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Fast vier Millionen Euro Förderung: DFG bewilligt neues Graduiertenkolleg zur Erforschung von Krankheiten aus evolutionsbiologischer Perspektive

Logo des neuen Graduiertenkollegs

Münster (upm) - Die Westfälische Wilhelms-Universität Münster (WWU) richtet ein neues von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördertes Graduiertenkolleg ein. Dessen Teilnehmer werden mithilfe der modernen Evolutionsforschung untersuchen, wie und warum Krankheiten entstehen und welche Rolle evolutionäre Anpassungen dabei spielen. Für das interdisziplinäre englischsprachige Programm "Evolutionäre Prozesse in Adaptation und Krankheit", das im April startet und eine Laufzeit von zunächst viereinhalb Jahren hat, stellt die DFG knapp vier Millionen Euro zur Verfügung. Das Promotionsprogramm wird von 17 Wissenschaftlern getragen, darunter auch solche aus der Medizin. Bundesweit wurden 20 neue Graduiertenschulen bewilligt, wie die DFG heute (14. November) mitteilte.
"Die Bewilligung des Graduiertenkollegs ist ein großer Erfolg für die WWU und spiegelt die erstklassige Kooperationsarbeit zwischen den beteiligten Fakultäten wider", unterstreicht die Prorektorin für Forschung an der WWU und Mitantragstellerin Prof. Monika Stoll. "Besonders hervorzuheben ist der innovative Charakter der Zusammenarbeit zwischen den Lebenswissenschaften und der Philosophie, die es so an der WWU bisher noch nicht gegeben hat. Nach dem Erfolg bin ich mir aber sicher, dass das nicht die letzte gewesen sein wird."
Der Evolutionsbiologe Prof. Joachim Kurtz, Sprecher des Graduiertenkollegs, beschreibt den Hintergrund des Projekts: "Die rasche Anpassung von Mikroorganismen und der Anstieg sogenannter Zivilisationskrankheiten wie Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Depressionen stellen uns vor große Herausforderungen." Die Evolution könne Krankheiten nicht nur beseitigen, sondern auch verstärken. Beispiele seien Krankheitserreger, die sich evolutionsbedingt schnell verändern und dadurch für ihre Wirte gefährlicher werden, oder Evolutionsprozesse, die für die Betroffenen auch nachteilige genetische Variationen mit sich bringen. Solche Prozesse können wir heute bis ins molekulare Detail untersuchen. Unsere Promovenden werden dieses Wissen nutzen, um evolutionäre Theorien weiterzuentwickeln und medizinische Fragen unter Einbeziehung evolutionärer Ansätze zu bearbeiten", sagt Kurtz.
Aus der Medizin stammt fast die Hälfte der Kolleg-Antragsteller, neben Stoll die Professoren Stefan Ludwig aus dem Institut für Molekulare Virologie und Ulrich Dobrindt sowie Alexander Mellmann aus dem Institut für Hygiene, dazu PD Dr. Jürgen Schmitz, Spezialist für "springende Gene" aus dem Institut für Experimentelle Pathologie. Eine besondere Stärke der neuen Einrichtung sei deren Anbindung an die Wissenschaftsphilosophie, ergänzt Sprecher Kurtz: "Die Promovierenden der Philosophie haben unmittelbaren Zugriff auf die aktuelle biomedizinische Forschung. Bei den Promovierenden in den biologischen und medizinischen Instituten wird das Bewusstsein für philosophisch-ethische Fragen geschärft."
Das Graduiertenkolleg soll den Teilnehmern einen intensiven Austausch mit internationalen Gastwissenschaftlern bieten. Weitere Bestandteile sind Sommerschulen und Kurse zu Themen wie Evolutionsgenetik, Bioinformatik, experimentellem Design, Wissenschaftsphilosophie und Bioethik. Es trägt die DFG-Kennung GRK/RTG 2220 und den englischen Titel "Evolutionary Processes in Adaptation and Disease“ (EvoPAD).
Strukturierte Promotion an der WWU
Graduiertenkollegs sind Einrichtungen der Hochschulen zur Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Sie werden von der DFG für maximal neun Jahre gefördert. Im Mittelpunkt steht die Qualifizierung von Doktoranden mit einem thematisch fokussierten Forschungsprogramm und einem strukturierten Qualifizierungskonzept. An der WWU gibt es nun fünf DFG-geförderte Graduiertenkollegs und darüber hinaus mehr als 30 weitere strukturierte Programme zur Promotionsförderung.

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