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Strahlenexperte, Wegbereiter für neue Methoden und gefragter Politik-Berater: Prof. Wolfgang Köhnlein verstorben

Prof. Wolfgang Köhnlein in einer Aufnahme von 2013 (Foto: Marlen Keß)

Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster trauert um ihr Mitglied, den Universitätsprofessor (em.) für Strahlenbiologie und Biophysik, Dr. rer. nat. Wolfgang Köhnlein, der am 22. Juli 2021 im 89. Lebensjahr verstorben ist.

Wolfgang Köhnlein wurde am 1. Mai 1933 in Lauerbach/Odenwald geboren. Nach Schulbesuch und Abitur studierte er ab 1953 Physik und Mathematik an den Universitäten Karlsruhe und Heidelberg und erwarb dort das Diplom (1959) sowie den Doktortitel (1962). Zu dieser Zeit hatte sich Wolfgang Köhnlein bereits für einen Beruf in der Wissenschaft entschieden: Ab 1959 arbeitete er am Kernforschungszentrum Karlsruhe. Nach einem zweijährigen Forschungsaufenthalt an der Yale University in den USA (1964 bis 1966) kehrte er zunächst nach Karlsruhe zurück, wechselte aber 1967 als Akademischer Rat an die WWU Münster.

Fachlich beheimatet im dortigen Institut für Strahlenbiologie, stieg Herr Köhnlein 1969 zum Akademischen Oberrat auf, übernahm eine eigene Arbeitsgruppe und habilitierte sich 1972 für das Fach „Strahlenbiologie und Biophysik“. Zwei Jahre später ernannte ihn die Medizinische Fakultät der WWU zum apl. Professor. 1994 übernahm er als Geschäftsführender Direktor die Leitung des Instituts für Strahlenbiologie, die er bis zum Eintritt in den Ruhestand im Jahr 1998 innehatte.

Professor Köhnlein war in der Fachwelt anerkannt für eine herausragende strahlenbiologische Forschung. Schon zu Beginn seiner Karriere beschritt er mit dem Ansatz, Strahlenschäden am genetischen Material mit physikalisch-chemischen Methoden zu messen, neue Wege. Intensiv widmete er sich den molekularen Aspekten der Strahlenbiologie sowie neuen Konzepten der Tumortherapie, die heute als „drug targeting“ bekannt sind. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit war die Wirkung niedriger Strahlendosen beim Menschen. Nach den Atomreaktor-Unfällen wurde er zum Mahner auf diesem Gebiet und engagierte sich für alternative Energien. Die Bundesregierung berief ihn zum Mitglied und stv. Vorsitzenden ihrer Strahlenschutz-Kommission sowie zum Mitglied der UNSCEAR-Kommission der Vereinten Nationen. Bei der Gesellschaft für Strahlenschutz gehörte Herr Köhnlein zu den Gründungsmitgliedern, war Präsident und langjährig im Vorstand. Für sein Lebenswerk erhielt er 2009 das Bundesverdienstkreuz.

Die WWU Münster verliert mit Wolfgang Köhnlein einen renommierten Forscher, engagierten Hochschullehrer sowie hoch geschätzten Kollegen und Menschen, der sich bleibende Verdienste um die Wissenschaft an der Medizinischen Fakultät seiner Universität erworben hat. Die WWU Münster wird ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unsere Anteilnahme gilt seiner Familie.

Der Rektor der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster, Univ.-Prof. Dr. rer. nat. Johannes Wessels

Der Dekan der Medizinischen Fakultät, Univ.-Prof. Dr. med. Frank Ulrich Müller

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