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Stipendium für Forschung zu Bewusstseinseffekten – das auch Bewusstsein schaffen soll für Nachholbedarf der Wissenschaft

Dr. Antje Peters ist eine der drei diesjährigen Trägerinnen des Förderpreises „Women in Science“ (Foto: Picture People MS)

Bonn/Münster (pd/tb) - Dr. Antje Peters von der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster ist eine der drei diesjährigen Trägerinnen des Förderpreises „For Women in Science“. Ebenso wie Dr. Pauline Fleischmann aus Würzburg und Dr. Anna Vlasits erhält die Mitarbeiterin des Instituts für Medizinische Psychologie und Systemneurowissenschaften für ihre herausragende Forschungsarbeit knapp 15.000 Euro. In Zusammenarbeit mit der Stiftung der Nobelpreisträgerin Christiane Nüsslein-Volhard zeichnen die Deutsche UNESCO-Kommission und L’Oréal Deutschland jährlich Nachwuchswissenschaftlerinnen mit ihrem Award aus, der hochqualifizierte junge Frauen mit Kindern bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf unterstützen soll.

Anlässlich der Verleihung hob die Präsidentin der Deutschen UNESCO-Kommission Prof. Maria Böhmer einen Nachholbedarf auch der Wissenschaft hervor: „Die Preisträgerinnen leisten exzellente wissenschaftliche Arbeit, während sie Karriere und Familienleben unter einen Hut bringen müssen. Das ist nicht selbstverständlich. Die Hürden beim Einstieg in die Forschung sind für junge Frauen besonders hoch; zudem sind wissenschaftliche Tätigkeit und Familie noch immer schwierig zu vereinbaren. Das muss sich ändern.“ Böhmer verwies darauf, dass in Deutschland heute mehr Frauen als Männer die Hochschule abschlössen und ähnlich viele Frauen wie Männer promoviert würden. Dass der Frauenanteil in der Wissenschaft dennoch nur 28 Prozent betrage, habe strukturelle Ursachen und sei nicht hinnehmbar.

Auch Antje Peters kennt den täglichen Balanceakt. Die promovierte Physikerin untersucht an ihrem Institut die menschliche Wahrnehmung und das menschliche Bewusstsein. Trotz aller Fortschritte der letzten Jahrzehnte sind viele Vorgänge noch kaum verstanden: Warum nehmen wir einige Reize bewusst wahr, während andere nicht in unser Bewusstsein dringen? Wann und wie erfolgt diese Festlegung, wo und wie entsteht Bewusstsein? Peters stützt sich auf experimentell gemessene Hirnströme und bildgebende Verfahren: Damit analysiert sie Gehirnaktivitäten, die bei bewusster Wahrnehmung von sichtbaren Stimuli, Geräuschen oder Berührungen auftreten und vergleicht sie mit dem Zustand des Gehirns, wenn Reize nicht bewusst wahrgenommen werden. Ihre experimentellen Designs gewährleisten, dass bei paralleler Messung von Hirnströmen und funktioneller Bildgebung tatsächlich Bewusstseinseffekte gemessen werden. Zudem ermöglichen ihre Methoden die räumliche und zeitliche Analyse von Signalen. Dabei kombiniert die 31-Jährige Methoden der künstlichen Intelligenz, der Mathematik, der Mustererkennung in großen Datenmengen, der theoretischen Teilchenphysik und der DNA-Analyse.

Mit innovativen Themen und Ansätzen überzeugten auch die anderen Preisträgerinnen die Jury. Dr. Pauline Fleischmann, wissenschaftliche Mitarbeiterin am Biozentrum der Universität Würzburg, untersucht am Beispiel der Cataglyphis-Ameisen, wie sich Tiere in ihrer Umwelt zurechtfinden. Diese besonders begabten Navigatoren schaffen es, nach erfolgreicher Futtersuche geradewegs zum Eingang ihres Nests zurückzukehren. Dr. Anna Vlasits arbeitet am Institut für Augenheilkunde der Uniklinik Tübingen und widmet sich der Netzhaut, also dem Nervengewebe auf der Rückseite des menschlichen Auges. Die Nachwuchsforscherin will durch mikroskopische Methoden klären, wie die dortigen Amakrinzellen visuelle Merkmale wie Farbe, Helligkeit und Bewegung erkennen.

Hintergrund

Das 2006 in Deutschland ins Leben gerufene Programm „For Women In Science“ soll dazu beitragen, dass hochqualifizierte junge Wissenschaftlerinnen ihre wissenschaftliche Karriere nicht wesentlich unterbrechen oder sogar abbrechen müssen, wenn sie eine Familie gründen. Jährlich werden von den Trägern - Deutsche UNESCO-Kommission, L’Oréal Deutschland und Christiane-Nüsslein-Volhard-Stiftung - drei Stipendien vergeben: Die Preisträgerinnen erhalten jeweils zwei Jahre lang 400 Euro für Haushaltshilfe oder Kinderbetreuung, zudem bekommen sie je 5.000 Euro zur flexiblen Verwendung. Weitere insgesamt 10.000 Euro können für Maßnahmen an den Arbeitsplätzen eingesetzt werden, etwa für die Einrichtung von Eltern-Kind-Zimmern.

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