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Silber ist Gold wert bei Implantaten: Martin Schulze in Innovate!-Akademie aufgenommen
Münster (mfm/jg) – Der eigene Körper bereitet schon genug Schwierigkeiten – doch was, wenn sich auch noch die Knieprothese infiziert? Um derartige Fälle zu verhindern, leitet Priv.-Doz. Dr. Dr. Martin Schulze von der Universität Münster ein Forschungsteam, das antiinfektive Beschichtungen für Implantate entwickelt. Hierfür ist er nun in die Innovate!-Akademie der Joachim-Herz-Stiftung aufgenommen worden, die das Projekt über zwei Jahre mit 250.000 Euro fördert.
Die „Race for Surface“ beginnt, sobald ein Implantat eingesetzt wird: Körpereigene Zellen und Bakterien kämpfen darum, wer die Implantatoberfläche zuerst erreicht. „Gewinnen die Bakterien dieses Rennen, kann eine Infektion entstehen“, erläutert Schulze, der nicht nur das Projekt, sondern auch den Forschungsbereich der Experimentellen Orthopädie leitet. So liege die Infektionsrate für Tumorprothesen bei bis zu 20 Prozent und steigt nach Revisionseingriffen auf bis zu 40 Prozent; die Infektionen verlaufen oft schwerwiegend. „Wir arbeiten daher an neuen Materialien, die sowohl verhindern sollen, dass sich Implantate infizieren als auch bessere Behandlungsmöglichkeiten bei Infektionen bieten“, so Schulze.
Beides ermöglicht derselbe „Kampfstoff“: „Silber ist universell gegen Bakterien aller Art einsetzbar, es gibt derzeit keine relevanten Resistenzen. Kommt es aber in Kontakt mit Körperzellen und Eiweißen, wie sie in Körperflüssigkeiten vorkommen, verliert es einen Teil seiner Wirkung – genau das verhindert unsere Beschichtung“, erklärt der Projektleiter. Neu an dieser ist nämlich, dass gelöste Silberionen in einer Art Depot gelagert werden, das den Kontakt verhindert; gegen Bakterien, die sich auf der Implantatoberfläche ansiedeln wollen, wirkt es aber weiterhin antiinfektiv. Und: Sollte es doch zu einer Infektion kommen, lässt sich das Depot „von außen“ mittels Stoßwellen aktivieren, sodass die benötigte Dosis an Silber freigesetzt wird.
„Durch die Unterstützung der Joachim-Herz-Stiftung können wir unsere Forschung schrittweise in klinische Anwendungen überführen und Patientinnen sowie Patienten den Zugang zu neuen Therapien ermöglichen“, resümiert Schulze. Die „Innovate!-Akademie“ der Stiftung fördert die Entwicklung neuer Materialien in der Medizintechnik finanziell sowie beratend; zudem unterhält sie ein Netzwerk von interdisziplinären Forschenden, die an Projekten in ähnlichen Entwicklungsstadien arbeiten. Langfristig sollen die Beschichtungen auch im 3D-Center der Universitätsmedizin eingesetzt werden.