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Innovation im Gepäck: Mikrobiologen der WWU Münster bauen ein Labor in Sierra Leone

Stolz zeigt Tom Theiler, Arzt am münsterschen Institut für Medizinische Mikrobiologie, das jetzt am Masanga Hospital eingesetzte Blutkulturgerät (r.) und das „To-go“-Labor (l.) (Foto: privat)

Prof. Frieder Schaumburg (r.) mit Laborleiter Maxwell Sesai im Masanga Hospital in Sierra Leone (Foto: privat)

Assistenzarzt Tom Theiler (r.) schult Maxwell Sesai und seine Kollegen an den Laborgeräten (Foto: privat)

Masanga/Münster (mfm/hh) - „Innerhalb von zwei Wochen haben wir alles nachgeholt, was während zwei Jahren Pandemie liegen geblieben ist“, sagt Prof. Frieder Schaumburg. Der Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster war gerade im Masanga Hospital in Sierra Leone. Dort baut er als Teil eines internationalen Teams zusammen mit örtlichen Kollegen ein Labor zur Diagnostik und Erforschung tropischer Erreger auf. Mithilfe der Analyse-Logistik können neue und seltene Infektionserreger schneller erkannt und deren Ausbreitung effektiver verhindert werden.

Das Projekt begann 2019 und wird durch die Initiative „Klinikpartnerschaften“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung und der Else-Kröner-Fresenius-Stiftung gefördert. Nach einer Covid-bedingten Zwangspause konnte die Zusammenarbeit in diesem Frühjahr wieder aufgenommen werden. Durch die Projekte werden diagnostische Methoden für sexuell übertragbare Erkrankungen, tropische Haut - und Weichgewebeerkrankungen und virale Erreger am Masanga Hospital etabliert. „Die Diagnostik vor Ort ist bisher schlecht oder gar nicht vorhanden“, so Schaumburg. Dabei wäre eine frühe und zuverlässige Diagnose bei Viruserkrankungen wie Ebola oder dem - in Sierra Leone endemischen - Lassa-Virus sehr wichtig: „Durch eine frühe Diagnose können hochansteckende Patienten isoliert und Infektionsketten unterbrochen werden“, erklärt der Facharzt für Mikrobiologie, der sich schon seit Jahrzehnten in der Entwicklungszusammenarbeit engagiert, unter anderem in dem berühmten Dschungel-Hospital Lambaréné.

Der Schlüssel zur schnellen Diagnose ist in Sierra Leone eine acht mal drei Zentimeter große Kartusche. Darin enthalten: ein PCR-Labor „to go“. Die Patientenprobe wird in die Kartusche einpipettiert, die Auswertung erfolgt automatisch durch das Gerät. „Diese Technik ist ideal für Orte, an denen es keine sauberen Labore und kontaminationsfreien Arbeitsflächen gibt“, sagt Schaumburg. Damit eignet sich die To-go-Labor optimal für das Masanga Hospital: Regelmäßige Stromausfälle und kaum fließendes Wasser erschweren dort die Arbeit.

Neben der PCR-Technik brachte das münstersche Team fünf weitere Hightech-Laborgeräte mit ans Masanga Hospital – Technik im Wert eines Kleinwagens. Die sierra-leonischen Laborantinnen und Laboranten lernen jetzt, wie sie die Geräte nutzen und warten. „Das Projekt ist in die lokalen Strukturen eingebettet und soll langfristig vollständig an Verantwortliche vor Ort übergeben werden“, berichtet Schaumburg. Davon überzeugte sich auch eine Delegation des deutschen Gesundheitsministeriums, die das Projekt im Mai besuchte. Schaumburg sieht in dem Termin ein vielversprechendes Zeichen für den Fortbestand der Projekte. „Jede Förderung hat eine zeitliche Begrenzung, deshalb ist es essenziell, dass es auch danach eine Perspektive gibt“, so Schaumburg.

Neben der Diagnostik soll das Labor zudem der Forschung dienen. „Die Methoden mikrobiologischer Diagnostik und Forschung ähneln sich. Das Diagnostiklabor wird daher später auch für Forschungszwecke nutzbar sein“, erklärt Schaumburg. Um die Bedingungen zu verbessern, startet noch in diesem Jahr der Neubau einer weiteren Laboreinheit. Dort soll zum Beispiel die Weichgewebe-Infektion „Buruli Ulkus“ genauer untersucht werden, dass durch ein Bakterium aus den feuchten Reisfeldern Sierra Leones übertragen wird. „Jetzt hat aber erst einmal die Krankenversorgung Priorität“, betont Schaumburg. Die kann durch die seit Juni laufende neue Förderperiode der „Klinikpartnerschaften“ weiter verbessert werden.

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