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Kleine Gefäße mit großer Wirkung: Münstersche Biochemikerin bringt Expertise der Grundlagenforschung in neues EU-Projekt ein

Prof. Lydia Sorokin (Foto: WWU/P. Grewer)

Münster (upm) - Schlaganfall und Demenz gehören zu den größten Gesundheitsproblemen in Europa. Beide Krankheiten sind eng verbunden mit Störungen der kleinsten Blutgefäße im Hirn (englisch: Cerebral Small Vessel Diseases, SVDs). Diese Störungen sind verantwortlich für mehr als 30 Prozent aller Schlaganfälle und mindestens 40 Prozent aller Demenzfälle. Trotzdem gibt es bisher keine Behandlungsmethoden für SVDs, deren Wirkung nachweisbar ist. Wissenschaftler von überwiegend europäischen Universitäten und Instituten erforschen in einem breit angelegten EU-Projekt nun die molekularen und zellulären Mechanismen von Erkrankungen kleiner Gefäße.
Zehn Hochschulen und Forschungsinstitute aus Europa und den USA sind ebenso daran beteiligt wie ein Patientenverbund. Das Projekt bringt Grundlagenforscher und Ärzte mit einer breiten Wissensspektrum Palette zusammen, darunter Prof. Dr. Lydia Sorokin, Leiterin des Instituts für Physiologische Chemie und Pathobiochemie  und Sprecherin des Exzellenzclusters "Cells in Motion" der Universität Münster (WWU). Das neue Netzwerk nennt sich "Small vessel diseases in a mechanistic perspective: Targets for Intervention in Stroke and Dementia" ("SVDs@target") und wird für fünf Jahre im Forschungs- und Innovationsprogramm Horizont 2020 der Europäischen Kommission mit einer Fördersumme von sechs Millionen Euro finanziert.
Die meisten Mitglieder von "SVDs@target" sind Kliniker. Lydia Sorokin zählt zu den wenigen Grundlagenforschern des Netzwerks. Sie forscht mit klinischem Bezug und bringt neben ihrem Know-how auf einem einzigartigen Forschungsgebiet ebenso Methoden ein, die man auch bei menschlichen Zellproben anwenden kann. "Wir untersuchen die extrazelluläre Matrix von Gefäßen im Gehirn, die sich von Blutgefäßen in anderen Geweben unterscheiden. Sie schirmen sich sehr dicht gegen andere Stoffe und Zellen ab und bilden die sogenannte Blut-Hirn-Schranke", erklärt Lydia Sorokin. "Wir haben gezeigt, dass nicht nur die zelluläre Zusammensetzung der Blutgefäße, sondern auch die extrazelluläre Matrix zu dieser speziellen Struktur und Funktion beiträgt." Darüber hinaus bringt Lydia Sorokin ihre Expertise über Entzündung im Gehirn ein. "Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass Entzündungen bei mehreren neurodegenerativen Erkrankungen, also auch Kleingefäßerkrankungen, eine Rolle spielen", sagt Lydia Sorokin. "Das untersuchen wir im neuen Projekt."

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