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Neuer Ansatz für Akute Myeloische Leukämie: Jan Vorwerk mit Promotionspreis ausgezeichnet
Münster (mfm/jg) – Wie repariert man das Reparieren? Dieser Frage ist Dr. Jan Vorwerk in seiner Doktorarbeit zur Akuten Myeloischen Leukämie (AML) nachgegangen: Bei der kann eine bestimmte Proteinvariante die DNA-Reparatur behindern und die Ausbreitung der Krebszellen fördern. Behandlungen sind vielen Menschen nur schwer zugänglich – bis jetzt: Vorwerk hat in seiner Arbeit einen neuen Therapieansatz entwickelt. Die Medizinische Fakultät der Universität Münster hat ihn nun mit ihrem Promotionspreis samt Dotierung von 1.000 Euro ausgezeichnet.
Die AML ist eine Krebserkrankung des Knochenmarks. „Ein Problem besteht darin, dass der Großteil der Patientinnen und Patienten über 75 Jahre alt ist“, erklärt Vorwerk. Körperlich sind diese Betroffenen also kaum fähig, herkömmliche aggressive Therapien zu tolerieren. Auf der Suche nach neuen Ansätzen wandte sich Vorwerk dem Protein GFI1 zu: Dieses ist im Normalfall an der DNA-Reparatur beteiligt; in einer bestimmten Variante tritt es bei 15 Prozent der AML-Patienten auf. „Klar war daher, dass die Variante mit der Krankheit zusammenhängt. Offen blieb die Frage, was genau sie macht“, so der Preisträger.
Seine Arbeit hat gezeigt, dass sie funktionsuntüchtig ist: Indem die Kontrolle des Zellwachstums ausbleibt, kommt es zur verminderten DNA-Reparatur – die Krebszelle teilt und teilt sich, für die Reparatur genetischer Mutationen bleibt keine Zeit. Wie diese Erkenntnis der Behandlung von AML hilft? „Sie zeigt uns den Ansatz auf, den Zellzyklus zu entschleunigen“, sagt der Nachwuchsforscher. „Wir haben deshalb Krebszellen mit Medikamenten behandelt, vor allem mit Palbociclib, das ursprünglich die Ausbreitung von Brustkrebs hemmt.“ Und das mit Erfolg: Auch die AML-Zellen mit der GFI1-Variante verbreiten sich langsamer, sodass mehr Zeit bleibt, die DNA-Schäden zu reparieren und die Ausbreitung der Krankheit zu verhindern.
In der von Prof. Cyrus Khandanpour betreuten Arbeit fanden die Versuche am Mausmodell statt, Vorwerk verfolgt das Thema nun in verschiedenen Projekten weiter. Auch seine persönliche Zukunft sieht der Preisträger, der aus Lippstadt stammt, in der Onkologie: „Noch vor 40 Jahren ist fast jeder Krebskranke gestorben, mittlerweile gibt es viele gute Ansätze – das Arbeitsfeld hat mich schon immer fasziniert, weil es unglaublich schnell fortschreitet und man selbst etwas bewegen kann.“ Dies verwirklicht er aktuell als Assistenzarzt und Clinician Scientist am Universitären Cancer Center Schleswig-Holstein (UCCSH) in Lübeck, das über zahlreiche Kooperationen eng mit der Universität Münster zusammenarbeitet.
PubMed-Links zu den Publikationen: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36003783/ und https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/37756525/