Mesdames Musicales: Drei Frauen leben ihren Traum zwischen zwei Welten
Furioser Auftritt: Mit vollem Einsatz begeisterten „Mesdames Musicales“ die Gäste beim festlichen Auftakt zum Jubiläum „100 Jahre Universitätsmedizin Münster“ im münsterschen Schloss. (Foto: Uni MS / E. Wibberg)
Münster (mfm/mew) - „Mesdames Musicales“ sind gelebte Leidenschaft – zwischen Sprechzimmer und Konzertsaal. Und sie zeigen: Man kann vieles gleichzeitig sein – Ärztin, Musikerin, Schwester, Freundin, Künstlerin. Das Trio bestehend aus Sarah Bergé (Geige), Pauline Gropp (Klavier) und Jana Marie Gropp (Gesang) kam jetzt für einen ganz besonderen Anlass zurück an die Alma Mater von zwei der drei Musikerinnen: „Mesdames Musicales“ schufen für den Festakt zum Jubiläum „100 Jahre Universitätsmedizin Münster“ mit stimmungsvollen musikalischen Darbietungen den Rahmen.
Die künstlerischen Karrieren der drei begannen früh. Die gebürtige Krefelderin Sarah Bergé spielte ihre ersten Töne auf der Geige mit drei Jahren, inspiriert durch ihr Elternhaus, in dem Musik allgegenwärtig war. Gemeinsames Musizieren mit ihren fünf Brüdern legte den Grundstein für die Leidenschaft zur Kammermusik. Mit zehn Jahren trat Bergé bereits als Solistin mit dem Niederrheinischen Orchester auf, anschließend absolvierte sie ein Jungstudium am „Pre-College Cologne“ der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. Auch den beiden Gropp-Schwestern aus dem oberbergischen Leichlingen wurde das Musizieren in die Wiege gelegt: Pauline entdeckte mit fünf Jahren das Klavier für sich und entschloss sich nach der Schule zum Klavierstudium in Münster. Ihre vier Jahre ältere Schwester Jana Marie studierte Gesang in Düsseldorf. Zahlreiche Preise und Auftritte auf großen Bühnen, darunter das Concertgebouw Amsterdam oder die Kölner Philharmonie, markierten den musikalischen Werdegang der drei.
Zwischen Präp-Saal und Bühne
So weit, so stringent – doch dann stand eine Weichenstellung an. „Wir konnten uns alle nicht entscheiden, ob es die Musik oder die Medizin sein sollte“, erklärt Jana, deren musikbegeisterter Vater selbst Kinderarzt ist. Die Lösung: einfach beides versuchen. Aber wie lassen sich zwei so zeitintensive Studiengänge unter einen Hut bringen? „Priorisieren“ lautet die Antwort von Pauline, die in Münster Medizin studierte: „Mal stand ein Konzert an, da habe ich mich auf das Klavier konzentriert, mal eine wichtige Prüfung, da hatte die Medizin Vorrang. Um ehrlich zu sein: Es gab oft Momente, wo nicht klar war, wie das funktionieren soll, aber letztlich haben wir immer einen Weg gefunden“. Dabei sei auch die Unterstützung durch das Umfeld und die Lehrenden wichtig gewesen: „Man muss schon beides richtig gern machen, um sich den Stress anzutun. Gleichzeitig war die Musik aber auch ein guter Ausgleich für die Medizin - und andersherum“, lacht Jana Gropp, die in Düsseldorf studierte.
Auch Sarah Bergé war sich lange nicht sicher, wie ihr beruflicher Weg aussehen sollte. In der Jugend das volle Programm aus Jungstudium, Meisterkursen und Wettbewerben. Aber dann? Medizin. In Münster - weil sich richtig anfühlte. Und weil sie beim „Jugend-Musiziert“-Auftritt im Rathaus der Westfalenmetropole dachte: Hier ist´s schön.
Eine zufällige Begegnung mit Pauline Gropp hatte weitreichende Folgen. „Pauline und ich haben uns beim Jungstudium in Köln kennengelernt und dann zufällig in Münster im Medizinstudium wiedergetroffen“, erzählt Sarah. Der erste gemeinsame Auftritt: die Beisetzung der Körperspender des „Präp(arier)-Kurses“ im zweiten Semester. Kurz darauf dann zum ersten Mal als Trio mit Jana Gropp in der Petrikirche in Münster. Weitere Auftritte, so in der Reihe „Performing Ar(z)t“ der Fachschaft und beim „Neue Wände“-Festival folgten; die Programmplanung lief inzwischen am Küchentisch der gemeinsamen WG und bei gutem Wetter auf der Wiese vor dem Schloss.
Kreativität statt Schubladendenken
Trotz klassischer Ausbildung beschränken sich die Konzerte von „Mesdames Musicales“ nicht auf Mendelssohn und Mozart. Als Crossover-Ensemble verbindet das Trio Klassik mit Musical, Chanson, Pop – und ergänzt das Repertoire durch eigene Kompositionen. „Dass wir uns nicht in eine Schublade stecken lassen, kam nicht überall gut an“, sagt Pianistin Pauline, die inzwischen auch ein Gesangsstudium abgeschlossen hat. „Aber uns geht es darum, auf der Bühne Geschichten zu erzählen – und dafür mischen wir gerne Genres“
Die Auftritte nahmen gerade richtig Fahrt auf, als ein ordentlicher Dämpfer wartete: die Corona-Pandemie. „2020 mussten wir viele Konzerte absagen. Das war sehr schade. Trotzdem haben wir die Zeit gut genutzt und uns musikalisch weiterentwickelt, Musikvideos gedreht und Arrangements geschrieben“, blicken die Musikerinnen zurück. Dreimal organisierten sie einen musikalischen Adventskalender und sammelten mehrere Zehntausend Euro an Spenden für die Hilfsorganisation „German Doctors“ und das „Friedensdorf International“. „Die Überreichung des Schecks an das Friedensdorf war für mich ein sehr besonderes Erlebnis und gab mir das Gefühl, etwas zurückgeben zu können, da ich als Studentin bei der Operation eines der Kinder aus dem Friedensdorf assistieren durfte“, blickt Jana zurück.
Heute sind die drei als Ärztinnen im Rheinland tätig: Jana in der Kinder- und Jugendmedizin, Sarah in der Allgemeinmedizin und als Studienärztin in der Rehaklinik Mediclin Fachklinik Rhein/Ruhr. Pauline arbeitet in der Psychosomatik der Universitätsklinik Düsseldorf und hat zusätzlich einen Lehrauftrag für Musikermedizin an der Musikhochschule Köln. Dass die Ärztinnen künftig für die Konzerte medizinisch etwas kürzertreten müssen, schließen sie nicht aus – aber Aufhören kommt nicht infrage.
Ein besonderer Anlass für ein Homecoming
Mit dem Jubiläum „100 Jahre Universitätsmedizin Münster“ wartete ein besonderes Gastspiel auf Mesdames Musicales. Der Leiter des Alumni-Vereins medAlum, privat auch beim „Neue-Wände“-Festival engagiert, erinnerte sich an den grandiosen Auftritt, den das Trio dort abgeliefert hatte, und schrieb Pauline Gropp an. Die stimmte dem angebotenen Auftritt bei der Eröffnungsfeier umgehend zu. „Wir haben uns riesig gefreut, dass wir auf dieser Veranstaltung spielen durften. Der Blick in die Vergangenheit und Zukunft war interessant und auch inspirierend“, so das Trio. Gänsehautmomente bescherten sie dem 300-köpfigen Publikum mit ihrem Medley aus dem „Libertango“ von Astor Piazzolla sowie den Hits „Despacito“ und „Señorita“, der stimmungsvollen „Nella Fantasia“ von Ennio Morricone. Das große Finale der Feier: ein gemeinsamer Auftritt mit 50 Sängerinnen und Sängern des „Chors der Medizinischen Fakultät“.
Vom Publikum gab es für das perfekte Zusammenspiel von Gesang, Klavier und Geige minutenlangen Beifall – und vom Dekan der Fakultät Dankesworte, die das Empfinden des Auditoriums auf den Punkt brachten: „Hier mussten sich gerade viele ein Tränchen verdrücken – ich als Kirchenmusiker auch“. Nach diesem Erfolg wird es sicher nicht der letzte Auftritt gewesen sein, den „Mesdames Musicales“ am Studienort absolvieren. Text: Marie-Elisabeth Wolter
Mit diesem Bericht setzt der Alumni-Verein „medAlum“ der Medizinischen Fakultät Münster seine Reihe von Porträts ungewöhnlicher „Ehemaliger“ fort. Basis der Serie ist das Absolventenregister von medAlum.






