News

Der Schlüssel liegt im Zellstoffwechsel: Neuroforscherin und Ärztin Prof. Luisa Klotz erhält den renommierten Heinrich-Pette-Preis

Prof. Luisa Klotz bei der Preisverleihung auf dem DGN-Jahreskongress in Stuttgart (Foto: DGN / C. Pflug)

Münster (mfm/sk) – Heinrich-Pette-Preis zum dritten: Mit Prof. Luisa Klotz haben die Neurologen der Universität Münster nun eine weitere Trägerin dieser renommierten Auszeichnung in ihren Reihen, die jährlich an verdiente Nachwuchsforscher und Kliniker des Faches vergeben wird. Die Ärztin und Forscherin erhielt den von der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) vergebenen Preis für ihre herausragenden Erkenntnisse zur Behandlung der Multiplen Sklerose (MS) und anderer autoimmun-entzündlicher Erkrankungen. Sie folgt damit auf Klinikdirektor Prof. Heinz Wiendl (2009) und Institutsdirektor Prof. Meuth (2014).

Wie ihre Vorgänger als Preisträger schlägt auch Klotz mit ihrer Arbeit eine Brücke zwischen Labor und Krankenbett. Dabei stellt sie den Stoffwechsel von Immunzellen in den Mittelpunkt und fragt: Wie unterscheidet sich das, was einer erkrankten Immunzelle geschieht, von den Abläufen in einer gesunden? Die Neuroimmunologin zeigte erstmals: Der Stoffwechsel in Immunzellen von aktiven MS-Patienten ist gestört. „Wir wissen nun, dass es sinnvoll ist, in den Immunzellstoffwechsel einzugreifen, um gezielt die Aktivität der MS zu drosseln“, erläutert die Preisträgerin. Erstmals nachweisen konnten die Wissenschaftler diesen Mechanismus für das Präparat Teriflunomid; zwischenzeitlich beobachteten sie und ihr Team, dass auch andere MS-Therapien den Zellstoffwechsel beeinflussen.

Diese Erkenntnis eröffnet eine ganz neue Perspektive auf die weitere Erforschung der MS. „Künftige Studien können uns helfen, Störungen des Immunzellstoffwechsels bei verschiedenen Autoimmunerkrankungen genauer zu verstehen und gezielter zu beeinflussen“, erläutert die nun ausgezeichnete Neuroimmunologin. Denn derzeit greifen Medikamente oft alle Lymphozyten an – ob schädlich oder nicht. Das schwächt die Immunabwehr und kann zu schweren Nebenwirkungen führen. Neue Therapieansätze könnten ausschließlich den Metabolismus der hyperaktiven, schädigenden Immunzellen verändern beziehungsweise wieder normalisieren. „Im Idealfall können wir so auch unerwünschte Nebenwirkungen reduzieren“, sagt Prof. Klotz. Doch vorher gilt es, genauere Einblicke in den Immunmetabolismus zu gewinnen. Der Pette-Preis ist ein großer Ansporn für die Neurologin, den bisher eingeschlagenen Weg fortzuführen.

Luisa Klotz begann ihre Laufbahn an der Klinik für Neurologie der Universität Bonn, wo sie 2001 in Medizin mit Bestnote promovierte. Neun Jahre lang arbeitete sie zunächst als Ärztin an dieser Klinik sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Nachwuchsgruppenleiterin am Institut für Molekulare Medizin und Experimentelle Immunologie, bevor sie nach der Habilitation 2011 nach Münster wechselte. An der dortigen Uniklinik für Neurologie leitet sie eine Arbeitsgruppe zu der Frage, was die autoimmunen Prozesse bei der MS hemmt oder fördert. Seit 2016 hält sie eine vom Stifterverband geförderte Professur für Neurologische Immuntherapie. Für ihre Arbeit erhielt die 44-jährige Wissenschaftlerin, die den DFG-Sonderforschungsbereichen 128 und 1009 angehört und nach Fertigstellung des „Body & Brain Institute Muenster“ (BBIM) darin eine Arbeitsgruppe übernehmen wird, bereits mehrere Auszeichnungen, darunter 2012 den Sobek-Nachwuchspreis für Multiple Sklerose.

Der Heinrich-Pette-Preis der DGN würdigt deutschsprachige klinisch-neurologisch tätige Wissenschaftler, die sich in ihrer Arbeit mit Pathogenese, Diagnostik und Therapie oder der pathologischen Anatomie von Krankheiten des Nervensystems befassen. Er ist mit 10.000 Euro dotiert.

Folgendes könnte Sie auch interessieren: