist der 1.000 Medizinstudent der Universität Münster, der das komplette Lehrprogramm des Studentenhospitals Münster (SHM) durchlaufen hat. Dies nahm der Präsident der Ärztekammer Westfalen-Lippe, Dr. Theo Windhorst, zum Anlass für einen Besuch in der Einrichtung, die die europaweit erste ihrer Art war.
Das Konzept des innovativen Lernortes: Gelernt wird hier nicht im Hörsaal oder Seminarraum, sondern in einem naturgetreu nachgebildeten Krankenhaustrakt, in ebenso realitätsnahen Arztpraxen sowie in dem 3D-Labor „SimuScape“. Im Studienhospital kommen zudem rund 70 speziell geschulte Schauspieler zum Einsatz: Sie schlüpfen in die Rolle von „Patienten“, bei denen angehende Ärzte trainieren können, was mit realen Kranken schwerlich möglich wäre, so das Übermitteln belastender Nachrichten.
Hinter der Idee des Studienhospitals steht eine Erkenntnis der Didaktikforschung: Was in einem realen Umfeld vermittelt wird, hinterlässt einen tieferen und länger anhaltenden Lerneffekt. Schon bei der der Eröffnung Ende 2007 zog das SHM daher das Interesse der Fachwelt auf sich und avancierte zum Modell für mehr als ein Dutzend Nachfolgeprojekte an anderen Standorten. Einen kompletten Lehrbetrieb ermöglichte allerdings erst die Erweiterung mit vier „Studienpraxen“ im Wintersemester 2009/10 – der Zeit, in der auch Raphael Weiss sein Medizinstudium begann. Seitdem absolviert jeder der rund 2.200 münsterschen Medizinstudenten rund 150 Kursstunden im SHM.
„Das Erleben hier war oft so intensiv, dass man völlig vergaß, in einer Simulation zu sein“, erinnert sich Weiss. Vor allem eine Szene aus dem Lehrmodul zur Transplantation beeindruckte ihn: „Als eine Patientin mit Bauspeicheldrüsenkrebs im Endstadium von ihrer Situation erfuhr und zu weinen begann, waren wir sehr tief berührt und es war lange still im Raum“. Weiss sieht das SHM rückblickend als „äußerst sinnvolles Instrument der Lehre in Vorbereitung auf den klinischen Alltag“. Einzig „die Kritik von Seiten der Ausbilder hätte manchmal noch schärfer sein können“, schlägt er vor.
Per Los aus seinem Semester ausgewählt, erhielt Weiss von Dr. Windhorst stellvertretend für seine Kommilitonen ein Stethoskop als Anerkennung. "Die Erfahrungen der Medizinstudenten im Studienhospital haben einen wichtigen Anteil an der universitären Ausbildung unseres medizinischen Nachwuchses. Die Einrichtung steht für eine moderne und professionelle Mediziner-Ausbildung, die gezielt auf den späteren Beruf vorbereitet“, lobte der Kammerpräsident in Münster. Die Vorteile des SHM reichten über die Vermittlung von Wissen und Fähigkeiten hinaus, so der Chirurg: „Mehr Sicherheit im Umgang mit dem kranken Menschen bedeutet auch mehr Patientenschutz“.
Mit einem Blick aus dem Fenster konnte sich Windhorst davon überzeugen, dass das Studienhospital Münster auch in seinem sieben Jahr ein Projekt in Bewegung ist. Derzeit wächst auf dem Gelände am Malmedyweg der dritte Bauabschnitt in die Höhe. „Dieser wird sich mit einem vollkommen neuen Ansatz dem individuellen Lehren, Erlernen und Prüfen von klinischen Kompetenzen widmen“, kündigt Studiendekan Dr. Bernhard Marschall an, der Einzelheiten aber noch nicht verraten möchte. Die Inbetriebnahme des Erweiterungsbaus ist für das Sommersemester 2015 geplant.

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