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„Das ist eine medizinische Erfolgsgeschichte“: zwanzig Jahre Mammographie-Screening in NRW
Münster (rzmms/lb) - „Das systematische Früherkennungsprogramm von Brustkrebs mittels Mammographie ist eine medizinische Erfolgsgeschichte und dient nachweislich der effektiven Gesundheitsvorsorge für Frauen. Unter Teilnehmerinnen kann etwa jeder vierte Brustkrebs-Todesfall verhindert werden“, sagt Prof. Walter Heindel anlässlich des runden Jubiläums „seiner“ Einrichtung. Der Radiologe leitet das Referenzzentrum Mammographie Münster, das im laufenden „Brustkrebsmonat“ Oktober seit 20 Jahren besteht. Als eines von fünf nationalen Zentren ist es für das Mammographie-Screening-Programm in Nordrhein-Westfalen zuständig, das 22 Screening-Einheiten an 82 Standorten umfasst. Aus Anlass des „Geburtstages“ findet am kommenden Mittwoch [29.10.] ein wissenschaftliches Symposium am Sitz der Universität Münster, dem dortigen Schloss, statt. Auch der nordrhein-westfälische Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann, die Kassenärztlichen Vereinigungen und die gesetzlichen Krankenkassen betonen zum Jubiläum die Bedeutung des Mammographie-Screenings.
Brustkrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Frauen. Je früher sie erkannt wird, desto höher ist die Heilungschance. Jede achte Frau in Deutschland ist im Laufe ihres Lebens von dieser Tumorerkrankung betroffen; für 18.500 Frauen pro Jahr endet die Erkrankung tödlich. Deshalb wurde in Deutschland mit dem Mammographie-Screening-Programm ein systematisches Krebsfrüherkennungsprogramm nach europäischen Qualitätsstandards aufgebaut. Nach der Einführung ab 2005 stand es seit 2009 für Frauen ab 50 und bis 69 Jahre in ganz Deutschland zur Verfügung. 2024 folgte die Erweiterung bis 75 Jahre. Diese Altersgruppe wird alle zwei Jahre zu der Krebsfrüherkennungsuntersuchung eingeladen; die Kosten tragen die Krankenkassen. Das Programm wird gemeinsam vom Spitzenverband der Gesetzlichen Krankenversicherungen und der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) getragen. „Begleitende Forschungsprojekte mit dem Ziel, die Krebsfrüherkennung weiterzuentwickeln, waren von Anfang an Schwerpunkt des Referenzzentrums Münster“, so Heindel.
Technologische Weiterentwicklung der digitalen Mammographie
Seit 2018 prüft eine interdisziplinäre Arbeitsgruppe unter Leitung von Heindel und Prof. Stefanie Weigel in der Screening-Studie TOSYMA anhand von fast 100.000 Teilnehmerinnen, ob die technologische Weiterentwicklung der digitalen Mammographie zur digitalen Tomosynthese mit zahlreichen Bildschichten die Effektivität und Effizienz in der Früherkennung steigern kann. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert dieses Projekt bis 2027 mit mehr als 4,5 Millionen Euro. Die bisherigen Ergebnisse der TOSYMA-Studie wurden 2023 mit dem Hufeland-Preis ausgezeichnet, dem bedeutendsten Medizinpreis Deutschlands in der Präventivmedizin. Aktuell beschäftigt sich die Forschungsgruppe mit der Bewertung des mittelfristigen Nutzens beim Einsatz der digitalen Tomosynthese durch Auswertung von Krebsregisterdaten. „Die Weiterentwicklung der Mammographie ist insbesondere bei Erstteilnehmerinnen des Früherkennungsprogramms und bei Frauen mit dichtem Brustgewebe dem Standard überlegen“, resümiert Professorin Weigel.
Laumann: Großer Erfolg für die Frauengesundheit
NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann betont die Bedeutung des Programms: „Das Mammographie-Screening ist ein zentrales Instrument der Krebsfrüherkennung und ein großer Erfolg für die Frauengesundheit. Wissenschaftliche Ergebnisse zeigen klar, dass eine Teilnahme am Screening die Brustkrebssterblichkeit deutlich senken kann. Das wiederum verdeutlicht eindrucksvoll, wie wichtig und wirksam Prävention ist. Mein Dank gilt allen Beteiligten, insbesondere dem Referenzzentrum Münster und dem Landeskrebsregister Nordrhein-Westfalen. Mit ihrer hervorragenden Arbeit schaffen diese Einrichtungen die Basis für eine verlässliche und wissenschaftlich fundierte Weiterentwicklung des Programms. Das zeigt: Forschung, Versorgung und Prävention greifen in Nordrhein-Westfalen vorbildlich ineinander – zum Schutz der Gesundheit von Millionen Frauen.“
2,9 Millionen Frauen in NRW haben Anspruch auf das Screening
In NRW organisieren die beiden Kassenärztlichen Vereinigungen Westfalen-Lippe (KVWL; zwölf Screening-Einheiten mit 45 festen Mammographie-Einheiten sowie zwei Mammobilen) und Nordrhein (KVNO; zehn Screening-Einheiten mit 29 festen Mammographie-Einheiten und sechs Mammobilen) das Früherkennungsangebot. Rund 2,9 Millionen Frauen sind derzeit landesweit zur Teilnahme berechtigt. Sie werden durch die sogenannten Zentralen Stellen idealerweise wohnortnah in eine Mammographie-Einheit eingeladen. Frauen, die in ländlicheren Regionen leben, haben zudem die Möglichkeit, eine der mobilen Mammographie-Einheiten – die Mammobile – aufzusuchen. Zwischen Rhein und Weser haben 2024 mehr als 55 Prozent der anspruchsberechtigen Frauen das Screening-Programm genutzt.
Anke Richter-Scheer, stellvertretende Vorstandsvorsitzende der KVWL: „Mein eindringlicher Appell an alle im Gesundheitswesen Tätigen lautet: Informieren Sie Ihre Patientinnen über das Früherkennungsprogramm. Und meine Bitte an alle anspruchsberechtigten Frauen ist: Nutzen Sie das Angebot im eigenen Interesse – denn nur eine frühe Diagnose rettet Ihr Leben.“ Auch Dr. Frank Bergmann, Vorstandsvorsitzender der KVNO, unterstreicht die Relevanz des Programms: „Das Mammographie-Screening wird von den Ärztinnen und Ärzten mit großem Engagement getragen. Wir wünschen uns, dass noch viel mehr Frauen das Screening-Angebot nutzen, denn mit einer noch höheren Teilnahmequote könnte die Brustkrebssterblichkeit im Land weiter sinken.“
„Untersuchungen nach festen Qualitätsstandards“
Tom Ackermann, Vorstandsvorsitzender der AOK NordWest, hebt stellvertretend für die beteiligten Krankenkassen hervor: „Das Mammographie-Screening hat sich als wertvolles Element in der Brustkrebsfrüherkennung bewährt. Es bietet Frauen die Sicherheit, dass jede Untersuchung nach festen Qualitätsstandards erfolgt – von der Einladung bis zur Befundmitteilung. Die gesetzlichen Krankenkassen bleiben für das Programm auch in Zukunft ein verlässlicher Partner.“
Die interessierte Öffentlichkeit ist zum Symposium des Referenzzentrums Mammographie Münster am 29. Oktober eingeladen (Beginn 16.00 Uhr, Aula des Schlosses Münster). Anmeldungen sind unter diesem Link möglich: https://pretix.eu/mammographie-ukm/symposium2025/





