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Deutschlands größte Gesundheitsstudie: Ministerin Schulze eröffnet Studienzentrum der „Nationalen Kohorte“

Wonach riecht das? Prof. Klaus Berger erläuterte Ministerin Svenja Schulze, WWU-Prorektor Prof. Stephan Ludwig, Bürgermeisterin Karin Reismann und Prorektor Prof. Peter Preußer (v.r.n.l.) Stationen des NAKO-Untersuchungsprogramms (Foto: FZ/Thomas)

Münster (mfm/tb) – Die ersten Briefe sind verschickt: Die Mediziner der Universität Münster laden derzeit Hunderte Bürger der Stadt zur Untersuchung ein – obwohl die gar nicht krank sind. Die Aktion ist Teil der größten Gesundheitsstudie, die je in Deutschland gelaufen ist: An der „Nationalen Kohorte“, kurz NAKO, sollen über einen Zeitraum von 20 Jahren insgesamt 200.000 Menschen teilnehmen - jeder zwanzigste davon aus Münster. Am Freitag [26.09.] eröffnete NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze das dortige NAKO-Studienzentrum.
Unter dem Motto „Gemeinsam forschen für eine gesündere Zukunft“ bezieht die Nationale Kohorte Bundesbürger zwischen 20 und 69 Jahren ein. Sie sollen in regionalen Studienzentren medizinisch untersucht sowie zu ihren Lebensgewohnheiten und dem sozialen Umfeld befragt werden. Ziel ist es, Ursachen und Risikofaktoren für die wichtigsten Volkskrankheiten genauer zu erforschen. Dazu zählen insbesondere Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Demenz und Depressionen.
„Die NAKO befasst sich mit grundlegenden Fragen: Wie bleiben wir gesund und was macht uns krank?“, erläutert Prof. Klaus Berger. Er leitet das Institut für Epidemiologie und Sozialmedizin an der Universität Münster, das das Studienzentrum Münster betreibt. In Nordrhein-Westfalen gibt es drei solcher Einrichtungen (außer in Münster auch in Essen und Düsseldorf), in Deutschland insgesamt 18. Von diesen regionalen Knotenpunkten aus wollen die Forscher der NAKO ermitteln, wie man Krankheiten früher erkennen und sich besser schützen kann.
Das Verfahren ist allerorts gleich: Mithilfe des örtlichen Einwohnermeldeamtes werden zufällig ausgewählte Bürgerinnen und Bürger zur Teilnahme an der Studie eingeladen. In Münster wollen Berger und sein zehnköpfiges Team in den nächsten gut vier Jahren 10.000 Probanden gewinnen. Mitmachen ist freiwillig. Wer die freundlich gestalteten Räume des Studienzentrums am Pottkamp 17 besucht, den erwartet ein Untersuchungsprogramm von drei bis fünf Stunden.
Inbegriffen sind neben Befragungen zur Lebensweise und zu Vorerkrankungen auch verschiedene medizinische Untersuchungen. So werden Größe, Gewicht, Körperzusammensetzung, Handgreifkraft, körperliche Aktivität, Zuckerstoffwechsel, Blutdruck und die Lungenfunktion gemessen. Das NAKO-Labor ermittelt Blutwerte, beispielsweise Cholesterin und Nierenparameter. Insofern die Teilnehmer dies wünschen, werden sie über die Untersuchungsergebnisse informiert. Ab 2019 ist eine zweite Untersuchung vorgesehen, um etwaige Veränderungen erkennen zu können.
Nach erfolgreichem Probebetrieb mit 150 Teilnehmern zum Testen der Abläufe, Geräte und Computersysteme kann die münstersche NAKO-Studienzentrale nun in den Echtbetrieb gehen. Anlässlich der offiziellen Einweihung erinnerte Prof. Peter Preusser, Prodekan der Medizinischen Fakultät der Universität Münster, an „die langjährige Erfolgsgeschichte der münsterschen Epidemiologie“, die sich in der Teilnahme an vielen nationalen sowie internationalen Studien sowie in der Kooperation mit der Weltgesundheitsorganisation WHO zeige. Mit dem Aufbau eines NAKO-Standortes werde diese Tradition nun fortgeführt.
Die nordrhein-westfälische Ministerin für Innovation, Wissenschaft und Forschung, Svenja Schulze, appellierte in ihrer Rede an die Bereitschaft zur Teilnahme. „Volkskrankheiten stellen gerade in einer immer älter werdenden Gesellschaft ein zunehmendes Problem dar. Mit der NAKO wollen wir die Gesundheitsforschung voranbringen. Jede einzelne Teilnehmerin und jeder einzelne Teilnehmer trägt mit dazu bei, dass Krankheiten zukünftig besser erkannt und behandelt werden können. Auch die Menschen in Münster werden von den Forschungsergebnissen profitieren“, so Schulze.

Hintergrund „Nationale Kohorte“
„Gemeinsam forschen für eine gesündere Zukunft“,  das ist der Leitgedanke der Nationalen Kohorte (NAKO), der bislang größten Bevölkerungsstudie in Deutschland. Seit Mai 2014 werden die ersten Studienteilnehmer eingeladen. Bundesweit werden in den nächsten Jahren 200.000 Männer und Frauen zwischen 20 und 69 Jahren in 18 Studienzentren medizinisch untersucht und nach ihren Lebensumständen befragt. Mithilfe der gesammelten medizinischen Daten, Bioproben und Befragungsangaben der Teilnehmerinnen und Teilnehmer werden chronische Erkrankungen, wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Krebs, Diabetes, Demenz und Depressionen genauer erforscht.
Langfristig versprechen sich die Wissenschaftler der NAKO Antworten auf folgende Fragen: Wie entstehen diese Krankheiten? Gibt es Faktoren, die ihre Entstehung begünstigen? Welche Rolle spielen zum Beispiel unsere Gene, die Umwelteinflüsse oder aber unser Lebensstil? Wie wirken sich soziale Faktoren aus? Können wir uns vor diesen Krankheiten schützen? Wie lassen sich diese Krankheiten frühzeitig erkennen? Gefördert wird das Projekt vom Bundesforschungsministerium, 14 Bundesländern und der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren. Weitere Informationen gibt es auf der Website www.nationale-kohorte.de.

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