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Bereits 250 Mal von den Fachmedien zitiert: Christoph Kittl für Doktorarbeit zur Kniestabilität ausgezeichnet

Von der Medizinischen Fakultät der WWU für seine Promotion zur Kniestabilität ausgezeichnet: Dr. Christoph Kittl. (Foto: Matthias Klimek)

Münster (mfm/jg) – Für Sportler ein Horrorszenario: ein falscher Schritt, das Knie gibt nach, die Diagnose – Kreuzbandriss. Oft ist nicht nur das vordere Kreuzband, sondern es sind auch anterolaterale – seitliche – Strukturen des Knies betroffen. Die Folge: Das Kniegelenk hat sowohl von vorne als auch von der Seite wenig Halt, sodass es nach innen rotiert; im Fachjargon nennt sich das „anterolaterale Rotationsinstabilität“. Welche peripheren Strukturen das Knie im gesunden Zustand gegen diese Rotationsbewegung stabilisieren und wie sich diese nach einer Kreuzbandruptur behandeln lassen, hat Dr. Christoph Kittl MD(Res) in seiner Doktorarbeit an der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster untersucht. Für die Studie hat der inzwischen als Oberarzt tätige Autor jetzt den Promotionspreis der Medizinischen Fakultät mitsamt 2.500 Euro Dotierung erhalten.

Kittls Arbeit besteht aus zwei Publikationen: „Im ersten Teil konnten wir bestätigen, was schon seit den 1980-er Jahren vermutet, aber nicht bewiesen wurde: Die peripheren lateralen Strukturen, vor allem die tiefen Traktus-iliotibialis-Fasern, hemmen beim gesunden Knie die anterolaterale Rotationsinstabilität“, erläutert der Preisträger. Das bedeutet in der Praxis: Bei einer kombinierten Kreuzbandruptur müssen nicht nur das Kreuzband selbst, sondern auch die seitlichen äußeren Strukturen operativ behandelt – „rekonstruiert“ – werden. Der Frage, wie eine Rekonstruktion bestmöglich erfolgt, widmet sich Kittl in dem zweiten Teil der Promotion. Das bevorzugte Verfahren ist hier die „modifizierte Tenodese nach Lemaire“: „Eine Tenodese ist in diesem Falle die Umlenkung eines Faszienstreifens unter das Außenseitenband“, so der Oberarzt der münsterschen Uniklinik für Unfall-, Hand- und Wiederherstellungschirurgie. „Wir nehmen einen etwa sieben Zentimeter langen Streifen der Traktus-iliotibialis und fixieren diesen am äußeren Oberschenkel. Dadurch wird der Unterschenkel nach hinten gezogen und das Kreuzband während der Heilung weniger belastet.“ Für die Stelle, wo die Sehne am Oberschenkel befestigt wird, schlug Kittl einen idealen „Insertionspunkt“ vor – der mittlerweile als Standard gilt.

Die Ergebnisse der Promotion sind für das Verständnis und die Behandlung der anterolateralen Rotationsinstabilität wegweisend – und sie wurden auf innovative Weise gewonnen: Mithilfe eines menschlichen Kniegelenks, eingespannt in einen Roboter aus der Industrie, hat Kittls Team die beteiligten Strukturen untersucht – heißt: Anterolaterale Strukturen, die bei einer Kreuzbandruptur oft zusätzlich reißen, wurden nacheinander durchtrennt, die dabei wirkenden Kräfte durch einen Sensor gemessen. Derart konnte die Arbeitsgruppe feststellen, welche Strukturen das Knie wie stabilisieren. Für die Erkenntnisse der ersten Teilstudie hat Kittl neben dem Preis seiner Fakultät den „Young investigator Award“ der International Society of Arthroscopy, Knee Surgery and Orthopaedic Sports Medicine (ISAKOS) erhalten und des Weiteren den 2. Forschungspreis der Gesellschaft für Arthroskopie und Gelenkchirurgie (AGA). Die Veröffentlichung im „American Journal of Sports Medicine“ wurde seit dem Erscheinen 2016 bereits über 240 Mal zitiert. Das gesamte Projekt hat Klinikdirektor Prof. Michael J. Raschke als Doktorvater betreut.

PubMed-Links zu den Publikationen: Paper 1 und Paper 2

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