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Je härter, desto ungefährlicher: Grundlagenarbeit von Timo Korb über Tumorzellen erhält Promotionspreis

Prof. Volker Arolt, Dr. Timo Korb und Andreas Krebs bei der Preisübergabe (Foto: FZ)

Münster (mfm/pc) - Was drin steht, verrät schon die Titelseite. Eine größere Leserschaft dürfte die Studie von Timo Korb gerade deshalb nicht erreichen. „Die Integrität von Aktinfilamenten und Mikrotubuli beeinflusst die Tumorzelladhäsion im Rahmen der Metastasierung“ nannte der gebürtige Paderborner seine Promotion. Die ist zwar für Fachleute bestimmt, aber für fast alle Krebspatienten bedeutsam. Deshalb wurde der Jungforscher jetzt mit dem Promotionspreis 2007 ausgezeichnet.
„Mit der Zahl der hier eingereichten Promotionen und Habilitationen ist Münster führend in Nordrhein-Westfalen. Und was die Qualität der Arbeiten betrifft, möchte ich dasselbe behaupten“. Ein gewisser Stolz war Prof. Volker Arolt anzumerken, als er am Freitag [27.04.] die Promotionsfeier der Medizinischen Fakultät eröffnete. Genau 158 Absolventen hatte der Dekan zu der Veranstaltung im Lehrgebäude eingeladen, um ihnen die Promotionsurkunde zu übergeben. Noch einmal genauso viele werden im Spätherbst erwartet: Als einer von nur wenigen Fachbereichen, bei denen ein Studienbeginn auch im Sommer möglich ist, veranstalten die Mediziner zweimal jährlich eine Promotionsfeier.
Den Beweis für seine Einschätzung reichte der Dekan gleich nach – in Person von Timo Korb. Der Nachwuchswissenschaftler erhielt für seine mit der Bestnote summa cum laude bewertete Untersuchung nicht nur die Doktorwürde, sondern auch den von Wyeth Pharma gestifteten Promotionspreis. Die Verleihung dieser Auszeichnung durch das in Münster ansässige Arzneimittelunternehmen hat bereits Tradition: Schon zum neunten Mal wurde die mit 2.500 Euro dotierte Auszeichnung von Wyeth Pharma unterstützt.
Mit dem Promotionspreis wird die Arbeit junger Mediziner gewürdigt, die durch innovative Forschungen zur Weiterentwicklung des Verständnisses von biomedizinischen Prozessen und Krankheiten beitragen. "Als forschendes Arzneimittelunternehmen ist es unser Anliegen, das Engagement von ambitionierten Wissenschaftlern an der Medizinischen Fakultät hier in Münster anzuerkennen und zu fördern", gratulierte Andreas Krebs, Geschäftsführer von Wyeth Pharma, dem Preisträger.
Dessen Untersuchungen, durchgeführt an der Klinik und Poliklinik für Allgemeine Chirurgie und betreut von Priv.-Doz. Dr. Jörg Haier, befassen sich mit der Ausbreitung von Krebserkrankungen im Körper. Das Grundprinzip ist Onkologen lange bekannt: Ausgestreute Krebszellen „schwimmen“ im Blutkreislauf mit, verfangen sich in den immer enger werdenden Gefäßen und lösen an diesen Stellen die Bildung von Tochtergeschwulsten aus. Weitgehend im Dunkeln liegen aber noch die Mechanismen, nach denen dieser Prozess abläuft. Warum beispielsweise „docken“ sich die Zellen gerade in bestimmten Organen an?
Korb wies anhand von Darmkarzinomzellen nach, dass ein Zusammenhang besteht zwischen der inneren Struktur der Zellen, dem so genannten Zytoskelett, und ihrer Fähigkeit, sich an die Gefäßwände anzuheften. Umgekehrt: Gelänge es, das Zytoskelett zu beeinflussen„ ließe sich die Gefahr von Metastasenbildungen verringern. „Vereinfacht gesagt: Je ‚härter’ die Tumorzelle, desto weniger ist sie in der Lage, eine Tochtergeschwulst zu bilden“, erläutert der 28jährige.
„Bis wir hier Eingriffsmöglichkeiten haben, werden aber noch Jahre vergehen“, dämpft Korb allzu hohe Erwartungen. Seine Arbeit werden nun andere Wissenschaftler fortführen müssen, denn er selbst ist inzwischen in die Praxis gewechselt: Seit Anfang des Jahres arbeitet der Arzt in der Inneren Abteilung des St.-Josefs-Krankenhauses in Salzkotten.
Während das Berufsleben für den Paderborner gerade begonnen hat, ist es für zwei andere Teilnehmer der Promotionsfeier bereits Erinnerung: Vor einem halben Jahrhundert, 1957, erwarben Dr. Regina Kaulbach und für Dr. Jürgen Grandjot an der Medizinischen Fakultät Münster ihre akademischen Titel. Als Ehrengäste der Veranstaltung wurden die beiden Alt-Absolventen für ihre langjährige Tätigkeit im Dienste der Medizin mit der Verleihung der Golden Doktorwürde geehrt.

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