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Das "Paper of the Month" 06/2025 geht an: K.-R. Buscher, R. Rixen und P. Schütz aus der Med D sowie C. Walter aus der Medizinischen Informatik
Für den Monat Juni 2025 geht das „Paper of the Month“ der Medizinischen Fakultät der Universität Münster an:
PD Dr. Konrad-Robert Buscher, Dr. Rebecca Rixen und Paula Schütz aus der Medizinischen Klinik D sowie Dr. Carolin Walter aus dem Institut für Medizinische Informatik:
Microvascular immunity is organ-specific and remodeled after kidney injury in mice
Rixen, R; Schütz, P; (…); Buscher, K. May 2025 | NATURE COMMUNICATIONS 16(1)
Begründung der Auswahl:
Seit langem charakterisieren wir die zellulären Bestandteile des Blutes durch Zählung und Charakterisierung im Blut und - seltener - im Knochenmark sowie in Flüssigkeiten wie dem Liquor. Dabei vernachlässigten wir, dass diese Zellen, insbesondere die Leukozyten, an bestimmten Lokalisationen des Organismus, zum Beispiel in Mikrogefäßen von Organen und besonders unter besonderen Krankheitsbedingungen, phänotypische und funktionelle Besonderheiten annehmen können, die eine Erkrankung im Verlauf zu beeinflussen vermögen. Zusammen mit ihrer interdisziplinären Arbeitsgruppe zeigen die Autoren Rixen und Buscher dieses eindrucksvoll. Sie beschreiben häufige, heterogene, organspezifische Leukozytenpopulationen in der Organ-Mikrovaskulatur, die beispielsweise nach einem Nierenschaden die dortigen Reparaturvorgänge verändern können. Diese Zellen entgehen dem Blutbild; es handelt sich insbesondere um phagozytierende Makrophagen, aber auch um dendritische Zellen und B-Lymphozyten. Diese Beobachtung und Beschreibung verändert unser Verständnis von Organschädigungs- und Organreparaturvorgängen - auch in der Abwehr bakterieller Infektionen - und kann auch therapeutische Konsequenzen haben.
Zu Hintergrund, Fragestellung und Bedeutung der Publikation:
Blutuntersuchungen werden zur Diagnostik vieler Infektions- und Immunerkrankungen eingesetzt. Da das Immunsystem aber über den ganzen Körper verstreut ist, bleibt unklar, inwiefern Blutwerte Aufschluss über die Aktivität des Immunsystems geben.
Die Arbeit konnte ein weitgehend unbekanntes Versteck des Immunsystems aufzeigen: die kleinen Blutgefäße der Organe. Hier sind im Blut andere Immunzellen nachweisbar als über eine normale Blutentnahme ersichtlich. Diese Nische wird als "Mikrovaskuläre Immunität" bezeichnet. Nach einem Nierenversagen ist sie trotz Ausheilung langfristig geschädigt, was zu veränderten Immunreaktionen der Niere führt.
Die "Mikrovaskuläre Immunität" war bislang meist ein blinder Fleck in der Wissenschaft und der klinischen Medizin. Die weitere Erforschung könnte bei vielen Krankheiten zu neuen Möglichkeiten der Diagnostik und Therapie führen.
Background and fundamental question of the publication:
Blood tests are used to diagnose many infectious and immune-related diseases. However, since the immune system is distributed throughout the entire body, it remains unclear to what extent blood values reflect immune system activity.
The study was able to reveal a largely unknown hiding place of the immune system: the small blood vessels of the organs. Here, different immune cells can be detected in the blood than those found through a standard blood draw. This niche is termed “microvascular immunity.” After kidney failure, it remains impaired long-term, even after recovery, leading to altered immune responses in the kidney.
"Microvascular immunity" has largely remained a blind spot in science and medicine until now. Further investigation could open up new possibilities for identifying and treating a wide range of diseases.
Förderung:
Die vorliegende Publikation wurde unter anderem durch das Förderinstrument Innovative Medizinische Forschung (IMF) der Medizinischen Fakultät Münster (Projekte BU111801 and BU12200; Projektleiter: PD Dr. Konrad Buscher) finanziell gefördert. Details zu weiteren externen Förderern sind in der Publikation aufgeführt.
Die bisherigen ausgezeichneten „Papers of the Month“ finden Sie HIER.


