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Sonne stärkt das Immunsystem, heilt es aber nicht: Dr. Johanna Breuer erhält Promotionspreis der Stiftung Pro ZNS

Prof. Heinz Wiendl, Dr. Johanna Breuer und Dr. Joachim Elbrächter bei der Übergabe der Urkunde (v.l., Foto: FZ)

Münster - Regelmäßige Bewegung, Sonnenlicht, gesunde Ernährung – diese und andere Hausmittel sollen das Immunsystem vor Krankheiten schützen. Längst nicht bei allen ist jedoch bekannt, ob sie tatsächlich helfen. Auch warum und wie sie die körpereigene Abwehr stärken, ist unklar. Für das Sonnenlicht konnten Wissenschaftler der Universität Münster das Geheimnis jüngst lüften: Sie zeigten, dass und auch wie UV-Strahlung die Widerstandsfähigkeit des Immunsystems fördert. Die Neuroimmunologin Johanna Breuer bekam nun für ihre Doktorarbeit zu diesem Thema den Promotionspreis der Stiftung Pro ZNS. Er ist mit 1.500 Euro dotiert
Breuers Studie basiert auf einer Untersuchung, die Prof. Karin Loser von der Klinik für Dermatologie und Prof. Heinz Wiendl von der Klinik für Allgemeine Neurologie am Universitätsklinikum Münster leiteten. Über einen Zeitraum von sechs Wochen legten sie neun Patienten, die an Multipler Sklerose (MS) litten, fünfmal wöchentlich unter die künstliche Sonne. Im Anschluss an das Sonnenbad analysierten die Wissenschaftler Blut- und Gewebeproben der Probanden. Die Ergebnisse waren erstaunlich: Im Blut und in der Haut der MS-Patienten fanden sich schon nach der ersten Bestrahlung zwei Arten von Zellen häufiger als zuvor. Beide schützen das Immunsystem davor, sich in einer Überreaktion selbst anzugreifen - dieser Angriff ist das zentrale Kennzeichen der Multiplen Sklerose.
Die Forscher konnten nachweisen, dass die UV-B-Strahlung im Immunsystem von MS-Patienten einen komplexen Prozess auslöst. In den Lymphknoten der bestrahlten Haut bilden sich die beiden speziellen Zelltypen. Von dort wandern sie zum Ort der Entzündung, also ins Blut, in die Knochen oder – wie bei MS – in das zentrale Nervensystem. Hier lösen sie eine schützende Reaktion aus und drosseln so den schädlichen Angriff des Immunsystems gegen sich selbst. Damit bestätigte die Untersuchung, was Dermatologen und Immunologen bereits an Mäusen beobachtet hatten.
Können MS-Patienten also künftig auf Medikamente mit vielen Nebenwirkungen verzichten? Diese Hoffnung müssen die Wissenschaftler dämpfen: Als neue Therapie für die MS und andere Autoimmunerkrankungen eignet sich das Sonnenbad nicht. Der positive Effekt des ultravioletten Lichts lässt noch schneller nach als die Sonnenbräune. Wurde die Behandlung auch nur für wenige Tage unterbrochen, verschlechterten sich Blutwerte und Immunstatus wieder – sowohl bei Mäusen als auch beim Menschen. Dennoch erlauben die Ergebnisse tiefere Einblicke in das Funktionieren des Immunsystems „Es gibt offenbar eine Achse zwischen Haut und Nervensystem“, schlussfolgert Klinikdirektor Wiendl. Diese gelte es nun näher zu untersuchen.
Mit ihrer Auszeichnung fördert die Stiftung Pro ZNS des münsterschen Neurologen Dr. Joachim Elbrächter Wissenschaftler, die über Krankheiten des zentralen Nervensystems sowie deren Therapien aufklären.

Literatur

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