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Künstliche Intelligenz in der Medizin: „KI-AIM“ soll Brücke zwischen Datenschutz und Forschung bauen

Neun Vertreter der an KI-AIM beteiligten Forschungsinstitute und Unternehmen kamen jetzt zum Auftakttreffen des Projektes in Münster zusammen (Foto: WWU/Ph. Neuhaus)

Münster (mfm/nn) - Spätestens seit dem Hype um die Software „ChatGPT“ ist das Thema künstliche Intelligenz (KI) in aller Munde. Auch in der Medizin ist der Trend angekommen - allerdings kollidieren dort zwei Welten: die der datenbasierten Forschung und die des Datenschutzes für Patientinnen und Patienten. Das soll sich ändern: Das Verbundprojekt „KI-basierte Anonymisierung in der Medizin“ (KI-AIM), ein Zusammenschluss aus Universitäten, Forschungszentren und Unternehmen, will künstliche Intelligenz nutzen, um die abweichenden Interessen in Einklang zu bringen. Das Bundesforschungsministerium unterstützt das Vorhaben mit 1,4 Mio. Euro; davon gehen rund 650.000 Euro an die Westfälische Wilhelms-Universität (WWU) Münster. Dr. Michael Storck vom Institut für Medizinische Informatik (IMI), Projektleiter von KI-AIM, konnte jetzt die Verbundbeteiligten in Münster zum Auftakttreffen begrüßen und mit ihnen das weitere Vorgehen abstimmen.

Medizinische Daten sind hochkomplex und gleichzeitig hochgradig sensibel sowie schützenswert. Selbstverständlich unterliegen auch die Informationen zu Patientinnen und Patienten den strengen Richtlinien der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), was - aus wissenschaftlicher Perspektive - die Nutzung und Verwertung erschwert. Innerhalb von KI-AIM wird daher eine Anonymisierungsplattform entwickelt, die die Bereitstellung großer Mengen an Daten ohne individuellen Personenbezug ermöglichen soll. Der erleichterte Zugang zu den Daten wiederum trägt dazu bei, neue innovative Lösungsansätze für datenbasierte Anwendungen zu entwickeln, mit Hilfe derer Krankheiten besser diagnostiziert und behandelt werden können. Dieser Fortschritt kann auch die kommerzielle Entwicklung der künstlichen Intelligenz im Gesundheitswesen vorantreiben, sodass medizinische Forschung die neuen Möglichkeiten bestmöglich ausschöpft. KI-AIM hat also eine Doppelrolle: Einerseits kann mithilfe von KI eine wichtige Methode zur Datenanalyse etabliert werden, andererseits eröffnen sich neue Möglichkeiten im Forschungsfeld der Daten-Anonymisierung und -Synthetisierung.

Hierzu forscht das IMI zusammen mit dem Hauttumorzentrum (HTZ) des Universitätsklinikums Münster, dem Deutschen Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI), dem Berlin Institute of Health (BIH) und der DATATREE AG. Das BIH und DFKI entwickeln die Anonymisierungsplattform basierend auf den Vorarbeiten im Bereich der Künstlichen Intelligenz und der Anonymisierung und Synthetisierung von Daten. Das IMI und das HTZ evaluieren die Anonymisierungsplattform anhand vorher festgelegter Anwendungsfälle bezüglich Privatheit und Nutzbarkeit der Daten sowie Gebrauchstauglichkeit der Plattform. Die DATATREE AG begleitet das Projekt datenschutzrechtlich und entwickelt Metriken zur Bewertung des Reidentifizierungsrisikos von Personen in Datensätzen.

Die neun zum Auftakttreffen angereisten Vertreter des Projektes aus Berlin, Dortmund, Trier und Münster sind sich einig, dass das Projekt auf vielfältige Weise hilft: Es erleichtere die Forschung im Bereich der KI, es ermögliche weitere Innovationen im Bereich der Medizin und der Industrie und gewährleiste eine bessere Verfügbarkeit von medizinischen Daten. Projektleiter Storck denkt noch weiter: „Durch die Bereitstellung der entwickelten Plattform als Open-Source-Software und die Etablierung einer Community lässt sich mittel- bis langfristig ein Standortvorteil für Deutschland und Europa schaffen“, hofft der Informatiker.

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