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Unermüdlicher Streiter für Qualität: Nach 17 Jahren übergibt Albrecht Schwab den Promotionsausschuss

17 Jahre lang bekleidete der Physiologie-Professor das Amt des Promotionsausschuss-Leiters – nun widmet sich Albrecht Schwab wieder vermehrt der Forschung (Foto: WWU/M. Heine)

Münster (mfm/sw) – Promovieren geht über Studieren: In keinem Fach schreiben so viele Studierende eine Doktorarbeit wie in der Medizin – und trotzdem - oder gerade deshalb –haben die Studien oftmals einen schlechten Ruf. Zu Unrecht, sagt Prof. Albrecht Schwab, der seit 2005 den Promotionsausschuss der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU) leitet – und auf den enormen Qualitätssprung verweist, den die medizinischen Promotionen an der WWU im letzten Jahrzehnt gemacht haben. Nach 17 Jahren scheidet der im Institut für Physiologie II der WWU tätige Professor nun aus dem Promotionsausschuss aus – und blickt zurück auf Höhen und Tiefen: auf Reformen, neue Promotionsordnungen, positive Entwicklungen – und Plagiatsfälle.

Ansprechpartner, Vermittler, Koordinator – die Aufgabenliste des Promotionsausschuss-Leiters ist nicht gerade kurz. „Regelmäßig machte diese ‚Nebentätigkeit‘ zehn bis 20 Prozent meiner Arbeitszeit aus“, so der Hochschullehrer. Was dem Physiologen sehr wichtig war: „Als Promotionsausschuss sind wir auch eine Art ‚Interessenvertretung‘ für die Doktoranden und werden in Konfliktfällen vermittelnd tätig. Leiter des Gremiums zu sein heißt außerdem, jederzeit für die Doktoranden ansprechbar zu sein – das hat für mich einen hohen Stellenwert, ist aber auch sehr zeitaufwändig“. Schwab war neben anderen Aufgaben auch zuständig für die Gutachterauswahl für die Kandidaten einer Summa-cum-laude-Dissertation - zu Deutsch: für Arbeiten „mit höchstem Lob“, also der besten Benotung.

Im Jahr 2014 traf die Medizinische Fakultät ein herber Schlag: In mehr als 20 Fällen stand der Verdacht von Plagiaten im Raum; mehreren Ärztinnen und Ärzten wurde in den folgenden Prüfungsverfahren der Doktortitel entzogen. „Damit mussten wir uns natürlich intensiv auseinandersetzen“, so Schwab. Die Fakultät hat nicht lange gezögert - und gleich mehrere Maßnahmen ergriffen: „Zunächst wurde der Ausschuss deutlich vergrößert – und zwar von zwei Personen – wovon ich eine war – auf neun. Die stellvertretenden Mitglieder eingerechnet sind wir sogar 16 Personen. Dadurch können wir mit dem vier-Augen-Prinzip die Doktorarbeiten deutlich intensiver prüfen“, erklärt Schwab. Außerdem: Die Fakultät kaufte eine eigene Plagiats-Software; ein unentdecktes „Abkupfern“ ist seitdem deutlich erschwert. Reagiert wurde außerdem mit einer Verschärfung der rechtlichen Grundlage: Unter maßgeblicher Beteiligung von Schwab trat 2017 eine neue Promotionsordnung in Kraft, die eine zusätzliche Abgabe der Doktorarbeit in elektronischer Fassung vorschreibt.

Insgesamt ist der ausscheidende Ausschussleiter zufrieden mit der Bilanz seiner Ägide: „Es lässt sich eine sehr positive Entwicklung konstatieren. Vor allem werden medizinische Doktoranden mehr wertgeschätzt“. Die Idee, auch für medizinische Dissertationen Stipendien einzurichten, findet Schwab sehr begrüßenswert – und verweist auf das Promotionskolleg MedK, deren Stipendiaten laut ihm „wahrlich keinen Grund haben sich zu verstecken“ – entgegen der teils noch negativen Reputation medizinischer Promotionen. Auch das von der Deutschen Forschungsgemeinschaft geförderte Graduiertenkolleg „Chembion“ der WWU hält jährlich zwei Plätze für MedK-Stipendiaten bereit, um den wissenschaftlichen Nachwuchs zu fördern, erstklassige Studien anzuschieben und den Einstieg in die Forschung zu erleichtern.

Knapp 260 Doktorarbeiten werden jährlich an der Medizinischen Fakultät der WWU eingereicht; dieses Jahr sind es bis jetzt 223, doch um die jüngsten kümmert sich nicht mehr Prof. Albrecht Schwab, sondern sein Nachfolger - Prof. Michael Meisterernst, Direktor des Instituts für Molekulare Tumorbiologie. „Hauptberuflich“ konzentriert sich Schwab nun wieder auf die Arbeit im Institut für Physiologie II, dem er seit 2003 angehört. Nach 17 Jahren im Amt des Promotionsausschuss-Leiters hat der Mediziner mehr Zeit für seinen Forschungsschwerpunkt – die Rolle von Ionenkanälen in der Tumorzellphysiologie.

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