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Wie man das Immunsystem reaktiviert: Nadja Schöne mit Promotionspreis ausgezeichnet
Münster (mfm/jg) – „Alarmanlage ausschalten“ steht ganz vorn im Einbruchs-Handbuch. Ähnlich geht auch eine Gruppe von Lungenkrebszellen vor, wenn sie das „Programmed Cell Death Protein 1“ (PD-1) deaktivieren, um sich vor dem Immunsystem zu verstecken. Eine Methode, die zuverlässig bestimmt, wie stark Patientinnen und Patienten betroffen sind, fehlt – bisher jedenfalls: Dr. Nadja Schöne hat in ihrer Doktorarbeit Hinweise auf einen vielversprechenden Marker gefunden. Die Medizinische Fakultät der Universität Münster verlieh ihr dafür jetzt ihren mit 1.000 Euro dotierten Promotionspreis.
„Unser Immunsystem hat eingebaute Sicherheitsbremsen – sogenannte ‚Checkpoints‘, die verhindern, dass das System zu stark arbeitet und gesunde Zellen angreift“, erklärt Schöne. Einer dieser Checkpoints ist das Zusammenspiel des Proteins PD-1 und seines Gegenparts Programmed Cell Death Ligand 1 (PD-L1): Indem Tumorzellen dieses „Gegenprotein“ produzieren, können sie die Immunzellen ausschalten – und sind fortan verborgen. Immuncheckpoint-Inhibitoren unterbinden die „Deaktivierung“ jedoch und sorgen dafür, dass das Immunsystem die Krebszellen wieder erkennt.
Bei der Entscheidung, wer diese Medikamente in welcher Therapieform erhält, gibt den Ausschlag, wie stark PD-L1 im Gewebe ausgeprägt ist: Patienten mit einer hohen Ausprägung erhalten eine Monotherapie mit PD-1/PD-L1-Inhibitoren; liegt die Expression unter 50 Prozent, werden die Medikamente mit einer Chemotherapie kombiniert. „Paradoxerweise sprechen nicht alle Patienten mit einer hohen Ausprägung auf die Therapie an“, so die Preisträgerin. „Das liegt eventuell daran, dass die Expression von PD-L1 innerhalb eines Tumors sowie zwischen verschiedenen Primärtumoren und Metastasen stark variieren kann.“
In ihrer Promotion hat Nadja Schöne daher untersucht, ob extrazelluläre Vesikel – das sind bläschenartige Membranpartikel – als alternative Marker taugen. Das Ergebnis ist erfreulich: Die Vesikel spiegeln den PD-L1-Status der gesamten Tumormasse möglicherweise zuverlässiger wider als Diagnosemethoden, die bisher verwendet wurden. So sprachen die Patienten der Untersuchungskohorte, bei denen anhand der Vesikel ein hohes PD-L1-Level festgestellt wurde, besser auf die Therapie mit Inhibitoren an als Patienten mit geringer Ausprägung.
„Diese Ergebnisse sind als Hinweis zu verstehen. Es ist geplant, sie in Zukunft durch weitere Studien zu prüfen“, ordnet die gebürtige Lüdinghausenerin ihre Arbeit ein, die die Onkologin Prof. Annalen Bleckmann betreut hat. Schöne selbst bleibt ihrer Heimatuni treu und arbeitet aktuell als Assistenzärztin in der Klinik für Anästhesiologie des Universitätsklinikums. Ende des Jahres wird sie sich wieder vermehrt der Forschung widmen.
