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Früher Doktorand der Strahlentherapie, nun deren Direktor: Mit Prof. Eich kehrt ein Alumnus nach Münster zurück

Prof. Hans Theodor Eich, neuer Leiter der UKM-Klinik und Poliklinik für Strahlentherapie - Radioonkologie

Münster (mfm/pc) - Anfang September übernahm Dr. Hans Theodor Eich als neu berufener Professor der Universität Münster die Leitung der Uni-Klinik für Strahlentherapie. Damit kehrte er zu den Anfängen seiner Laufbahn zurück. In einem Interview für CommUNIity, den Newsletter des Ehemaligen-Vereins MedAlum der Medizinischen Fakultät, blickt Prof. Eich zurück - und auch nach vorn.

Herr Prof. Eich, Sie waren bereits als Doktorand an der Klinik für Strahlentherapie tätig. Wie kam es, dass Sie sich für dieses Fachgebiet entschieden haben?
Die Studierenden kennen die Geschichte schon, ich habe sie in meiner ersten Vorlesungsstunde in Münster vor einigen Wochen erzählt: Im fünften Semester ging ich selbst regelmäßig in die Vorlesung von Prof. Elmar Schnepper, dem damaligen Direktor der Klinik für Strahlentherapie. Eine meiner Großmütter war zu dieser Zeit an einem sehr seltenen Tumor des Riechnervs, einem Ästhesioblastom, erkrankt. Sie war damals schon fast 80 Jahre alt und meine Eltern glaubten, es gäbe keine Möglichkeit mehr, ihr zu helfen.
Zufällig zeigte Prof. Schnepper in seiner Vorlesung Röntgenbilder eines Patienten, der genau diesen seltenen Tumor gehabt hatte und durch eine Strahlentherapie geheilt werden konnte. Es hat mich etwas Überwindung gekostet, als "kleiner Student" nach Ende der Vorlesungsstunde Prof. Schnepper anzusprechen und ihm von der Erkrankung meiner Großmutter zu erzählen. Er bat mich, ihn am nächsten Tag in seinem Dienstzimmer aufzusuchen. Das war genau der Raum, in dem ich nun als Direktor der Klinik sitze.
Meine Großmutter wurde behandelt und hat dann noch acht tumorfreie, gute Jahre erlebt. Ich habe also an meiner eigenen Familie erfahren, was die Strahlentherapie bewirken kann! Über den Fall meiner Großmutter schrieb ich auch einen meiner ersten Fachaufsätze. Deshalb verbindet mich so viel mit dieser Stelle und dieser Klinik. Mein Zwillingsbruder hat übrigens ebenfalls ein radiologisches Fach gewählt. Er ist diagnostischer Radiologe und Chefarzt im St. Antonius-Hospital in Gronau.
Wie ging es für Sie nach der Promotion in Münster weiter?
Als mein Doktorvater Dr. Richard Pötter als Professor an die Universitätsklinik für Strahlentherapie in Wien berufen wurde, bot er mir an, mitzukommen. Privatdozent Dr. Uwe Haverkamp, unser Leitender Physiker, war damals auch schon im Team und ging ebenfalls nach Wien. Er ist ein national wie international hoch geschätzter Experte. Im Zusammenhang mit meinen Berufungsverhandlungen konnte ich ihn zur Rückkehr nach Münster bewegen. Wir leiten die Klinik jetzt sozusagen als Doppelspitze.
Sie waren anschließend auch an der Universität Essen und später in Köln tätig. Sind Ihnen Unterschiede aufgefallen?
Meiner Meinung nach geben sich die Lehrenden hier mehr Mühe als an anderen Medizinstandorten. Die Vorlesungen sind hier sehr, sehr gut besucht. In Münster erwerben die Studierenden hervorragendes Rüstzeug für ihre späteren ärztlichen und wissenschaftlichen Tätigkeiten und starten entsprechend motiviert ins Berufsleben.
Wie gut ist Ihrer Ansicht nach die Strahlentherapie und Radioonkologie des UKM derzeit aufgestellt?
Die hervorragenden technischen Möglichkeiten der Klinik waren einer der Gründe, weshalb ich dem Ruf nach Münster gefolgt bin. Es wurde in den vergangenen Jahren sehr viel Geld in die Modernisierung der Klinik gesteckt, und die Bauphase ist immer noch nicht ganz abgeschlossen. So verfügen wir jetzt unter anderem über einen Linearbeschleuniger der allerneuesten Generation.
Die Innovation liegt dabei in der bildgestützten Therapie und den dynamischen Bestrahlungstechniken. Das heißt, die Bilder werden direkt am Linearbeschleuniger über eine angedockte computertomographische Einrichtung erzeugt. Dies macht es möglich, den Bestrahlungsplan und die Lagerung des Patienten gegebenenfalls zu korrigieren und zu optimieren. Sind Veränderungen notwendig, können diese zum Teil automatisch über den Lagerungstisch erfolgen.
Auf diese Weise erhöht sich für den Patienten die Sicherheit, dass die gewünschte Dosis auch korrekt verabreicht wird. Außerdem verkürzen sich die Bestrahlungszeiten und die Vorbereitungszeit vor der ersten Bestrahlung. Hinzu kommt, dass wir die Strahlentherapie in ein multimodales Behandlungskonzept innerhalb des UKM einbetten und es zugleich auch eine sehr gute Zusammenarbeit mit den anderen Krankenhäusern in Münster und Umgebung sowie mit den niedergelassenen Kollegen gibt.
Was schätzen Sie an Münster als Lebensort?
Ich mag es, dass man hier auch in der Innenstadt viel mehr von Grün umgeben ist als beispielsweise in Köln. Als Kunstinteressiertem mit einem Faible für die Klassische Moderne hat mir die Domstadt am Rhein natürlich einiges geboten, aber auch Münster braucht sich diesbezüglich nicht zu verstecken. Ich freue mich auf Ausstellungsbesuche im Picasso-Museum und im Westfälischen  Landesmuseum. Mittlerweile haben meine Frau und ich in Münster auch ein Haus gefunden. Es ist schön, dass wir - jetzt zusammen mit unseren Kindern - wieder hier leben können.
Sehr schön finde ich nebenbei auch, dass einige meiner ehemaligen Kommilitonen jetzt meine Kollegen sind. Namen möchte ich nicht nennen, aber spontan fallen mir fünf Kommilitonen ein, die wie ich die wissenschaftliche Laufbahn eingeschlagen haben und jetzt als Professoren eigene Kliniken oder Abteilungen in Münster leiten.
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Zur Vita: 1988 hat der gebürtige Stadtlohner Hans Theodor Eich in Münster sein Medizinstudium begonnen, 1996 seine Promotion abgeschlossen. Sein beruflicher Werdegang führte ihn anschließend zunächst nach Wien, später an das Universitätsklinikum Essen. 1998 wechselte er dann zur Universität Köln, wo er sich 2006 habilitierte. Dort war der 44-Jährige zuletzt als Oberarzt an der Klinik für Strahlentherapie tätig. Eichs Ehefrau Dorothee ist Hautärztin. Das Paar hat zwei Kinder.

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