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Neue Erkenntnisse zu Krebs bei Kindern: Dr. Annabelle Zoghbi erhält Maria-Möller-Preis

Stiftungsgründer Dr. Gerd Möller überreichte Dr. Annabelle Zoghbi die Urkunde (Foto: FZ)

Münster (mfm/tw) – Annabelle Zoghbi ist mit dem Onkologie-Promotionspreis der Maria-Möller-Stiftung ausgezeichnet worden. Die Medizinerin untersuchte in ihrer Doktorarbeit am Institut für molekulare Tumorbiologie, wie das Medikament iBET auf bestimmte bösartige Tumoren wirkt.
Neuroblastome, Medulloblastome und rhabdoide Tumoren sind Krebsarten, die vor allem bei Kleinkindern auftreten. Zoghbi nahm unter die Lupe, wie iBET – ein neues Medikament, mit dem das Protein BRD4 gehemmt wird – im Kampf gegen die Tumoren helfen könnte. „In der Petrischale zeigt sich, das iBET den Zyklus der Tumorzellen stoppt und zum Zelltod führt“, erläutert Zoghbi – „einen konkreten möglichen Mechanismus konnte ich speziell für Neuroblastome aufzeigen.“
Neuroblastome sind die vierthäufigste pädiatrische Krebsform. In Deutschland erkranken jedes Jahr rund 140 Kinder daran, die meisten davon im Vorschulalter. Bei den jungen Patienten ist die Prognose besonders schlecht, wenn in den Krebszellen eine Vervielfachung des MYCN-Gens vorliegt, was bei 20 Prozent der Patienten der Fall ist. Zoghbi fand heraus, dass die iBET-Behandlung einer solchen Neuroblastom-Zelllinie zu einer Verringerung der MYCN-Menge führt. „Dadurch könnte das Absterben der Tumorzellen erklärt werden“, so Zoghbi – „und iBET wird besonders interessant als eine mögliche Therapie für Kinder, die diese genetische Veränderung in ihren Krebszellen tragen und deshalb über eine schlechte Prognose verfügen.“
iBET ist seit 2010 für experimentelle Forschung erhältlich. Angesichts der neuen Erkenntnisse kann es potenziell zu einer neuen Gruppe von Medikamenten für den Einsatz in gezielten Krebstherapien („targeted therapies“) gezählt werden – darunter werden Behandlungen zusammengefasst, mit denen Krebszellen spezifisch bekämpft werden können. Im Gegensatz dazu richtet sich eine generelle Chemotherapie gegen stark teilende Zellen jeglicher Art.  „Unsere Ergebnisse legen den Grundstein“, so Zoghbi. „Um iBET zukünftig als Medikament bei Menschen einsetzen zu können, ist aber noch viel Forschung nötig.“
Zoghbi ist in Wegberg bei Mönchengladbach aufgewachsen. Als Stipendiatin der Studienstiftung des Deutschen Volkes studierte sie von 2008 bis 2014 Humanmedizin an der Uni Münster, in Kürze wird sie mit der Facharztausbildung in der Kinderonkologie an der Uniklinik Hamburg-Eppendorf beginnen.
Der Rechtsanwalt Dr. Gerd Möller gründete die Maria-Möller-Stiftung im Andenken an seine Frau Maria Möller, die 2006 nach mehrjähriger Krankheit an Brustkrebs verstorben war. Der mit 500 Euro dotierte Maria-Möller-Promotionspreis wird seit 2008 zweimal jährlich an der Medizinischen Fakultät Münster für herausragende Doktorarbeiten vergeben, die sich mit Früherkennung, Heilung oder Linderung von Krebserkrankungen befassen.

Video zur prämiierten Studie (zum Abspielen bitte anklicken):

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