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„Veränderung geht nicht von heute auf morgen“: Prof. Pfleiderer erhält Preis für Einsatz gegen Genitalverstümmelung in Afrika

Prof. Bettina Pfleiderer mit ihrem Preis, dem aus Ebenholz gefertigten Kopf einer Afrikanerin von dem Stamm der Samburu aus Kenia (Foto: privat)

Münster (mfm/lt) – Für einen Großteil der Menschen der westlichen Zivilisation ist sie etwas unvorstellbar Grausames, in Afrika teils aber noch Alltag: weibliche Genitalverstümmelung. Für ihren Einsatz gegen diese Praxis erhielt Frau Prof. Bettina Pfleiderer von der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster (WWU), seit 2016 Präsidentin des Weltärztinnenbundes (Medical Women’s International Association, kurz MWIA), den Preis der öffentlichen Anerkennung der Region Afrika und Naher Osten. Der Preis wurde ihr  auf der MWIA Regionalkongress in Nairobi, Kenia verliehen.

Die Veranstaltung hatte Pfleiderer genutzt, um erstmalig einen Workshop zur weiblichen Genitalverstümmelung anzubieten. Ihr Workshop in Nairobi, an dem 60 Ärztinnen aus ganz Afrika teilnahmen, bot eine Plattform für rege Diskussionen; auch wurden Informationsmaterialien und Fallstudien bereitgestellt. Weibliche Genitalverstümmelung tritt in weiten Teilen Afrikas auf und bedeutet eine gänzliche oder teilweise Entfernung der äußeren weiblichen Geschlechtsorgane. Die schmerzhafte Verstümmelung wird – meist unter mangelhaften hygienischen Umständen – von medizinisch nicht geschulten Laien vorgenommen, unter anderem mit Glasscherben oder Rasierklingen. Nicht selten führt der Eingriff zu Infektionen, schweren psychischen und körperlichen Schäden, in manchen Fällen auch zum Tod.

Was hierzulande menschenverachtend erscheint, wird in Teilen Afrikas anders gesehen. „Wir müssen uns vor Augen führen“, so Prof. Bettina Pfleiderer „dass viele Afrikaner und auch Afrikanerinnen diese Prozedur als Teil ihrer Tradition ansehen. Das ändert sich nicht von heute auf morgen“. Im Bestreben, diese Eingriffe immer weiter einzudämmen und irgendwann ganz zu verhindern seien Sensibilisierung und Diskussion entscheidend. Im Zuge dessen soll der erfolgreiche Workshop in anderen Ländern Afrikas weitergeführt werden.

Seine Initiierung ist einer der Gründe wieso Prof. Pfleiderer den Preis der öffentlichen Anerkennung am Ende der Regionalkonferenz erhielt. Dessen Form ist ungewöhnlich:

Es handelt sich um einen aus Ebenholz geschnitzten Kopf Frau aus dem Samburu-Stam, einem Volk aus dem Norden Kenias. Die Büste zeichnet die Empfängerin als „Kriegerin“ aus, als „eine von uns“. „Die Samburu-Frau steht jetzt in meinem Arbeitszimmer“, freut sich die Professorin. „Immer, wenn ich von meiner Arbeit müde oder mutlos bin, sehe ich sie mir an und denke: ‚Jetzt erst recht.’“

Die offizielle MWIA-Präsidentschaft Pfleiderers endet im Juli 2019, jedoch wird sie für drei weitere Jahre als immediate Past-Präsidentin in der Leitung des Weltärztinnenbundes bleiben dort die Arbeit an einer globalen Workshop-Serie zu Gewalt gegen Frauen und Kindern fortsetzen.

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