Termin

Die NS-Zeit an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster (Vorträge)

Das Projektteam bei der Vorstellung der Zwischenergebnisse im Jahr 2010 (Foto: FZ)

Zwischen Verweigerung und Mittäterschaft: Die NS-Zeit an der Medizinischen Fakultät der Universität Münster

Vorstellung der Ergebnisse aus dem DFG-Projekt  - Überblick und Diskussion


Datum: Mittwoch, 07.11.2012
Beginn: 16.15 Uhr
Ort: Lehrgebäude der Med. Fakultät, Hörsaal L 30, Albert-Schweitzer-Straße 22

Der Eintritt frei. Interessenten sind herzlich eingeladen.

Begrüßung            
Prof. Dr. Peter Preusser. Prodekan der Medizinischen Fakultät

Einführung
Sonderfall oder typisch für die universitäre Medizin im „Dritten Reich“? Ansatz und Design des DFG-Projektes sowie dessen übergreifender Erkenntnisgewinn
Prof. Dr. Hans-Peter Kröner, Medizinhistoriker und Projektleiter des DFG-Projektes
Institut für Ethik, Geschichte und Theorie der Medizin, Münster


Ergebnisse
Mitläufer, Täter und Verfolgte: Überblick über die Erkenntnisse des Forschungsprojektes
Dr. Ursula Ferdinand, Berlin

Fragen und Diskussion
Das Auditorium ist herzlich eingeladen zum Dialog mit den Mitarbeitern des Projektes. Außer Prof. Kröner und Dr. Ferdinand ist auch Dr. Ioanna Mamali anwesend.

Hintergrund zu Projekt und Veranstaltung
Im  Oktober 2008 startete das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderte, groß angelegte Forschungsprojekt „Die Geschichte der Medizinischen Fakultät der Universität Münster in der Zeit des ‚Dritten Reiches’ und der frühen Nachkriegszeit“. Obgleich lange zuvor geplant, fiel das Vorhaben in eine Zeit, in der sich die Fakultät medialer Kritik ausgesetzt sah: Anlässlich des „Falls Jötten“ – nach dem NS-belasteteten Mediziner war in Münster noch eine Straße benannt – wurde ihr in Zeitungsberichten eine unzureichende Vergangenheitsaufarbeitung vorgeworfen.
„Im Vordergrund des Projektes stand das Herausarbeiten von Kontinuitäten und Brüchen zwischen den einzelnen Perioden“, so der münstersche Medizinhistoriker und Projektleiter Prof. Hans-Peter Kröner. Der Untersuchungszeitraum war daher nicht auf die NS-Zeit beschränkt, sondern umfasste die Jahre von 1925 bis 1965. „Diese Eckdaten ergeben sich zum einen aus der Gründung der Medizinischen Fakultät und zum anderen aus dem Generationswechsel bei der Professorenschaft“, erläutert Kröner.
Das zeitliche Spektrum ermögliche es, Verbindungslinien zu erkennen und das von Universität und Fakultät nach 1945 lange gehegte Selbstbild zu überprüfen. Diesem zufolge konnte das katholisch-ländliche Milieu Münsters den NS-Einfluss auf die Einrichtungen zwar nicht verhindern, aber zumindest verringern.
Neben diesem Mythos haben Kröner und seine Mitarbeiterinnen eine zweite Frage in den Mittelpunkt des Projektes gestellt und sich dabei am Ansatz von Mitchell Ash orientiert. Der Wiener Historiker definiert das Verhältnis von Wissenschaft und Politik als eine wechselseitige Ressourcenmobilisierung, bei der danach zu fragen sei, wer sich wen zunutze mache. Außer neuen Erkenntnissen für die Regional- und Universitätsgeschichte sollte das Projekt daher auch Aussagen zu diesem dauerhaften Spannungsfeld erbringen.
Aus dem nun ausgelaufenen Projekt resultiert ein ganzes Bündel von Publikationen. Zurzeit arbeitet das Projektteam an einem Sammelband, der die Beiträge des 2010 durchgeführten begleitenden Symposiums versammeln soll. Er erscheint voraussichtlich Anfang 2013. Bereits veröffentlicht ist ein zweibändiger, übergreifender Sammelband zur NS-Zeit an der Universität Münster, der umfangreiche Aufsätze beinhaltet von Dr. Ursula Ferdinand (Medizinische Fakultät), Dr. Ioanna Mamali (Nervenklinik und ihr Direktor Ferdinand Adalbert Kehrer) und Prof. Kröner (Rassenhygiene und die Berufung von Ottmar Freiherr von Verschuer). Ebenfalls darin enthalten sind Beiträge zu Karl Jötten und dem Hygiene- Institut, zu Heinrich Többen und der Gerichtsmedizin sowie zur Berufung des SS-Rassenforsches Bruno K. Schulz als Emeritus an die Fakultät.
Daneben liegen Aufsätze von Ferdinand und Mamali vor sowie die Doktorarbeit von letzterer über die Nervenklinik. Eine weitere Dissertation zur Geschichte der Frauenklinik ist abgeschlossen; das Promotionsverfahren läuft. Andere Doktorarbeiten wurden vergeben zur Pharmakologie (hier vor allem zu Ludwig Lendle, von dem ein bisher unveröffentlichtes Tagebuch entdeckt wurde), zur Zahnklinik, zur Kinderklinik, zur Hautklinik, zu den Krankenakten der Nervenklinik (mit der Fragestellung "Euthanasie") sowie zum Anatomischen, Physiologischen und Gerichtsmedizinischen Institut. Eine Masterarbeit aus dem Fach Geschichte, die von dem Projektteam mitbetreut wurde, untersucht die so genannte „Prag-Connection“, also das Berufungs-„Netzwerk“ zwischen Münster und der früheren Reichsuniversität Prag. Es ist geplant, alle diese Veröffentlichungen in einer Monographie zu bündeln.

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