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Neuer Ansatz bei Blutvergiftung: WWU-Medizinstudentin erhält DIVI-Forschungspreis

Preisträgerin Carolin Christina Drost mit DIVI-Präsident Prof. Uwe Janssens (l.) und DIVI-Kongresspräsident Prof. Bernd Böttiger (r.) (Foto: Mike Auerbach)

Münster (mfm/sw) – Das diesjährige Rennen um den Forschungspreis der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI) konnten gleich zwei Wissenschaftlerinnen für sich entscheiden: Carolin Christina Drost aus Münster und Prof. Christine Geffers aus Berlin setzten sich gegen fünf Mitbewerber durch. Statt einer wurden dieses Jahr somit gleich zwei Forscherinnen mit dem 1. Preis geehrt und erhalten je ein Preisgeld von 5.000. Die Medizinstudentin der Universität Münster (WWU), derzeit im Praktischen Jahr, überzeugte die Expertenjury mit ihrer experimentellen Arbeit zum Thema „Tie2 activation promotes protection and reconstitution of the endothelial glycocalyx in human sepsis“, einer Studie zur Blutvergiftung.

Wenn die körpereigenen Abwehrsysteme plötzlich nicht nur die Infektion, sondern auch die eigenen Organe angreifen: Das ist, was abläuft bei einer Sepsis, wie Mediziner eine Blutvergiftung nennen. Häufig besteht bei septischen Patienten das Problem einer Störung der Gefäßbarrieren – diese gewährleisten in der Regel, dass das Blut und seine Bestandteile im Gefäß bleiben und so durch den Körper transportiert werden können. Bei einer Sepsis wird diese Barriere undicht. Die Folge: Betroffene verlieren viel Flüssigkeit ins umliegende Gewebe und die Organe werden nicht mehr ausreichend durchblutet. Diese Schrankenstörung ist nach wie vor schwer zu therapieren und kann zu Schocksymptomatik und Multiorganversagen führen. Eine molekulare Struktur, die neben den Gefäßzellen selbst eine wichtige Rolle in der Gefäßbarriere zu spielen scheint, ist die endotheliale Glycocalyx - eine Zuckerschicht, die die Zellen bedeckt und direkt mit dem Blut in Kontakt steht. Diese Schicht wird unter anderem durch den sogenannten Tie2-Signalweg reguliert, dessen Auswirkungen auf die Glycocalyx die Studentin aus der Arbeitsgruppe von Prof. Philipp Kümpers in ihrer Arbeit untersuchte.

Bei Untersuchungen mit einem intravital-mikroskopischen Analysesystem zeigte sich, dass die Glycocalyx bei septischen Patienten stark geschädigt ist. Unter Stimulation des Tie2-Signalweges in der Zellkultur blieb dieser negative Effekt aus und die Glycocalyx vollständig intakt. Bereits beschädigte Teile der Zuckerschicht konnten repariert werden. Für die 24-Jährige ist klar: Die Aktivierung des Tie2-Signalweges könnte in der Forschung zur künftigen Sepsistherapie von hoher Bedeutung sein. Ein wichtiger Grund mehr, den DIVI-Forschungspreis dieses Jahr zweimal zu verleihen, denn der soll Themen prämiieren, die in besonderer Weise die wissenschaftliche Arbeit rund um die Intensiv- und Notfallmedizin in Deutschland widerspiegeln. Unterstützt wurde die Forschung von Drost durch deren Teilnahme am „Medizinerkolleg“ (MedK), einem Förderinstrument der Medizinischen Fakultät der WWU für besonders begabte Promovenden.

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