News
„Potenz-App“ auf Rezept: Uni Münster führt Studie zur digitalen Behandlung der erektilen Dysfunktion durch
Münster(mfm/hh) – Jeder fünfte Mann zwischen 30 und 80 Jahren leidet unter Erektionsstörungen. Statt Medikamenten könnte eine App Abhilfe schaffen: Sie ist die erste „Digitale Gesundheitsanwendung“ (DiGA) der Urologie und kann als zertifiziertes Medizinprodukt auf Rezept verschrieben werden. Im Gegensatz zu den Kosten von „Potenz-Pillen“, die Männer meist selbst tragen, werden die der App von den Krankenkassen übernommen. Ob das „digitale Viagra“ den gewünschten Erfolg bringt, untersuchen Forscherinnen und Forscher der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster in einer groß angelegten Studie. Dafür werden Probanden über 18 Jahren mit erektiler Dysfunktion gesucht.
„Die Studie ist nach den besten Standards der evidenzbasierten Medizin konzipiert“, erklärt Prof. Sabine Kliesch. Sie leitet die Erhebung am Centrum für Reproduktionsmedizin und Andrologie (CeRA). Insgesamt werden rund 200 Männer mit ärztlich gesicherter Diagnose „erektiler Dysfunktion“ an der Studie teilnehmen. Die Probanden werden nach dem Zufallsprinzip zwei Gruppen zugeteilt, die zu unterschiedlichen Zeitpunkten das Training der App absolvieren. Die erste Gruppe startet sofort in d
Das Training setzt an den Risikofaktoren der Erkrankung an: Wer raucht, sich wenig bewegt und ungesund ernährt, erhöht sein Risiko, eine erektile Dysfunktion zu bekommen oder zu verschlechtern. Mit Ausdauertraining, Beckenbodenübungen und mentalen Strategien zu Achtsamkeit und Körperwahrnehmung sollen die Risikofaktoren verringert werden. Die Übungen sind an die Gesundheit der Männer angepasst: Wer unter Blutdruckhochdruck oder Übergewicht leidet, beginnt eher mit einer lockeren Laufrunde als mit intensivem Ausdauertraining. Zusätzlich wird den App-Nutzern durch kurze Inputs Hintergrundwissen zu der Entstehung und Behandlung ihrer Erkrankung vermittelt. Die mögliche „Nebenwirkung“ der App: ein langfristig gesünderer Lebensstil.
Ob das Konzept funktioniert und sich die Lebensqualität und die Beschwerden der erektilen Dysfunktion durch die Nutzung der App verbessern, wird in der Studie der WWU Münster durch Fragebögen erfasst. Wer teilnehmen möchte, muss motiviert sein, die App zwölf Wochen lang zu nutzen und die beschriebenen Übungen regelmäßig durchzuführen. Außerdem müssen Teilnehmer Zugang zu einem Tablett oder Smartphone mit Internetzugriff haben. Interessierte über 18 Jahren können sich beim App-Anbieter melden (Telefon: 089-38038658, E-Mail: studie@kranus.de).
„Jeder einzelne Teilnehmer leistet einen wichtigen Beitrag zur Erforschung neuer digitaler Behandlungsmethoden und kann gleichzeitig etwas für seine Gesundheit tun“, sagt Prof. Kliesch, die als Chefärztin der Abteilung für Klinische und Operative Andrologie am Universitätsklinikum Münster tätig ist. Die Pilotstudie zu
Hintergrund zur Digitalen Gesundheitsanwendung (DiGA)
Nach der digitalen Gesundheitsanwendungen-Verordnung (DiGAV) muss eine DiGA ein zertifiziertes Medizinprodukt der Risikoklassen I und IIa nach MDR Verordnung (EU) 2017/745 über Medizinprodukte beziehungsweise gemäß den Übergangsvorschriften nach MDD Richtlinie 93/42/EWG über Medizinprodukte sein und positive Versorgungseffekte nachweisen können. Letztere sind neben dem medizinischen Nutzen patientenrelevante Struktur- und Verfahrensverbesserungen. Die wissenschaftliche Evidenz der Apps muss durch qualitativ hochwertige Studien nachgewiesen werden und wird durch das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) geprüft.