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Dritte Ausbaustufe des „Campus of Competence“: Bundesgesundheitsminister Spahn eröffnet die LIMETTE

Sichtlich beeindruckt von der LIMETTE zeigte sich Minister Spahn bei seinem Besuch in Münster - der auch von vielen Medien begleitet wurde (Foto: Thomas Hauss)

Blick in die "Arztzimmer" (Foto: Thomas Hauss)

Symbolisches Banddurchschneiden. Von links: Dr. Helmut Ahrens (Leiter der LIMETTE), Prof. Mathias Herrmann (Dekan), Prof. Robert Nitsch (Ärztlicher Direktor des UKM), Bundesminister Jens Spahn, Prof. Johannes Wessels (Rektor der WWU Münster), Markus Lewe (Oberbürgermeister) (Foto: Thomas Hauss)

Bundesminister Spahn im Gespräch mit einem Simulationspatienten und einer Studierenden (Foto: Thomas Hauss)

Studiendekan Prof. Bernhard Marschall, Ideengeber der LIMETTE, stellte dem Minister im Abschlussplenum zentrale Herausforderungen der Medizinischen Ausbildung vor (Foto: Thomas Hauss)

Münster (mfm/tb) – Ein griffiger Name war schnell gefunden, ein passendes Logo auch: Der Gebäudegrundriss, der an eine Südfrucht nach dem Aufschneiden erinnert, legte beides sofort nahe. Ansonsten aber stecken volle fünf Jahre Vorbereitungszeit in der „LIMETTE“, die die medizinische Ausbildung an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) nachhaltig verändern wird. Das „Lernzentrum für ein Individuelles Medizinisches Tätigkeits-Training und Entwicklung“, wie das Projekt in ausgeschriebener Form heißt, wurde heute [19.07.] von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn offiziell eröffnet.

Schon vor elf Jahren, mit ihrem „Studienhospital Münster“ (SHM), war die Medizinische Fakultät der WWU Münster Vorreiter in der kompetenzorientierten Ausbildung künftiger Ärztinnen und Ärzte. In einer realitätsnah nachgebauten Krankenhaus-Umgebung finden seitdem strukturierte Kommunikations- und Situationstrainings statt; dieser Ansatz wurde zum Vorbild für zahlreiche Folgeprojekte an inzwischen fast allen anderen Hochschulmedizin-Standorten. Ein Jahr später folgte dem Studienhospital mit der „Studienpraxis“ ein ambulanter Teil, der typische Settings von Arztpraxen beinhaltet, sowie mit dem „SimuScape“ eine Panoramaprojektion für anders nicht darstellbare Arbeitsorte, zum Beispiel Unfälle auf der Autobahn. „Das damals erfolgreich etablierte Lehr- und Lernkonzept führen wir mit der LIMETTE fort, entwickeln es dabei aber gleichzeitig erheblich weiter“, sagt Prof. Bernhard Marschall, Studiendekan der Medizinischen Fakultät und Direktor des Instituts für Ausbildung und Studienangelegenheiten.

Der Kern des zweistöckigen Neubaus am Malmedyweg – der zusammen mit seinen Vorläufern nun den „Campus of Competence“ der WWU-Mediziner bildet – stellen zwölf kleine „Arztzimmer“ pro Etage dar. Diese sind jeweils mit einer Patientenliege und einem ärztlichen Arbeitsplatz sowie einer Technik zur Videoaufzeichnung ausgestattet. Baulich begründet sich die Innovation vornehmlich in der zirkulären Anordnung der Behandlungsräume um eine zentrale Beobachtungseinheit herum. Aufgrund dieser besonderen Architektur ist es möglich, 24 Studierende gleichzeitig mit simulierten Fragestellungen des ärztlichen Handelns zu konfrontieren und ihre „Performance“ live zu beobachten.

Die zweite Neuerung steckt nicht in der Infrastruktur, sondern in dem, was darin stattfindet. „Die LIMETTE ist ein innovatives Assessment-Modell zur Beurteilung klinischer Performance“, erläutert Marschall. Und ergänzt: „Wir setzen hier auf das Konzept der sogenannten ‚Entrustable Professional Activities‘ (EPA), welches speziell für die Implementierung einer auf Kompetenz basierenden medizinischen Ausbildung entwickelt worden ist.“ Unter EPA - auf Deutsch auch als „Anvertraubare Professionelle Tätigkeiten“ bezeichnet - verstehen Fachleute eine definierte Tätigkeit der beruflichen Praxis, die einem Lernenden nur dann zur selbstständigen und nicht von Supervision begleiteten Ausführung anvertraut wird, wenn dieser über die erforderlichen Kompetenzen verfügt. Das noch junge EPA-Konzept wird eingesetzt, um medizinisches Lehren und Lernen zu strukturieren, den Lernzuwachs der Trainees zu evaluieren und ihnen - angepasst an die jeweiligen Fortschritte - Verantwortung zu übertragen.

Von üblichen Bewertungsmaßstäben wie Notenskalierungen oder Falsch/Richtig-Klassifizierungen wendet sich das EPA-Modell bewusst ab. „Im Mittelpunkt stehen das Maß des Zutrauens des Lernenden in seine eigenen Fähigkeiten sowie das Zutrauen des Auszubildenden in die Kompetenzen des Lernenden“, sagt Marschall. Mit dem Zusammenspiel einer weltweit einmaligen Architektur in Form eines modernen Panoptikums sowie eines hochgradig innovativen Konzeptes kompetenzorientierter Lehr- und Prüfungsformen entsprechend dem EPA-Ansatz sei die LIMETTE „die aktuell innovativste und wertvollste Facility im Bereich der Medizinischen Ausbildung“, ist sich der Studiendekan sicher. Die Möglichkeiten der neuen Einrichtung kommen allerdings nicht nur im Studium zum Tragen, sondern schon in dessen Vorfeld: Das Konzept zur Beurteilung der interpersonellen Qualifikationen am Studienstandort Münster wird in der LIMETTE auch zur Auswahl der Studierenden im so genannten Auswahlverfahren der Hochschule eingesetzt.

Bei Fachleuten der Didaktik stieß das LIMETTE-Konzept von Anfang an auf Zustimmung. So wurde die Einrichtung schon vor der offiziellen Eröffnung, in ihrer Pilotphase, mit dem Lehrpreis der WWU ausgezeichnet. Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zeigte sich bei seinem Besuch in Münster beeindruckt: „Die LIMETTE ist ein tolles Projekt, denn wir brauchen Ärztinnen und Ärzte, die fachlich super ausgebildet und zugleich mit Patienten auf Augenhöhe kommunizieren können. Das ist ein Ziel, das sich die Bundesregierung auch mit dem ‚Masterplan Medizinstudium 2020‘ gesetzt hat“.

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