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Biomarker als Ansatz für Prognose des Therapieerfolgs: EU fördert Forschungsprojekt zur therapieresistenten Depression

Freut sich über die Förderzusage der EU für die neue Depressionsstudie: Klinikdirektor Prof. Bernhard Baune (Foto: J. M. Tronquet)

Münster (mfm/ukm) - Schwere Depressionen sind die weltweit häufigste psychiatrische Erkrankung – und die Behandler oft machtlos: Nur rund ein Drittel der Patienten spricht auf die medikamentöse Standardbehandlung an. Bei etwa einem weiteren Drittel liegt eine therapieresistente Depression (TRD) vor, die mit spezifischen klinischen und genetischen Merkmalen einhergeht. Um den Therapieerfolg bei dieser Gruppe besser vorhersagen zu können, hat der Medizinprofessor Bernhard Baune von der Universität Münster (WWU) zusammen mit Fachkolleginnen und -kollegen ein Forschungsprojekt konzipiert, das im Frühjahr starten wird und die Biomarker der TRD in den Fokus nimmt. Die EU hat ihre Unterstützung zugesagt.

Die gute Nachricht kam aus Madrid, wo das Netzwerk „ERA PerMed“, ein aus 31 Partner bestehender Verbund zur Förderung von multidisziplinären transnationalen Forschungsprojekten im Bereich der personalisierten Medizin, seinen Sitz hat. Das vom „Horizon 2020 Research and Innovation Programme“ der EU finanzierte Netzwerk teilte Baune im Dezember mit, dass die Studie, die er zusammen mit universitären Zentren in Poznan (Polen), Brescia (Italien), Paris und Barcelona durchführen will, bewilligt ist. Die von Prof. Baune geleitete Klinik für Psychische Gesundheit an der Uniklinik Münster, eine Hochburg der Depressionsforschung, ist der deutsche Part des Verbundes. Eingereicht worden waren insgesamt 188 Projektanträge; nur jeder zehnte konnte die hohen Hürden für eine Förderung überspringen.

Das kommende Projekt basiert auf einer vorherigen Kooperation der beteiligten Partner zur Vorhersagbarkeit der psychopharmakologischen Therapieantwort bei schweren psychischen Störungen. Ziel des neuen Vorhabens ist es nun, die Entwicklung eines präzisen Algorithmus für die Früherkennung von Non-Respondern im Vorfeld einer Therapie herauszufiltern. Das soll in der klinischen Praxis ein besseres Management der schweren beziehungsweise der therapieresistenten Depression ermöglichen. Bislang ist es so, dass die bekannten Marker, da einzeln und isoliert, für eine Vorhersage nur begrenzt aussagekräftig sind.

Die transnationale Studie ist in zwei Phasen unterteilt. Die erste umfasst 300 Probanden mit schweren Depressionen, von denen die Hälfte entweder in der Vergangenheit auf die übliche Therapie angesprochen hat oder nicht. Der Therapieerfolg wird als Grundlage genommen, um spezifische molekulare Profile (genomisch, transkriptomisch, miRNomic) je nach Ansprechen auf die Behandlung zu identifizieren. Anhand der gewonnenen Biodaten soll ein Algorithmus entwickelt werden, der klinische, genomische und Geschlechtsdaten einbezieht und es ermöglicht, das Ansprechen auf die Behandlung oder eine Therapieresistenz zu prognostizieren.

In Phase 2 soll eine zweite Kohorte von weiteren 300 MDD-Patienten rekrutiert und bei ihnen unter realen Bedingungen getestet werden, inwieweit der entwickelte Algorithmus die Behandlungsergebnisse korrekt vorhersagt. Da die Partizipation von Patienten in der personalisierten Psychiatrie besonders wichtig ist, sollen auch die Probanden selbst einschätzen, inwieweit eine Vorhersagbarkeit des Therapieerfolges ihre Entscheidung zur Therapiewahl beeinflusst.

Der Start des Forschungsvorhabens ist für Mai vorgesehen. Derzeit laufen die erste Rekrutierungsphase bezüglich der Patientenkohorten sowie weitere Vorbereitungen auf die klinische Phase.

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