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Endometriose-Forschung: Können microRNAs künftig die Bauchspiegelung ersetzen?

Stammzelle im Endometrium (Gebärmutter). Arbeiten des Endometriose-Zentrums der Uniklinik Münster konnten zeigen, dass micro-RNAs die Funktion dieser Zellen regulieren und so das Fortschreiten der Endometriose hemmen könnten (Foto: M. Falkenberg / M. Götte)

Münster (mfm/sm) - Viele Frauen kennen das Problem: Etwa einmal im Monat fühlt sich der Unterleib an wie unter Hochspannung, leichte Krämpfe gehen einher. Bei einigen allerdings sind diese Symptome während der Periode weitaus schlimmer - und rühren von einer bislang wenig erforschten Krankheit her: der Endometriose. Mediziner der Universität Münster arbeiten am einem neuen Ansatz, der die derzeit noch schwierige Diagnose der Erkrankung erleichtern könnte: Sie nutzen microRNA als Marker. Den bisherigen Arbeitsstand präsentiert das Endometriose-Zentrum der münsterschen Unifrauenklink der Fachwelt jetzt mit einem Symposium (09./10.02.).
In der Altersgruppe vor der Menopause (Aufhören der Monatsblutung) leidet etwa jede zehnte Frau unter Endometriose. Bei den Betroffenen befinden sich Zellen der Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutterhöhle und wachsen während des Monatszyklus‘ analog zum gesunden Gewebe. Starke, krampfartige Schmerzen während der Periode sind die Folge; oft haben Betroffene auch chronische Unterleibsschmerzen oder können keine Kinder bekommen. Die Ursache der Erkrankung ist bis heute nicht geklärt, was eine vollständige Heilung in vielen Fällen unmöglich macht. Derzeit gibt es noch keine andere Möglichkeit, eine sichere Diagnose zu stellen, als mit einer Bauchspiegelung einen - wenn auch minimalinvasiven - Eingriff vorzunehmen.
Hier könnte der neue Ansatz aus Münster helfen: Am Endometriose-Zentrum erforscht eine Arbeitsgruppe um Prof. Martin Götte, wie micro­RNAs – kurz miRNA oder miR – als Marker eingesetzt werden können. Sie sind Bestandteil menschlicher Zellen, finden sich auch im Blut und erfüllen eine wichtige Aufgabe: Die microRNAs definieren, welche Funktion ein Gen im Körper übernimmt – beispielsweise, ob eine Zelle eine Magen- oder eine Hautzelle ist. Bei Endometriose-Patientinnen ist diese mi-RNA aber an bestimmten Stellen verändert, woraus die krankhaften Herde außerhalb der Gebärmutter resultieren. Die Wissenschaftler aus Münster beschäftigen sich damit, die Veränderung der microRNA durch einen Bluttest nachzuweisen. Dies würde eine sehr viel leichtere Diagnostik bedeuten – ganz ohne chirurgischen Eingriff.
„Vom Einsatz an den Patientinnen ist unsere Methode noch weit entfernt; da wir zunächst das Verständnis von den Prozessen auf der molekulare Ebene der Erkrankung noch erweitern müssen“, warnt Prof. Ludwig Kiesel, Direktor der Uniklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, vor überzogenen Hoffnungen. Dennoch freut er sich über die führende Rolle seiner Einrichtung bei der Behandlung von Betroffenen und dem Erkenntnisgewinn: „Unser Endometriose-Zentrum hat jährlich über 500 Patientinnen und die Zahl wächst stetig, damit gehören wir zu den größten Kompetenzstellen zu diesem Krankheitsbild in Deutschland“. Die Expertise der münsterschen Anlaufstelle sei auch der Grund, warum diese unter Leitung von Prof. Götte das europaweite EU-Projekts MOMENDO koordiniert. Über diesen Verbund sollen die Forschung vorangetrieben und die Therapiemöglichkeiten verbessert werden.
Ihre bisherigen Ergebnisse stellen Kiesel, Götte und ihre Kollegen nun im Workshop „microRNAs in endometriosis“ einem internationalen Fachpublikum vor. Zu der Veranstaltung am 09. und 10. Februar 2017 in der Unifrauenklinik werden neun Referenten unter anderem aus Ägypten, Schweden und Estland erwartet. Die Teilnahme ist kostenlos. Weitere Informationen zum Programm sowie eine Anmeldemöglichkeit gibt es auf der Website der Uniklinik:

campus.uni-muenster.de/momendo/workshops.

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