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"Titelkauf-Affäre": Medizinische Fakultät hofft auf Ende der Spekulationen

Drängt auf Aufklärung: Dekan Prof. W. Schmitz

Münster (mfm/tb) - Ist auch die Medizinische Fakultät der Universität Münster (WWU) von der Affäre um Bestechungen bei Promotionsverfahren betroffen? Darüber rätselt dessen Dekanat seit letztem Donnerstag [03.09.], als das nordrhein-westfälische Wissenschaftsministerium eine Liste beteiligter Universitäten in dem Bundesland vorlegte. Eine gestrige Meldung des WDR-Regionalstudios Münster, die von einem Fall in der dortigen Hochschulmedizin berichtet und angeblich auf "Angaben der Hochschule" beruht, wird von der Pressestelle der WWU nicht bestätigt.
Nach Ermittlungen der Kölner Staatsanwaltschaft gegen eine Bergisch Galdbacher Agentur für Promotionsberatung war bekannt geworden, dass bundesweit über 100 Professoren im Verdacht der Bestechlichkeit stehen. Meist handele es sich dabei um außerplanmäßige ("apl.") Professoren sowie Privatdozenten. Die beschuldigten Hochschullehrer sollen gegen Geldzahlungen Doktoranden angenommen und betreut haben, obwohl diesen nach den jeweiligen Promotionsordnungen die erforderlichen Voraussetzungen fehlten. Die Doktoranden seien durch die Bergisch Gladbacher Agentur vermittelt worden.
Am Donnerstag ergänzte das NRW-Innovationsministerium diese bereits aus der Presse bekannten Informationen dahingehend, dass in NRW acht Hochschulen - darunter auch die WWU Münster - mit zusammen 16 Personen betroffen seien. Zu den letzteren gehörten "zumindest", wie es in der schriftlichen Stellungnahme heißt, neun Hochschullehrer aus Medizin und Zahnnmedizin. Allerdings: Eine Zuordnung der Fälle beziehungweise Fachdisziplinen zu den genannten Hochschulen oder gar Rückschlüsse auf einzelne Namen erlaubt die Stellungnahme des Ministeriums nicht.
Die Staatsanwaltschaft Köln hat zwischenzeitlich zugesichert, die acht betroffenen Hochschulen über den aktuellen Ermittlungsstand in Kenntnis zu setzen. "Wir hoffen, diese Informationen nun zügig zu erhalten, damit das Rätselraten endlich beendet wird. Insofern die Medizinische Fakultät betroffen sein sollte, werden wir durch eigene Recherchen zur Aufklärung beitragen und auf erkannte Rechtsverstöße mit allen uns zur Verfügung stehenden Maßnahmen reagieren", kündigt der Dekan der Fakultät, Prof. Wilhelm Schmitz an.
Die Medizinische Fakultät der Universität Münster vergibt jährlich rund 320 Doktortitel. Alle seit 1964 durchgeführten Promotionsverfahren lassen sich inklusive Betreuern und Zweitgutachtern in einer Datenbank recherchieren. Neben den rund 140 ordentlichen Professorinnen und Professoren am Standort ist eine größere Zahl weiterer Hochschullehrer prüfungsberechtigt, die beispielsweise in Lehrkrankenhäusern oder als niedergelassene Ärzte tätig sind. Im Falle von Verstößen gegen die jeweils geltenden Ordnungen hätte die Fakultät die Möglichkeit, vergebene Titel abzuerkennen. So heißt es in der Ordnung für außerplanmäßige ("apl.") Professuren, dass die Verleihung dieser Bezeichnung widerrufen werden kann, "wenn die oder der Betroffene durch ihr oder sein Verhalten das Ansehen oder das Vertrauen, das ihre oder seine Stellung erfährt, verletzt".

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