Forschungskolloquium: Dr. Lara Keuck (Berlin) - Alte Alzheimer-Fälle als neue Forschungsgegenstände. ‚Geschichte‘ in den biomedizinischen Wissenschaften

Ort: Hörsaal des Instituts für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, Von-Esmarch-Str. 62, 48149 Münster

Zeit: 18:00 - 19:30 UhrIn den 1990er Jahren machten sich Neuropathologen und Psychiater auf die Suche nach histologischen Präparaten vom Gehirn einer 1906 verstorbenen Patientin. Deren Krankengeschichte gilt heute als Erstbeschreibung der Alzheimer-Krankheit. 1998 wurde der Fund des Materials veröffentlicht und die Alzheimer Diagnose bestätigt.In der Wissenschaftsgeschichte lösen solche Darstellungen von Wissenschafts- und Medizingeschichte häufig Abwehrreflexe aus: Retrospektive Diagnosen, die neue Methoden und Klassifikationen auf alte Krankheitsfälle anwenden, gelten als anachronistisch.
In meinem Vortrag möchte ich einen Schritt zurücktreten und fragen, warum sich die beteiligten Neuropathologen, Psychiater und Wissenschaftsjournalisten für historische Methoden, Materialien und Narrativen interessierten. Hierzu werde ich verschiedene Verständnisse von „Geschichte“ in den medizinischen Wissenschaften unterscheiden. Auf diese Weise soll einerseits die Rolle von nicht-naturwissenschaftlichen Aspekten biomedizinischen Wissens beleuchtet und andererseits diskutiert werden, welche Rolle der Wissensgeschichte hierbei zukommt.Alle Interessierten sind herzlich willkommen!Flyer zum Download

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