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Münster forscht an zentraler Stelle mit: Nierenfilter im Fokus millionenschwerer DFG-Förderung

Sie erforschen, was Podozyten gesund hält: (v. l.): Dr. Annika Möller-Kerutt, Prof. Michael Krahn, Dr. Amélie Friederike Menke, Priv.-Doz. Dr. Beate Vollenbröker, Prof. Hermann Pavenstädt, Dr. Markus Carl Döser, Prof. Thomas Weide und Priv.-Doz. Dr. Daniela Anne Braun sind Teil des neuen DFG-Forschungsverbunds „PodoSigN“ (Foto: Uni MS/E. Wibberg)

Münster (mfm/nn) – Der Nierenfilter ist eine Hochleistungseinheit des Körpers – und gleichzeitig eine Schwachstelle: Wenn seine Zellen geschädigt werden, droht Nierenversagen. Wie sich diese Schäden aufhalten oder verhindern lassen, erforscht nun ein neuer Transregio/Sonderforschungsbereich (SFB/TRR), an dem auch die Universität Münster beteiligt ist. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt mit dem Titel „PodoSigN – Podozyten Signaltransduktion: Von den Grundlagen zum Krankheitsverständnis“  zunächst für drei Jahre und neun Monate mit rund 15,5 Millionen Euro.

Der neue SFB/TRR 422 wurde gemeinsam von den Universitäten Münster, Hamburg und Köln  beantragt. Ziel der Verbundforschung ist es, die zellulären Signalnetzwerke in sogenannten Podozyten – spezialisierten Zellen im Nierenfilter, die Fußfortsätze besitzen („Podos" bedeutet im Griechischen "Fuß“) – zu entschlüsseln. 

Podozyten umhüllen die feinen Blutgefäße im Nierenkörperchen und sorgen dafür, dass Abfallstoffe ausgeschieden, lebenswichtige Eiweiße aber zurückgehalten werden. Versagt ihre Funktion, kann die Niere nicht mehr filtern – Eiweiße gehen verloren, die Nierenfunktion bricht zusammen. Solche Schädigungen sind ein Hauptfaktor bei der Entstehung chronischer Nierenerkrankungen, von denen in Deutschland Millionen Menschen betroffen sind. Podozyten reagieren empfindlich auf genetische Veränderungen, Bluthochdruck, Stoffwechselstörungen, Entzündungen oder Umweltfaktoren. Trotz ihrer zentralen Bedeutung ist über die komplexen Signalwege, die die Gesundheit und Funktion von Podozyten erhalten, noch wenig bekannt.

In Münster laufen die Forschungsaktivitäten deswegen auf Hochtouren. Ein Drittel der geförderten Forschungsprojekte kommen aus der Universität Münster. Beteiligt sind PD Dr. Daniela Anne Braun, Dr. Markus Carl Döser, Prof. Michael Krahn, Dr. Amélie Friederike Menke, Dr. Annika Möller-Kerutt, PD Dr. Beate Vollenbröker, Prof. Thomas Weide und Prof. Hermann Pavenstädt – alle der Medizinischen Klinik D des Universitätsklinikums zugehörig und Prof. Roland Wedlich-Söldner aus dem Institut für Zelldynamik und Bildgebung. Das Team untersucht, wie molekulare Steuerungssysteme Podozyten gesund halten – oder krank machen. Für den Direktor der Medizinischen Klinik D, Prof. Hermann Pavenstädt, ist das Projekt auch ein persönlicher Erfolg: Die erste internationale Konferenz zum Thema Podozyten organisierte der Mediziner schon 1999 in Freiburg – und bringt damit fast drei Jahrzehnte Erfahrung in das neue Großprojekt ein. 

Bei PodoSigN arbeiten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Medizin, Biologie, Chemie, Genetik, Informatik und Mathematik zusammen. Zum Einsatz kommen modernste Methoden: Einzelzellanalysen, innovative Bildgebung und KI-gestützte Datenmodelle. Die Forschungsergebnisse sollen in digitale Karten des Nierenfilters einfließen – und damit die Grundlage schaffen für Therapien, die besser passen, gezielter wirken und früher greifen.

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